AboAbonnieren

Weinkolumne von Romana EchenspergerWo man seinen Wein am besten lagert – auch ohne Keller

Lesezeit 3 Minuten
Weinflaschen liegen in einem Regal

Temperaturschwankungen tun dem Wein nicht gut, doch nicht jeder hat einen Weinkeller.

Nicht jeder Wein wird besser, wenn er gelagert wird. Und beim Lagern kann man einiges falsch machen, erklärt Wein-Expertin Romana Echensperger.

Der einzige Platz, an dem Hausstaub einen wichtigen Beitrag zur Atmosphäre leistet, ist der Weinkeller. Verstaubte Weinflaschen sehen irgendwie wertvoller aus, auch wenn die allermeisten Weine nicht von Flaschenreife profitieren. Besonders die Konsumweine, die man im Supermarkt oder Discounter kauft, sind so bereitet, dass sie beim Verkauf trinkfertig sind. Denn Kellermeister wie Einkäufer wissen, dass die allermeisten Weinfreunde gar nicht den Platz haben, um größere Mengen Wein ordentlich zu lagern.

Romana Echensperger

Romana Echensperger

ist Sommelière und Master of Wine. Für das Magazin des Kölner Stadt-Anzeiger und der Kölnischen Rundschau testet sie regelmäßig Weine und gibt Empfehlungen....

mehr

Nicht jeder Wein wird im Alter besser

Aber es gibt Weine, die mit ein paar Jahren Lagerung an Komplexität gewinnen. Dafür müssen diese über das gewisse BLIK verfügen. BLIK ist eine griffige Abkürzung und steht für Balance, Länge, Intensität und Komplexität. Ein simpler Pinot Grigio zum Beispiel mag vielleicht balanciert sein, aber es fehlt ihm an Länge am Gaumen, Aromen sind kaum vorhanden und komplex ist so ein Wein auch nicht. Ein Wein der branntig schmeckt oder an Sauerampfer erinnert, wird im Alter auch nicht besser. Nimmt man hingegen einen edlen Rotwein, mag dieser in der Jugend über zu straffe Gerbstoffe verfügen, aber dahinter blitzt eine Fruchtfülle auf. Feinste Weißweine können in der Jugend noch von ungestümen Hefearomen und Säure dominiert sein, aber sie verfügen eben auch über Frucht und Struktur.

Bei feinem Rotwein verändert die Reifephase die Farbe von Violett über Granatrot bis hin zum reifen Ziegelrot. Die Tannine werden abgemildert und das Aroma verändert sich im Laufe der Reifung. Die verschiedenen Inhaltsstoffe reagieren miteinander und neue Geruchstoffe entstehen. Ist ein Wein in der Jugend dominiert von Frucht- und Holzaromen vom Barriqueausbau, bekommt er im Alter ein komplexes Bukett mit Reifearomen wie Trüffel, Unterholz, Tabak und Heu. Bei Weißwein entwickeln sich nussige, kräuter- und honigartige Aromen. Sind Süßweine in der Jugend noch vordergründig fruchtig, bindet sich der Zucker dann angenehm ein. Es gibt jedoch einen Zeitpunkt der Überreife. Weißweine riechen dann häufig nach braunen Äpfeln oder haben einen metallischen Nachgeschmack. Überreife Rotweine werden bräunlich und haben keine Fruchtaromen mehr. Auch sie schmecken dünn, bitter und säuerlich, bis hin zum Essigstich.

Wichtig ist eine kühle wie gleichmäßige Lagertemperatur

Damit Weine optimal reifen können, braucht es einen guten Lagerplatz. Wichtig ist eine kühle wie gleichmäßige Lagertemperatur. Denn die Veränderungen im Wein sind auf chemische Prozesse zurückzuführen. Erhöht man die Temperatur um 10 Grad Celsius, laufen diese doppelt so schnell und weniger fein ab. Die optimale Lagertemperatur liegt zwischen 10 und 13 Grad. Noch wichtiger ist es, dass man große Temperaturunterschiede vermeidet. Denn bei wärmeren Temperaturen dehnt sich der Wein aus, bei kühleren zieht er sich wieder zusammen. Das kann den Kork beschädigen, was wiederum für mehr Sauerstoffeintrag sorgt und den Wein schneller und schlechter altern lässt. Ebenso sollte es dunkel sein, denn UV-Strahlung beschleunigt die Zersetzung des Weines.

Wer in seiner Stadtwohnung keinen Keller hat und die Investition in einen Weinkühlschrank scheut, sollte die Weine im Karton belassen und an einem ungeheizten Ort in der Wohnung lagern. Das kann unterm Bett oder am Schrankboden sein. Wer also sein Schlafzimmer nicht heizt, kann hier wunderbar seine Schätze lagern. Manche Weinhändler oder Winzer bieten auch an, Weine für ihre Kunden zu lagern. Ebenso gibt es spezialisierte Firmen, die Weine dokumentiert lagern und dann Lagerzertifikate ausstellen können. Das ist wichtig, wenn man die Schätze später gewinnbringend versteigern möchte. Wer aber gerne gereifte Weine genießt und sich die Lagerung ersparen will, fragt am besten seine Weinhändler oder Winzer des Vertrauens nach gereiften Bouteillen. Auch so kommt man auf seine Kosten.