BilligprodukteGlühwein ist ein verkommenes Gesöff, warum Port viel besser ist!

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Auf auf dem Roncalliplatz vor dem Dom glüht es an den Glühwein-Ständen.

  • Endlich sind die Weihnachtsmärkte in Köln geöffnet. Der Glühwein ist deshalb aber leider nicht besser geworden.
  • Billig produziert, teuer verkauft heißt das Erfolgsrezept made in Germany.
  • Kolumnist Sebastian Bordthäuser hat eine Lösung: guten Port. Und er weiß auch, wo Sie ihn in Köln bekommen.
  • Lesen Sie hier weitere Folgen unserer Kolumne „Köln kulinarisch”.

Endlich ist es soweit: Seit Anfang dieser Woche haben die ersten Weihnachtsmärkte geöffnet – in Köln ist der Teufel los. Die Märkte sind Ort der Geselligkeit, der Zusammenkunft und des Frohsinns. Auch wenn man in den letzten Jahren dort zuweilen im T-Shirt auflaufen konnte, ist der Besuch für viele Menschen Pflicht.

Bis zum 23. Dezember bietet das alljährliche Highlight in weihnachtlicher Atmosphäre allerlei Zierrat und Nippes, Gedöns und Pfefferkuchen und natürlich die Attraktion Nummer eins, den Glühwein.

Bedauerliches Billigprodukt

Ob klassisch rot, mit Schuss, als Heißer Weißer oder als Version auf Apfelsaft-Basis, der gewürzte und gesüßte Wein gehört zum Weihnachtsmarkt wie die Gans zu Sankt Martin. Begleitet wird die Eröffnung alljährlich von den immer gleichen Berichterstattungen und Tests: Welcher Glühwein ist der beste, wo lauert Abzocke und wo ist‘s am billigsten.

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Doch was gibt es Jahr für Jahr schon Neues zu berichten? Nicht viel, denn bei Lichte betrachtet ist Glühwein zum Billigprodukt aus EU-Überschussproduktion verkommen, maßlos übersüß und versetzt mit künstlichen Aromastoffen, um die lausige Qualität des Grundweines zu maskieren.

Weinhaltiges Mischgetränk

Gewürze sind natürlich viel zu teuer und sogar der Zucker wird inzwischen ersetzt durch den billigeren Fructose-Glucose Sirup. Billig produziert und teuer verkauft, so heißt das Erfolgsrezept made in Germany. Streng genommen handelt es sich nicht mal um Wein, sondern um ein Weinhaltiges Mischgetränk. Das fällt somit unter die Kategorie Cocktails, Subkategorie Punsch. Auch beim Glühwein gilt: Ohne gute Zutaten kann das Endergebnis nichts taugen. Doch das ist offensichtlich egal.

Mit Sachverstand und Liebe

Es geht nicht um das beste Getränk, sondern um Geselligkeit, da akzeptiert man schon mal den lieblosen Abglanz eines Produktes, dass mit Sachverstand und Liebe hergestellt eigentlich etwas Schönes sein könnte. Die jährlich eintrudelnden Anfragen zu Weihnachtsmarkt-Tests und Glühwein-Blindverkostungen sage ich regelmäßig ab, denn meine Antwort auf die Frage nach dem besten Glühwein ist seit Jahren dieselbe: Portwein.

Warum Portwein das beste Wintergetränk ist

Portwein ist ein freundliches Getränk und perfekt für die kalte Jahreszeit. Der Klassiker der Weinwelt passt perfekt zu Lebkuchen, Printen und Pfeffernüssen und bereitet auch als Solist genossen große Freude. Anders als Glühwein, von dem in fünf Wochen mehr verkauft wird als über das Jahr an Portwein importiert wird, stammt Port immer von einem Produzenten, der mit seinem Namen auf dem Etikett steht. Herkunft statt Folklore ist die Prämisse für krediblen Spaß im Glas.

Noch dazu ist beim Portwein der Schuss schon enthalten, denn der fruchtsüße Wein wird durch Zugabe von Branntwein in der Gärung gestoppt. Wer es süß und fruchtig mag, wählt einen jungen Ruby Port, wer auf Pfefferkuchen, Nüsse und Orangen steht wählt einen Tawny Port, der geschmacklich schlanker und etwas würziger ausfällt. Und wer lieber Weiß trinkt, füllt weißen Port mit Tonic auf – dass passt dann auch zu den teils irrwitzig warmen Temperaturen der letzten Winter. 

Wer also über Portwein spottet, der werfe zuerst einen gestrengen Blick auf seinen Glühwein Becher zu wahnwitzigen Preisen. Und denen, die wirklich nicht auf ihren Glühwein verzichten wollen, empfehle ich einen Blick auf das erste historische überlieferte Rezept, welches beginnt wie folgt: „Man nehme 1/2 Liter guten Rotweines…“ Rhône-Wein ist dabei mein Tipp für alle, die sich nicht zum Port durchringen mögen.

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Tawny Port reift in Portweinfässern.

Bordhäusers Empfehlung:

Grahams Fine Tawny Port, 11,50 Euro

Grahams Fine White Port, 11,50 Euro

Grahams Six Grapes, 18,50 Euro

Für den Glühwein:

2017 Côtes du Rhône Réserve, Familie Perrin, 8,90 Euro

Alle Weine sind erhältlich im Kölner Weinkeller

www.koelner-weinkeller.de

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