EisenbahngeschichteAus Pattscheids großen Zeiten

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Zu seinen Glanzzeiten hatte der Pattscheider Bahnhof nicht nur ein Empfangsgebäude, einen Güterschuppen und eine Ladestraße, sondern aucheinen Fahrdienstleiterraum im Anbau, derauch heute noch erkennbar ist.(BILD:STADTARCHIV)

Zu seinen Glanzzeiten hatte der Pattscheider Bahnhof nicht nur ein Empfangsgebäude, einen Güterschuppen und eine Ladestraße, sondern aucheinen Fahrdienstleiterraum im Anbau, derauch heute noch erkennbar ist.(BILD:STADTARCHIV)

Leverkusen – Das „Fachblatt zur Geschichte der Köln-Bonner Eisenbahnen und des Verkehrsgeschehens im Großraum Köln / Bonn“ bietet in seiner jüngst erschienenen Ausgabe 2 / 2009 gleich zwei Beiträge zur Historie des Schienenverkehrs zwischen Opladen und Remscheid-Lennep einerseits sowie zwischen Opladen und Solingen-Ohligs andererseits. Ausführlich gewürdigt wird dabei vor allem der Pattscheider Bahnhof, der einst viel mehr als nur ein Haltepunkt des „Balkan-Express'“ war. In einem weiteren Beitrag geht es um die Straßenbahn von Opladen über Immigrath und Landwehr nach Ohligs, die auch eine Seitenlinie nach Lützenkirchen besaß. Rainer Willmanns, Unternehmensberater und Managementtrainer aus Pattscheid, hat sich dabei intensiv mit der Geschichte des nicht weit von seinem Firmensitz gelegenen Bahnhofs befasst.

Mit Unterstützung des Eisenbahn-Experten Hans-Peter Arenz, Herausgeber des „Köln-Bonner Verkehrsmagazins“, hat Willmanns dabei einige überraschende Erkenntnisse gewonnen aus jener Zeit, „als das kleine Pattscheid noch mittels eines Schienenstrangs mit der großen, weiten Welt in Verbindung stand“. So gab es in Pattscheid, wie es sich für einen richtigen Bahnhof gehört, zeitweise nicht nur Empfangsgebäude, Güterschuppen und Ladestraße, sondern auch einen kleinen, bis heute erhaltenen Anbau, in dem ein hochoffizieller Fahrdienstleiter residierte.

Zweigleisig

Völlig untypisch für eine an sich eher unbedeutende Nebenstrecke (in diesem Fall der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft) war außerdem, dass die 1881 eröffnete Verbindung Opladen - Pattscheid - Burscheid - Bergisch Born von 1910 bis 1945 zweigleisig ausgebaut war. Aufgrund von Kriegsschäden und Rohstoffmangel musste das zweite Gleis nach Kriegsende demontiert werden, um mit dem so gewonnenen Material wenigstens einen eingleisigen Betrieb zu gewährleisten, schreibt Willmanns.

Der Pattscheider Bahnhof wurde am 1. Mai 1902 feierlich eingeweiht, zuvor hatte es lediglich eine Personenhaltestelle in Höhe der heutigen Straße „Auf dem Bohnbüchel“ gegeben. Neben der Zweigleisigkeit zeichnete er sich von Anfang an durch seine fast schon als alpin zu bezeichnende Topographie aus. Die starken Höhenunterunterschiede des Gelände führten beispielsweise dazu, dass die Station auf zwei Ebenen angelegt werden musste: einer oberen mit dem Bahnhofsgebäude und dem Hausbahnsteig und einer unteren mit dem Streckengleis und (ab 1910) ebenfalls einem Bahnsteig. Zu den unterschiedlichen Ebenen gelangten die Fahrgäste durch Tunnel, von denen einer bis heute besteht. Der ab 1910 nur noch für die Güterabfertigung genutzte Hausbahnsteig erlebte nach dem Krieg noch einmal eine Renaissance: Weil die unteren Streckengleise durch Bombentreffer unbrauchbar geworden waren, mussten die Züge zeitweise über das obere Gleis umgeleitet werden. Völlig überfüllt mit Fahrgästen auf Hamsterfahrt ins Bergische schaffte der Zug die steile Auffahrt beim ersten Versuch aber oft genug nicht und musste rund 1,5 Kilometer zurückrollen, um einen neuen Anlauf zu nehmen. Von 1965 bis Ende der 70er Jahre diente das obere Gleis noch dem Güterverkehr der Firma Illbruck, und bis zur endgültigen Einstellung auch des Personenverkehrs im Mai 1991 fristete der Bahnhof Pattscheid nur noch ein Dasein als unbesetzter Haltepunkt an der „Balkan-Express“-Linie 411. Dem drohenden Verfall entging das denkmalgeschützte Gebäude dank der Firma Illbruck, die es kaufte, aufwändig restaurierte und heute als Konferenz- und Medienzentrum nutzt. Soweit die Recherchen von Rainer Willmanns und Hans-Peter Arenz. Axel Reuther befasst sich ein paar Seiten weiter unter dem Titel „Exoten aus dem Rhein-Wupper-Kreis“ mit der bis dahin rätselhaften Frage, warum die Kölner Verkehrsbetriebe Mitte der 50er Jahre drei zu diesem Zeitpunkt bereits 40 Jahre alte Triebwagen der Rhein-Wupper-Bahn kaufte, die den Straßenbahnbetrieb zwischen Opladen und Ohligs am 1. Juli 1955 eingestellt hatte.

Wer sich für das aktuelle Heft oder frühere Ausgaben des „Köln-Bonner Verkehrsmagazins“ interessiert, kann sich an Hans-Peter Arenz

wenden: 02233 / 7 87 76, Email: HPArenz@t-online.de

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