Nostalgische Orte in und um KölnAn diesen Orten scheint die Zeit stehen geblieben

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Ein Schutzraum für Modernitätsflüchtlinge ist das Café Jansen.

Ein Schutzraum für Modernitätsflüchtlinge ist das Café Jansen.

Köln – Wenn Sie nostalgisch werden und zurück denken an die Zeiten als die Partybahn Colonia-Express noch fuhr, wissen Sie dass dieses Stück Vergangenheit schon länger aus dem Kölner Stadtbild verschwunden ist. Die Fahrten mit dem Sonderfahrzeug hätten sich wirtschaftlich nicht getragen, erklärte KVB-Mediensprecher Matthias Pesch.

Auf Zeitreise in Köln

Doch auf Zeitreise in die Vergangenheit gehen, kann man in und um Köln aber noch anders: Nehmen Sie zum Beispiel Platz in der Abflughalle des Butzweiler Hofes, Kölns erstem Flughafen aus den 20er Jahren.

Oder trinken Sie Ihren Kaffee im Café Jansen, einem Ort, wo man sich zurückversetzt fühlt in die wirtschaftswunderlichen 50er Jahre – samt kulinarischem Angebot.

Besuchen Sie die Wasserspiele im Altenberger Märchenwald, die seit 1956 ohne Pause zur Aufführung kommen. Oder die Talsperre Diepental, die einst als komplette Freizeitanlage mit Ferienhäuschen, Restaurant, Schwimmbad, Minigolf und Ruderbooten gebaut wurde - perfekt für einen Tagesausflug mit den Kindern.

Wir haben eine Auswahl für Sie zusammengestellt. Achtung: Für ein authentisches Gefühl lassen Sie Ihr Smartphone am besten zu Hause, wenn Sie sich an diese Orte begeben, an denen die Zeit still steht.

Café Jansen/Fassbender, Köln-Innenstadt

Kuchen im Café Fassbender, früher Jansen

Kuchen im Café Fassbender, früher Jansen

Nur 20 Meter von der Hohe Straße entfernt, bietet das Café Jansen einen Schutzraum für Modernitätsverweigerer. Das Café besteht seit 1830 an der Ecke Obenmarspforten/Marspfortengasse. Es ist eines der ältesten Kaffeehäuser in Köln. Im Krieg wurde es komplett zerstört, in den Jahren 1949/1950 wieder aufgebaut.

1997 hat die Familie Jansen den Café-Betrieb an die Firma Fassbender aus Siegburg übergeben, die insgesamt acht Cafés in der Region betreibt. „Fast alle unsere Filialen sind modern, außer dieser hier. Das ist unser Schmuckstück“, sagt Mitarbeiterin Nadine Winter.

Die Inneneinrichtung ist in weiten Teilen original, wie zum Beispiel die Polsterstühle, die Vase in der Mitte, bei der es sich vermutlich um echtes Meissen-Porzellan handelt, sowie die Wandbehänge in royalem Gold-Rot. Der große runde Gastraum atmet den Charme der 50er Jahre, den viele Stammgäste, aber auch Touristen, schätzen.

Immer wieder kommen auch Promis, die hier in Ruhe gelassen werden und ihren Kaffee genießen. Welche das sind, wird nicht verraten. Diskretion wird im Café Jansen groß geschrieben. Aber auch Mitglieder der Inhaber-Familie Jansen kommen immer noch gerne vorbei.

Das Café diente schon als Filmkulisse. Szenen aus dem Fernsehfilm „Kalter Sommer“, der das Schicksal einer Familie in den Tagen des Mauerbaus erzählt, mit Iris Berben und Heinrich Ferch sind hier entstanden.

Café Jansen (Fassbender),Obenmarspforten, 50667 Köln, Tel: 0221 / 2727390

Paternoster, Köln

Der Paternoster der Bezirksregierung in der Zeughausstraße ist ein typisches 50er-Jahre-Modell.

Der Paternoster der Bezirksregierung in der Zeughausstraße ist ein typisches 50er-Jahre-Modell.

Paternoster – schon der Name ist altertümlich. Aber sinnvoll. Grubenarbeiter gaben ihm diesen Namen, weil die Ketten, an denen die Paternoster-Kabinen hängen, einem Rosenkranz ähneln. Am Rosenkranz wiederum heißen die jeweils zehnten Kügelchen Pater Noster.

Der erste Paternoster rotierte 1876 im Londoner General Post Office und wurde mit Dampf betrieben. Der älteste Kölner Paternoster befindet sich im Hansahochhaus. Er wurde im Jahr 1925 gebaut. Heute ist dort ein Hotel untergebracht.

Weitere Paternoster gibt es im Gebäude der IHK, der Bezirksregierung Köln, im WDR-Funkhaus am Wallrafplatz. Der Paternoster im Bild stammt aus dem Gebäude der Bezirksregierung Köln an der Zeughausstraße 8 und ist ein typisches 50er-Jahre-Modell. Leider sind alle Aufzüge nicht für den Publikumsverkehr geöffnet. Es sei denn, Sie erwischen die Pförtner auf dem richtigen Fuß.

Hansahochhaus, Azimut Hotel, Hansaring 97, 50670 Köln, Tel: 0221 88876 - 0; Bezirksregierung Köln; Zeughausstraße 8

Butzweilerhof, Köln-Ossendorf

Wie eine kleine Kopie des Berliner Flughafens Tempelhof sieht die Ankunftshalle im Butzweilerhof aus.

Wie eine kleine Kopie des Berliner Flughafens Tempelhof sieht die Ankunftshalle im Butzweilerhof aus.

Am 9. August 1909 brachten Graf Zeppelin und seine Mannschaft das Luftschiff LZ9 zurück in seinen Heimathafen in Köln. Viele Kölner waren dabei, als der Zeppelin am Reichsluftschiffhafen Cöln landete. Nach Jahren der militärischen Nutzung wurde der „Butz“ ab 1926 unter der Regie von Bürgermeister Konrad Adenauer zum Luftkreuz des Westens.

Im Jahr 1936 wurde er erweitert und zog von seinem alten Standort – wo heute Ikea ist – zu seinem heutigen Standort, einige hundert Meter weiter. Die Start- und Landebahn waren kreisförmige Rasenbahnen, mit einem Durchmesser von 1,2 Kilometern. „Eines der damals gängigen Reiseflugzeuge war die Ju 52 mit 17 Sitzplätzen“, erzählt Beate Korb von der Stiftung Butzweilerhof. 350 Meter reichten diesen Maschinen zum Starten und Landen.

Die Ankunftshalle wirkt wie eine kleinere Kopie des Berliner Flughafens Tempelhof. Nach 1945 starteten Motor- und Segelflugzeuge vom Butz. 1980 war Schluss mit der Fliegerei. Der Butz wurde vor ungefähr vier Jahren an private Investoren verkauft. Die planen die Eröffnung einer permanenten Oldtimer-Ausstellung und eines Hotels mit dem Namen „Butzweilerhof Nikolaus Otto Park“.

Das Schwester-Projekt „Motorworld“ gibt es bereits in Stuttgart-Böblingen. Seit Längerem herrscht eine große Aktivität auf dem ehemaligen Flugplatz. Neben abgeschlossenen Umbauarbeiten des Luftaufsichtsraums und der ehemaligen Empfangshallen, kann man sich am  Butzweilerhof nun auch trauen lassen. Hier ist eine offizielle Außenstelle des Kölner Standesamtes.

Stiftung Butzweilerhof, Butzweilerstraße 35 – 39, 50829 Köln; Kontakt: Beate Korb, Tel 02 21/59 35 38, Führungen nach Vereinbarung

Talsperre Diepental, Leichlingen

Am Kiosk auf der Terrasse des Diepental werden bei gutem Wetter Getränke und Snacks verkauft.

Am Kiosk auf der Terrasse des Diepental werden bei gutem Wetter Getränke und Snacks verkauft.

Die Talsperre Diepental besteht aus einem oberen und einem unteren See. Sie liegt zwischen Leverkusen und Leichlingen im Murbachtal. Der schon im 13. Jahrhundert erwähnte Rittersitz Diepental gelangte im Jahr 1897 in den Besitz der Familie Halbach, der das Areal bis heute gehört.

In den Jahren 1900 bis 1904 wurde die Talsperre gebaut, die bis in die 30er Jahre Leverkusen mit Strom belieferte. Der Restaurationsbetrieb begann im Jahr 1921. Heute besteht Diepental aus einer Wochenendhaus-Siedlung, die aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg datiert, einem Campingplatz, einem Freibad (öffnet am 6. Mai) und einer Minigolfanlage. Das große Restaurant ist allerdings inzwischen geschlossen. Die darin befindliche kleinere Bauernstube hat bei gutem Wetter geöffnet. Auch an dem Kiosk auf der Terrasse werden bei gutem Wetter Snacks und Getränke verkauft.

Das mobile Café Platzhirsch versorgt Besucher am unteren See. Da der obere inzwischen versandet, wurden die meisten Ruderboote im vergangenen Jahr abtransportiert. Der Steg lag auf dem Trockenen. Das Gesamt-Ensemble hat sich jedoch trotz Wassermangels einen ganz eigenen Charme bewahrt – und ein Spaziergang rund um die beiden Seen lohnt allemal.

Talsperre Diepental, Diepental 88, 42799 Leichlingen, Tel: 02171-30214

Märchenwald, Odenthal-Altenberg

Geheimnisvoll und ein bisschen gruselig: Der Märchenwald in Odenthal-Altenberg.

Geheimnisvoll und ein bisschen gruselig: Der Märchenwald in Odenthal-Altenberg.

Es ist die Mischung aus der dunklen Kühle des Waldes und den Figuren, die seit Jahrzehnten in der Bewegung erstarrt dastehen und die den Märchenwald geheimnisvoll aber auch ein bisschen gruselig machen. Dornröschen in ihrem weißen Kleid hat vermutlich viele Besucher und Jahreszeiten verschlafen. Ganz kleine Kinder können Angst bekommen, wenn die böse Hexe aus „Hänsel und Gretel“ per Knopfdruck lebendig wird. Ältere Kinder finden den Schauer, der ihnen dabei über den Rücken läuft, eher aufregend.

Ein Streichelzoo mit Ziegen ergänzt das märchenhafte Ambiente. Wilhelm Schneider gründete den Altenberger Märchenwald im Jahr 1931. Die Eigentümerfamilie hat den Park letztes Jahr wieder übernommen. Nach und nach sollen die Figuren restauriert werden, der ursprüngliche Charme dabei aber erhalten bleiben.

Der Park öffnet von März bis Oktober seine Pforten für Gäste. In der Winterzeit ist ein Besuch von November bis Februar möglich. Dann findet im Restaurant wieder täglich ein Schauspiel statt, das genauso aus der Zeit gefallen zu sein scheint, wie das ganze Ensemble: Täglich um 14 und 17 Uhr können Besucher bei Bergischen Waffeln der 1956 eingebauten, handbespielten Wasserorgel in der Gebrüder-Grimm-Halle zuschauen: Bunt beleuchtete Wasserfontänen spritzen synchron zur klassischen Musik in die Luft. (jam)

Deutscher Märchenwald, Märchenwaldweg 15, 51519 Odenthal-Altenberg, Tel 02174 / 40454

Buchhandlung Brauns, Frechen

Im Mariensaal der Buchhandlung Brauns in Frechen fanden einst öffentliche Boxkämpfe, Aufführungen der Kölner Oper und Lesungen statt.

Im Mariensaal der Buchhandlung Brauns in Frechen fanden einst öffentliche Boxkämpfe, Aufführungen der Kölner Oper und Lesungen statt.

An einem wahrhaft geschichtsträchtigen Ort betreibt Thomas Brauns in zweiter Generation seine Buchhandlung. Das Haus in der Keimesstraße ist das ehemalige Frechener Volkshaus. Es wurde in den Jahren 1924 – 26 gebaut. „Der Saal im oberen Stockwerk heißt Mariensaal, weil die Straße früher Marienstraße hieß. Hier fanden öffentliche Boxkämpfe, Aufführungen der Kölner Oper und Lesungen statt. Ricarda Huch und Agnes Miegel waren hier“, erzählt Inhaber Thomas Brauns. „Erst kürzlich erfuhr ich durch einen Kunden, dass hier auch Hans Böckler eine Zeit lang sein Büro hatte.

1953 eröffnete Vater Curt Brauns in dem Gebäude die erste Buchhandlung im nördlichen Rhein-Erft-Kreis. Sohn Thomas und seine Frau, beide gelernte Buchhändler, verlegten sich auf Antiquarisches. Neue Bücher kann man bei Brauns zwar auch kaufen, doch die zahlreichen Zimmer und den großen Saal füllen lange Regalreihen mit von Hand katalogisierten Büchern.

Vergangenes Jahr feierte die Buchhandlung ihr 60-jähriges Bestehen. Und die Brauns werden weitermachen: Tochter Christiane ist schon seit 20 Jahren mit im Geschäft, Sohn Tilmann führt nebenan eine Buchbinderei.

Buchhandlung und Antiquariat Brauns, Keimesstraße 22, 50226 Frechen,Tel: 02234 57691

Kino mit Charakter, Frechen

Kino mit Nostalgie-Charakter: Das Lindentheater in Frechen.

Kino mit Nostalgie-Charakter: Das Lindentheater in Frechen.

Das Kino an der Lindenstraße wurde im Jahr 1957 eröffnet. „Damals war es eins von fünf Kinos in Frechen“, erzählt Hilmar Stumpf vom Betreiber-Verein. Der Saal, der zu 100 Prozent original erhalten ist, hat 400 Sitzplätze. Nur die Bezüge der Sitze wurden erneuert und seit zwei Jahren gibt es einen digitalen Filmprojektor. Auch die Leinwand musste erneuert werden.

„Heute profitieren wir davon, dass der damalige Inhaber, Heinrich Bucco, so gut wie nichts an dem Saal gemacht hat. Alles ist echt 50er.“ Der Verein betreibt das Kino seit 1996. Jeden Tag läuft ein Hauptfilm, Vorstellung ist immer um 20 Uhr. An manchen Wochenenden gibt es am Nachmittag auch einen Kinderfilm. Jeden Mittwoch ist Filmclub-Zeit. 

Der Verein ist entstanden aus einem Filmclub am Gymnasium. Hilmar Stumpf war damals schon dabei. Heute steht das Kino unter Denkmalschutz.

Linden-Theater, Lindenstraße 16, 50226 Frechen, Tel: 02234 / 922789

Weitere Kinos in der Region mit Nostalgie-Charakter:

Berli, Wendelinusstraße 45, 50354 Hürth, 02233 933803

Kurtheater, Königstraße 19, 53773 Hennef (Sieg),02242 866727

Hallmackenreuther nach Streit geschlossen

hallmackenreuther

Das Hallmackenreuther am Brüsseler Platz.

Das Hallmackenreuther wurde nach dem Matratzenverkäufer aus dem bekannten Loriot-Sketch benannt.

Um aus der Druckerei, die vorher in dem Gebäude untergebracht war, eine Kneipe zu machen, musste alles, was drin war, herausgenommen werden. Auch die Treppe. Um die Voraussetzungen für einen Gastronomie-Betrieb zu schaffen musste etwa Schallschutz eingebaut werden, so dass der Innenraum um 20 Zentimeter geschrumpft ist.

Die Betreiber lagen immer Wert darauf, das Interieur im Originalzustand zu erhalten. Es hatte sich im Bestehen des Lokals seit 25 Jahren nichts an dem Mix aus 70er-Jahre-Mobiliar und 50er-Jahre-Einrichtung (Treppe, Lampen, Theke) geändert.

Im Jahr 2017 wurde das Hallmackenreuther überraschend geschlossen. Zwischen Betreiber und Vermieter hatte es einen Streit gegeben, der sich auch ins Jahr 2018 gezogen hat. Das Hauptverfahren steht noch aus.

Hier erfahren Sie mehr.

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