BLOCKFLÖTE UND KONTRABASSViel Höhen und Tiefen

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Nadja Schubert und Sasscha Delbrouck bringen bei recorder & bass gemeinsam die Gegensätze zum Klingen. (Bild: Rakoczy)

Nadja Schubert und Sasscha Delbrouck bringen bei recorder & bass gemeinsam die Gegensätze zum Klingen. (Bild: Rakoczy)

Schon die Besetzung ist ungewöhnlich: Blockflöte und Kontrabass - ein Gegensatzpaar voller Spannungen, aber doch stets im harmonischen Zusammenspiel. Das ist das Duo recorder & bass aus Köln. Da Gegensätze sich anziehen, haben Nadja Schubert (Blockflöte) und Sascha Delbrouck (Bass) bereits während ihres Studiums an der Kölner Musikhochschule zusammengefunden. 1996 gründeten sie das Duo recorder & bass. (recorder ist der englische Ausdruck für Blockflöte). Seither sind sie stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten für ihre Instrumente. Mit einer Mischung aus Jazzstandards, Volksliedbearbeitungen und Eigenkompositionen sorgten die beiden bereits auf Festivals für Aufsehen.

Auch in Fachkreisen sind beide alte Bekannte auf neuen Wegen. Die 37-jährige Nadja Schubert wuchs mit der Blockflöte auf und suchte sich schon früh ihren eigenen Weg als Jazzblockflötistin. Sie hat als Blockflötistin unter anderem mit der Philharmonica Hungarica, dem Kölner Kammerorchester, dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester und den Deutschen Bachsolisten gearbeitet. Schon 1992 gründete sie ihr eigenes Jazzquartett, in dem auch Sascha Delbrouck mitspielte. Hier hatten beide ihr Aha-Erlebnis und erlebten, wie es möglich ist, Jazzstandards neu zu arrangieren.

„Wir haben geschaut, zu welchen Stücken auch die Blockflöte statt Saxofon passt und so unsere eigene Musik entwickelt, die speziell auf mein Instrument zugeschnitten war“, sagt Nadja Schubert. Schnell wurde klar, dass das tiefste und höchste Instrument der Band gemeinsam die Höhepunkte der Konzerte ausmachten. Also gründeten Schubert und Delbrouck ihre Band recorder & bass und brachten 1996 ihre erste gemeinsame Platte heraus. Das aktuelle Album „Songs Unsung“ ist die zweite CD der Band. Diese elf „ungesungene Lieder“ auf der CD sind die Essenz der Experimente der vergangenen Jahre. Nadja Schubert hat auf vielen verschiedenen Flöten und flötenähnlichen Instrumenten wie etwa dem Gemshorn die Standards ausprobiert und erweitert. Auch Sascha Delbrouck griff außer zu dem normalen Kontrabass zum E-Bass oder sechsseitigen Kontrabass. „Auf dieser Basis haben wir lange experimentiert und die Klangfarben optimal aufeinander abgestimmt. So konnten wir mehr Akkorde ausdrücken und eine größere Mehrstimmigkeit erzeugen“, sagt der Bassist.

Trotz der Experimente ist „Songs Unsung“ eher schlichter gehalten als zu den Anfangszeiten der Band. Wie der Titel schon sagt, stehen die Songs im Vordergrund. „Songs Unsung“ könnte auch eine Sänger / Instrumentalistenplatte sein, bei der Sascha Delbrouck den harmonischen, mehrstimmigen Part übernimmt. Nadja Schubert und ihre Flöten wären dann so etwas wie der Gesangspart.

„Die Geschichten hinter den Liedern werden nicht durch den Text, sondern durch die Melodien ausgedrückt“, erklärt Delbrouck, der alle Lieder bis auf „Ballerina“ geschrieben hat. Diesen letzten Song hat Nadja Schubert „hereingemogelt“. Die Sängerin fand diese alte Spieluhrmelodie so skurril, dass sie gleich zu ihrem Lieblingslied auf der Platte wurde. Dass „Songs Unsung“ nach zwölf Jahren erst die zweite Platte des Duos ist, liegt daran, dass beide Musiker häufig mit eigenen und anderen Projekten beschäftigt sind. Außerdem führen beide gemeinsam seit 2005 die „Nadja Schubert Musikschule“ in der Sürther Hauptstraße 149 in Sürth und fördern hier den musikalischen Nachwuchs. Nadja Schubert hat ihr Talent selbst bereits als Jugendliche unter Beweis gestellt und gewann dreimal den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. An der Musikhochschule Köln studierte sie Instrumentalpädagogik und Hochschulklasse.

Auch Sascha Delbrouck ist im Jazz ebenso beheimatet wie in der klassischen Musik. Er studierte an den Musikhochschulen Köln und Essen im Hauptfach klassischen Kontrabass und später Jazz- und Popularmusik in Köln. Der 39-Jährige Kölner ist als Komponist tätig, besitzt die Plattenfirma „Mr. D. Music“ und ist Vorsitzender der Cologne Jazz Association. Seine eigene Band „Delboux Bass Society“ wurde von der Zeitschrift „Jazzthing“ mit dem „Next Generation of Jazz“-Preis ausgezeichnet. Doch auch die unterschiedlichen Wege, die die zwei Musiker gehen, führen sie und ihre so unterschiedlichen Instrumente letztendlich immer wieder zusammen. Sie ergänzen sich einfach zu gut.

Wer das Duo live erleben möchte, hat an folgenden Terminen Gelegenheit dazu: 15. Juni, 20 Uhr, Herz-Jesu-Kirche am Zülpicher Platz. Und am 22. Juni, 17 Uhr, Jazzfestival in Idstein (Hessen) Kontakt: 0 22 36 / 96 18 43.

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