„Sind unserem Ziel näher gekommen“1. FC Köln präsentiert Millionengewinn bei Mitgliederversammlung

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Die FC-Geschäftsführer Markus Rejek (l.) und Philipp Türoff am Mittwochabend in der Lanxess-Arena.

Die FC-Geschäftsführer Markus Rejek (l.) und Philipp Türoff am Mittwochabend in der Lanxess-Arena.

Geschäftsführer Philipp Türoff präsentierte den FC-Mitgliedern bei der Versammlung in der Lanxess-Arena starke Zahlen.

Die Gesundung des 1. FC Köln schreitet voran. Geschäftsführer Philipp Türoff präsentierte den Vereinsmitgliedern auf ihrer jährlichen Versammlung am Mittwochabend in der Lanxess-Arena einen Geschäftsbericht, der geprägt war von sinkenden Verbindlichkeiten – und der nach dem Verlust von mehr als 15 Millionen Euro in der Saison 21/22 einen deutlichen Gewinn auswies: 12,4 Millionen Euro präsentierte Türoff und bestätigte damit die Berichterstattung des „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus dieser Woche. „Wir haben vor allem durch Sondereffekte ein starkes Jahr mit einem guten Ergebnis hingelegt. Mit großer Disziplin sind wir dabei unserem Ziel nähergekommen, den FC in seinen Kostenstrukturen so aufzustellen, dass zukünftig auch ohne Sondereffekte positive Geschäftsergebnisse erreicht werden können“, sagte Türoff in seiner Rede.

Der 47-Jährige betonte nicht ohne Grund das Wirken der Sondereffekte. Die Teilnahme an der Conference League habe entscheidend zum Ergebnis beigetragen. Mit rund zehn Millionen Euro beziffert der FC den Effekt der Teilnahme am europäischen Wettbewerb. Einnahmen, die in dieser Saison ausbleiben werden.

Mit großer Disziplin sind wir unserem Ziel nähergekommen, den FC in seinen Kostenstrukturen so aufzustellen, dass zukünftig auch ohne Sondereffekte positive Geschäftsergebnisse erreicht werden können
FC-Geschäftsführer Philipp Türoff

Und auch aus einer zweiten Richtung wird für die Bilanz der laufenden Saison wohl kein großer Beitrag kommen: Indem die Kölner im Sommer 2022 Salih Özcan und Anthony Modeste nach Dortmund verkauften, kamen zehn Millionen Euro in die Kasse. In diesem Sommer verlor der 1. FC Köln zwar erneut zwei Leistungsträger, doch sowohl Ellyes Skhiri (nach Frankfurt) als auch Jonas Hector (Karriere-Ende) gingen, ohne eine Ablöse zu generieren.

Transfereinnahmen gelten den Herren der Zahlen am Geißbockheim ebenfalls als Sondereffekte. Die Botschaft dahinter ist, dass man nicht mehr von Spielerverkäufen abhängig sein will, um ein ordentliches Ergebnis zu erzielen. Zwar erlöst der Großteil der Bundesligaklubs seine Gewinne über Transfererlöse. Doch bei den Kölnern war es in den vergangenen Jahren mehrmals so, dass solche Einnahmen benötigt wurden, um überhaupt die Rechnungen zahlen zu können. Wobei der FC sich nach wie vor schwertut, Spielerwerte zu schaffen oder gar durch Verkäufe zu realisieren. Sebastiaan Bornauw für 13,5 Millionen Euro nach Wolfsburg und Ismail Jakobs (6,5 Millionen zur AS Monaco) – die Kölner Top-Verkäufe der vergangenen Jahre bewegten sich in bescheidenem Rahmen. Mainz 05 etwa verbuchte in den vergangenen fünf Jahren allein neun Abgänge zu je mehr als 10 Millionen Euro, der SC Freiburg realisierte in den vergangenen fünf Jahren allein drei Transfers mit einem Volumen von jeweils mehr als 20 Millionen Euro. Beim Blick auf den aktuellen Kölner Kader sind derartige Erfolge jedoch auch mittelfristig nicht absehbar. Klug also, gar nicht erst damit zu rechnen.

Zwar haben die Kölner in der vergangenen Saison also wieder keinen Spieler für das ganz große Geld abgegeben. Doch hätten sie auch ohne Spielerverkäufe einen Überschuss erzielt. Darauf sind sie stolz, so soll es nun bleiben. Größere Einnahmen aus Spielerverkäufen würden zunächst ohnehin weiter in den Schuldenabbau investiert, um die Gesundung beschleunigen. Es wird noch eine Weile dauern, ehe die Kölner wieder stabil genug dastehen, um in größerem Stil zu investieren und ein Jahr ohne positives Ergebnis zu riskieren. Abkürzungen auf diesem Weg gibt es nur über den sportlichen Erfolg, sagt Türoff, über Spielerverkäufe oder die Teilnahme am internationalen Wettbewerb also. Was auch bei den Mitgliedern die Frage aufwarf, wie das funktionieren solle: Wachsender sportlicher Erfolg bei sinkendem Einsatz finanzieller Mittel. Allerdings, auch das betonen die Verantwortlichen, hat es beim FC in der Vergangenheit selten an den finanziellen Mitteln gefehlt. Regelmäßig standen Konkurrenten in der Tabelle vor dem FC, die weniger Geld einsetzten – aber offenbar klüger mit ihren Ressourcen umgingen. Der Sparkurs allein wird die Kölner jedoch sportlich kaum stabilisieren. Offenbar ist man aber der Überzeugung, mit harter Arbeit und viel Sachverstand künftig erfolgreicher sein zu können als bislang.

Verbindlichkeiten sinken drastisch

Die Verbindlichkeiten sanken von 66 auf noch rund 50 Millionen Euro. In diesem Maß wollen die Verantwortlichen weitertilgen. Gleichzeitig erhöhten sie das Eigenkapital von 3,2 auf 15,7 Millionen Euro. Diese Zahl hat im Tagesgeschäft zwar keine große Bedeutung, allerdings hat die Eigenkapitaldecke enormen Einfluss auf die Kreditwürdigkeit. So haben Geldgeber etwa ein Sonderkündigungsrecht, sollte das Eigenkapital der Kölner ins Negative drehen. Außerdem hilft es bei der Kreditvergabe, was in dem Moment interessant wird, in dem die Kölner tatsächlich ihre Infrastrukturprojekte in die Tat umsetzen. Ganz gleich, ob sie doch noch ihr Trainingszentrum im Grüngürtel erweitern oder in Marsdorf neu bauen.

Moderatorin Jana Wosnitza und FC-Präsident Werner Wolf, der am Mittwochabend als Sitzungsleiter fungierte.

Moderatorin Jana Wosnitza und FC-Präsident Werner Wolf, der am Mittwochabend als Sitzungsleiter fungierte.

Ein weiterer Sondereffekt wird auf die Bilanz des laufenden Geschäftsjahres bereits einen im Vergleich zur vergangenen Saison deutlich reduzierten Einfluss haben. Um die finanziellen Auswirkungen der Pandemie überstehen zu können, musste der 1. FC Köln Forderungen gegen Sponsoren vorab verkaufen. Das Ergebnis war, dass in der vergangenen Saison 12,5 Millionen Euro Einnahmen aus der Vermarktung gar nicht erst zur Verfügung standen. In diesem Jahr fehlen noch rund vier Millionen Euro aus der Vermarktung, für das Geschäftsjahr 2024/25 werden die Kölner dann wieder mit der vollen Einnahme planen können. Die Zahlen für die Saison 23/24 werden also ohne Europa und größere Transfererlöse auskommen müssen, es sei denn, im Winter nimmt noch ein Spieler für viel Geld Abschied. Doch stehen im Vergleich zur Vorsaison bereits jetzt etwa acht Millionen Euro mehr Marketing-Einnahmen zur Verfügung.

Geschäftsführer Türoff darf erneut auf schwarze Zahlen hoffen

Weil der Klub in diesem Sommer anders als im Vorjahr keine Ausgaben für Transfers hatte und zudem den Aufwand für die Profigehälter weiter reduziert hat, dürfte Philipp Türoff im nächsten Jahr erneut schwarze Zahlen präsentieren dürfen.

Sollte der 1. FC Köln dann noch in der ersten Liga spielen, wären diese Zahlen ein weiterer Erfolg. Im Falle eines Abstiegs dagegen würde ein Zusammenhang hergestellt zwischen wirtschaftlichem Erfolg und sportlichem Abstieg – einem Abstieg, der dem Begriff „Sondereffekt“ wohl einen neuen Klang geben würde.


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