Bürokratie in KölnWarum leerstehende Gebäude nicht zu Flüchtlingsheimen werden

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Das Ulrich-Haberland-Haus in Stammheim.

Das Ulrich-Haberland-Haus in Stammheim.

Haberland-Haus ungeignet

Immer wieder wird  das Ulrich-Haberland-Haus im Stammheimer Schlosspark, das seit mehr als zehn Jahren leer steht, als Flüchtlingsunterkunft ins Gespräch gebracht. Die Stadt hält  das Gebäude für nicht geeignet.

Grund seien die Geruchsbelästigung durch das nahe Großklärwerk und die Lärmbelästigung durch Flugzeuge. Außerdem sei der Umbau zu teuer.

Mit denselben Argumenten lehnt die Verwaltung auch seit Jahren jeden Versuch  ab, das Haus in ein Altersheim umzuwandeln.

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Baumarkt darf nicht genutzt werden

Forderungen, den  ehemaligen Max-Bahr-Baumarkt in Buchheim zur Notunterkunft für Flüchtlinge umzuwandeln, sind mehrfach  laut geworden. Die Stadt  lehnte das Gebäude jedoch wegen der Nähe zu den Acla-Werken ab.

Dass Hunderte von Menschen seit Jahrzehnten in der Nachbarschaft des Chemie-Unternehmens leben, dass nahebei eine Schule und ein Kindergarten liegen und  nur einige hundert Meter weiter  eine Turnhalle mit Flüchtlingen belegt ist, zählt für die Verwaltung nicht.

„Die umliegende Wohnbebauung hat Bestandsschutz“, sagt der zuständige Wohnungsamtsleiter Josef Ludwig. Neue Gebäude oder die Umnutzung eines früheren Baumarkts dagegen seien in der Nähe eines Störfallbetriebs wie den Acla-Werken  nicht genehmigungsfähig. Grund: Für neue Vorhaben, auch wenn sie nur provisorisch sind, gelten die aktuellen Bauvorschriften. Und die sind wesentlich schärfer, als es früher der Fall war.

Streit um den Mietpreis für Gelände in Mülheim

Private Eigentümer hatten der Verwaltung ein brachliegendes Gewerbegelände direkt am Rhein an der Domagkstraße angeboten. Die Stadt war zunächst interessiert, es gab sogar schon einen Vertragsentwurf zur Anmietung. Container für bis zu 60 Flüchtlinge hätten auf dem  Areal Platz gefunden.

Doch dann konnten sich beide Seiten nicht auf einen Mietpreis einigen. Die Eigentümer forderten mindestens 1,50 Euro pro Quadratmeter, die Stadt wollte nur 40 Cent zahlen – im Monat also 440 Euro.

Zum Vergleich: Für die Unterbringung eines einzigen Flüchtlings im Hotel zahlt die Stadt monatlich etwa 750 Euro.

Stadt lehnt Gebäude in Buchheim ab

An der Piccoloministraße besitzt die Stadt ein Gebäude, das  teilweise von einer Firma genutzt wird. In die leerstehenden Etagen könnten Flüchtlinge einziehen. Die Stadt lehnt dies jedoch ab, weil in der Nähe zwei Gastanks der Rheinenergie stehen.

Zudem gebe es eine erhebliche Belastung durch Verkehrslärm.  Mit der gleichen Begründung dürfte die Verwaltung auch den  brachliegenden  Sportplatz daneben als Standort für Unterkünfte ablehnen.

Für die Anwohner ist das schwer verständlich: Schließlich wurde dort jahrzehntelang Fußball gespielt, Hunderte Menschen arbeiten im nahen Gewerbegebiet.

Bürgerhaus Mütze als ungeeignet eingestuft

Das Bürgerhaus „Mütze“ an der Berliner Straße wollte in einem leerstehenden Werkstattgebäude  minderjährige Flüchtlinge unterbringen und hatte eine soziale Betreuung der Jugendlichen angeboten. Die Verwaltung bemängelte den „Werkstatt-Charakter“, eine mangelnde Belüftung, zu wenige Fenster und Sanitäranlagen. Der Umbau würde zu teuer. Auf dem privaten Wohnungsmarkt ließen sich die hohen loftartigen Räume wohl für gutes Geld vermieten.

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