„Keineswegs zehn Jahre aufgeschoben“1. FC Köln äußert sich zu möglichem Stadion-Ausbau

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So hatten sich die Planer mal ein Rhein-Energie-Stadion mit 75.000 Plätzen vorgestellt.

So hatten sich die Planer einmal ein Rhein-Energie-Stadion mit 75.000 Plätzen vorgestellt.

Es läuft für den FC nicht, doch das Stadion ist oft ausverkauft. Wird es größer? Und was ist mit dem Stadionnamen? 

Trotz des möglichen Abstieges aus der Fußball-Bundesliga und der schlechten Finanzlage hält der 1. FC Köln laut eigener Aussage mittelfristig an seinen Plänen fest, in einem größeren Rhein-Energie-Stadion zu spielen. Bislang hat das Stadion knapp 50.000 Plätze, es gehört einer städtischen Tochtergesellschaft, den Kölner Sportstätten (KSS).

Am Donnerstag haben die KSS und der Klub mitgeteilt, dass sie sich auf die Eckpunkte zur Verlängerung des auslaufenden Pachtvertrages um zehn Jahre geeinigt haben. Demnach soll der Verein in der ersten Liga etwas mehr als 8 Millionen Euro zahlen, in der zweiten Liga sollen es rund 2,5 Millionen Euro sein. Dazu kommen die Betriebskosten, die zuletzt rund 1,6 Millionen Euro betrugen. Elf der 15 bisherigen Saison-Heimspiele waren ausverkauft.

Vereinbarung im Pachtvertrag

FC-Geschäftsführer Philipp Türoff sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Nach wie vor bestätigen uns Analysen, dass wir deutlich mehr als 50.000 auslasten können. Im Pachtvertrag ist explizit vereinbart, dass wir an der Weiterentwicklung des Stadions aktiv zusammenarbeiten. Kurzfristig ist das nicht realistisch, aber keineswegs zehn Jahre aufgeschoben.“

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Während des Umbaus: Der 1. FC Köln spielt 2002 im Müngersdorfer Stadion gegen Eintracht Frankfurt.

Während des Umbaus: Der 1. FC Köln spielt 2002 im Müngersdorfer Stadion gegen Eintracht Frankfurt.

Wie berichtet, hatte die frühere Klubspitze um Präsident Werner Spinner und Geschäftsführer Alexander Wehrle einen Ausbau ebenso wie einen Neubau prüfen lassen. Eine neue Arena verwarfen die Verantwortlichen aber, für den Ausbau war immer die Frage, ob der Verein das Stadion kauft und selbst ausbaut– das erscheint aktuell mehr oder weniger ausgeschlossen.

Doch in den vergangenen vier Geschäftsberichten schreibt die Klub-Führung weiterhin: „Darüber hinaus gibt es Überlegungen, die Kapazität im Rhein-Energie-Stadion auf bis zu 75.000 Zuschauer zu erweitern.“

Am 3. Juli 2019 legten die Rechtsanwälte von Lenz und Johlen aber eine sogenannte „planungsrechtliche Sondierung“ vor, auf 19 Seiten betrachtete es zwei Varianten, eine mit einer Kapazität von 67.750, die andere mit 75.120 Plätzen. Demnach müsste das Stadion in der Breite um zehn bis 15 Meter sowie in der Höhe wachsen.

Blick von oben auf das Rhein-Energie-Stadion

Blick von oben auf das Rhein-Energie-Stadion

Das Ergebnis der Prüfung: „Aus Sicht des Verfassers gibt es allerdings keine Kriterien, die eine Realisierbarkeit des Vorhabens von vorneherein ausschließen.“ Allerdings betrachte die Analyse nicht, ob ein Ausbau die „bauordnungsrechtlichen Genehmigungsvoraussetzungen“ erfüllt, im KSS-Aufsichtsrat war damals die Rede von erheblichen Herausforderungen. Dazu zählen unter anderem der Lärmschutz, der Verkehr, der Denkmalschutz und mögliche Klagen von Anwohnern.

Mindestens 215 Millionen Euro sollte die große Aufstockung auf 75.000 Plätze laut einer damaligen Schätzung kosten. Wehrle sagte vor fünf Jahren: Der Verein und die Eigentümerin müssten prüfen, „ob und wie ein solches Projekt wirtschaftlich dargestellt werden kann“.

FC machte zuletzt wieder Gewinn

Angesichts der Baukrise mit hohen Preise erscheint es aktuell unwahrscheinlich, dass einer der beiden Partner sich eine solche Investition leisten kann. Diese Einschätzung ist auch aus dem Aufsichtsrat zu hören. Immer wieder wird auch eine kleine Ausbau-Variante genannt, bei der die vier Ecken ausgebaut würden, um neue Plätze zu schaffen.

Noch vor zwei Jahren hatten die Verantwortlichen den Klub als „Sanierungsfall“ bezeichnet, im September präsentierte Türoff für das Geschäftsjahr 2022/23 aber ein Plus von 12,4 Millionen Euro, im Jahr zuvor war es ein Minus von 15,7 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten sanken laut Geschäftsbericht von zuvor 66 auf etwa 50 Millionen Euro, das Eigenkapital steigerte der FC von 3,2 auf 15,7 Millionen Euro.

Der Vorsitzende des Mitgliederrates, Ho-Yeon Kim, hatte gesagt: „Wir sind nicht mehr auf der Intensivstation unter 24-Stunden-Beobachtung, aber gesund sind wir eben auch nicht.“ Doch unter anderem beim diskutierten Bau eines neuen Campus in Marsdorf anstelle des Geißbockheims waren die Finanzen für den 120-Millionen-Euro-Bau ein Problem.


Wie heißt das Stadion zukünftig?

Der Vertrag zwischen dem 1. FC Köln und dem Namensgeber des Stadions, der städtischen Rhein-Energie, läuft im Sommer aus, doch aus dem Rathaus ist zu hören, dass sich eine Verlängerung abzeichnet. Die Rhein-Energie bezeichnet eine Anfrage dazu als verfrüht, das Unternehmen werde sich zu gegebener Zeit äußern. Markus Rejek, einer von drei FC-Geschäftsführern, sagte: „Die Vertragsverhandlungen sind auf einem guten Weg.“

2018 hatten die beiden Partner die langjährige Vereinbarung um sechs Jahre verlängert. In der ersten Liga zahlt der Energieversorger demnach 3,5 Millionen Euro, in der zweiten Liga rund drei Millionen Euro. Der FC vermarktet die Namensrechte des Stadions selbst. Seit Eröffnung des umgebauten Stadions 2004 trägt es den Namen der Rhein-Energie. (mhe)

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