Energie am Deutzer Hafen„Klimawende Köln“ protestiert gegen Fernwärmenetz – Passanten reagieren verhalten

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Blick auf den Deutzer Hafen am Rhein in Köln.

Die Klimawende Köln hat am Samstag zu einer Demonstration am Deutzer Hafen aufgerufen. (Symbolfoto)

Die Demonstration am Deutzer Hafen zeigte die Kontroverse um die Einführung eines Fernwärmenetzes in Köln.

Die Klimawende Köln, ein Verein, der sich für eine nachhaltige Energieversorgung einsetzt, hat am Samstag zu einer Demonstration am Deutzer Hafen aufgerufen. Im Rahmen des städtischen Projekts „Moderne Stadt“ soll das Energieversorgungsunternehmen Rheinenergie angekündigt haben, das Neubaugebiet am Hafen mit einem Fernwärmenetz auszustatten. Die Protestler lehnen dies ab, da dadurch klimaschädliches Gas gefördert würde und die Anwohner zusätzlich vom Unternehmen abhängig gemacht würden.

Das Bauprojekt am Deutzer Hafen läuft unter dem Motto „Moderne Stadt“, einem Konzept der Stadt Köln. Hier sollen bis 2030 etwa 3000 neue Wohnungen entstehen, aber auch Bildungseinrichtungen und Gastronomie sollen sich ansiedeln. Das Thema Energieversorgung steht dabei schon seit über anderthalb Jahren als Konfliktthema im Raum. Die Klimawende Köln hatte damals eine Bürgereingabe erstellt, in der sie forderten, eine Flusswärmepumpe oder ein kaltes und warmes Nahwärmenetz statt eines Fernwärmenetzes zu installieren. Laut eigener Aussage seien bei diesen Verhandlungen ihre Vorschläge nicht beachtet worden. Der Beginn des Ausbaus der Fernwärme von Rheinenergie soll Anfang April starten, daher rief die Klimawende nun erneut zum Protest auf.

Demonstration am Deutzer Hafen: Elf Teilnehmer erscheinen

Von den angemeldeten 30 Teilnehmern erschienen am Samstag elf. Der Zusammenschluss aus Greenpeace, Extinction Rebellion und Mitgliedern von Scientists for Future traf sich an der Teutonenstraße, wo bereits jetzt unterirdische Leitungen liegen sollen. „Wir fordern, dass in dem Neubaugebiet keine Fernwärme, sondern Wärmepumpen installiert werden. Die Ressourcen sollten lieber verwendet werden, um die Dichte der Fernwärmenetze in der Innenstadt auszubauen, anstatt sie hier am Hafen zu verlegen“, sagt Organisator Tim Petzoldt. In Köln gibt es fünf Heizkraftwerke, die das Stadtgebiet mit Energie versorgen. Dieses System macht auch Sinn, denn „In den Altbauten in der Innenstadt ist keine Infrastruktur für eine Wärmepumpe im Keller vorhanden. Im Neubaugebiet am Deutzer Hafen aber schon“, sagt Petzoldt weiter.

Alles zum Thema Rheinenergie

Passanten schütteln den Kopf und murmeln vor sich hin, als sie an den Protestlern vorbeilaufen. Charlotte Lindenblatt ist eine von ihnen, die allerdings interessiert aussieht. „Die demonstrieren bestimmt für eine gute Sache, aber viele, mich eingeschlossen, wissen nicht wirklich, was ein Fernwärmenetz ist. Sie sollten lieber einen Infostand machen, als hier zu demonstrieren.“ Eine weitere Passantin fügt hinzu: „Sie haben sich wohl nicht gut mobilisiert. So ein Thema ist politisch nicht so relevant. Sie sollten ihre Energie lieber für etwas Großes einsetzen, das die Menschen verstehen.“

Jürgen Borkowski ist Teilnehmer der Demonstration und wünscht sich, „dass die Stadt nachhaltig planen soll. Wir brauchen Unabhängigkeit vom Gas, großen Unternehmen und bezahlbaren Wohnraum. Gas oder Wasserstoff sind keine langfristigen Lösungen, weil sie für den Endkunden nicht bezahlbar sind. Ich glaube, dass die Gaslobby ihre Finger mit im Spiel hat.“ Auch Perrir Ökten von Greenpeace hat die Kölner Bürger bei ihrem Protest im Sinn: „Die Mieter des Deutzer Hafens haben keinen Einfluss auf die Energieversorgung, sobald sie erst einmal installiert ist. Wenn in ihrer Wohnung mit Fernwärme geheizt wird, müssen sie das bezahlen, egal wie teuer es wird.“

Bei Fernwärme sind die Bezieher eines Haushalts dazu verpflichtet, die Energie vom Betreiber, in diesem Fall Rheinenergie, zu kaufen. Falls die Preise für Energie künftig sinken sollten, würde sich das aber nicht auf die Preise eines anderen Unternehmens umverteilen, sodass Mieter keine Möglichkeit haben, zu einem günstigeren Energieanbieter zu wechseln.

Sowohl Ökten als auch Borkowski sehen ein, dass ihr Protest heute die Zielgruppe nicht erreichen konnte. „Das Thema ist hochkomplex, auch wir müssen uns einlesen und viel mit den Scientists for Future sprechen. Heute war es für die anderen schwer zu erkennen, was wir hier machen.“

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