Zentralmoschee in EhrenfeldDitib äußert sich zu Erweiterung der Imam-Ausbildung

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Der Ditib-Bundesverband äußert sich zum neuen Imam-Ausbildungsprogramm.

Der Ditib-Bundesverband äußert sich zum neuen Imam-Ausbildungsprogramm.

Anwärter auf die Ausbildung sollen zunächst weiter aus der Türkei bezogen werden. Die dortige Religionsbehörde bleibe „höchste Instanz“.

Der Moschee-Dachverband Ditib will seine Imam-Ausbildung in Deutschland erweitern. Am Freitag hat die Organisation, die mit deutschem Namen Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion heißt, in der Zentralmoschee in Ehrenfeld Details bekannt gegeben. Die Ditib ist mit ihren 859 Moscheegemeinden der größte Islamverband in Deutschland.

Bisher ist es die Regel, dass die Imame der Ditib-Gemeinden als staatlich bedienstete Religionsbeauftragte für eine begrenzte Zeit aus der Türkei entsandt werden – von dem der Ditib übergeordneten und Präsident Erdoğan unterstellten Präsidium für religiöse Angelegenheiten (Diyanet) in Ankara. Die Ausnahme von der Regel: Seit 2019 unterhält die Ditib eine eigene Ausbildungsstätte in Dahlem in der Eifel. Aus den bisher abgeschlossenen Lehrgängen für muslimische Theologen und Theologinnen sind 58 sogenannte Religionsbeauftragte hervorgegangen.

Das Ausbildungsprogramm umfasst auch Deutschunterricht

Dieses Programm wird fortgesetzt. Am zusätzlichen Ausbildungsprogramm, das Anfang 2025 beginnt, sollen jährlich 75 Absolventen der Islamischen Theologie aus der Türkei teilnehmen. Auf die Frage, warum keine Theologie-Absolventen aus Deutschland dabei sind, antwortete Eyüp Kalyon, Generalsekretär des Ditib-Bundesverbands, deren Zahl reiche noch nicht aus, um aus ihren Reihen genügend Interessenten zu gewinnen; dies könne sich in Zukunft ändern.

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In der ersten Hälfte der zweijährigen Ausbildung geht es vorrangig um den Erwerb der deutschen Sprache. Die Teilnehmer müssen sich verpflichten, mindestens zehn Jahre in Ditib-Moscheen tätig zu sein. Finanziell und personell sei das neue Ausbildungsprogramm für die Ditib eine große Herausforderung, sagte Kalyon. Die Absolventen würden voraussichtlich zunächst über die Religionsbehörde Diyanet angestellt, anders als die entsandten Imame jedoch keinen Beamtenstatus haben. Zekeriya Altug, Leiter der Abteilung Gesellschaft und Zusammenarbeit, unterstrich, die Diyanet mit ihrer „religiösen Autorität“ sei und bleibe „für uns die höchste Instanz“.

Vorsitzender der Ditib betont Selbstbestimmungsrecht

Im vorigen Dezember hatten sich das Bundesinnenministerium, die oberste türkische Religionsbehörde und die Türkisch-Islamische Anstalt für Religion darauf geeinigt, die Entsendung staatlich bediensteter Religionsbeauftragter aus der Türkei schrittweise dadurch zu beenden, dass pro Jahr 100 Imame in Deutschland ausgebildet werden – im Rahmen des Ausbildungsprogramms in Dahlem und durch ein zusätzliches Programm. Die Bundesregierung kündigte an, die Ausbildung weiterer Imame in Deutschland finanziell zu fördern.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach von einem „wichtigen Meilenstein für die Integration und die Teilhabe muslimischer Gemeinden in Deutschland. Wir brauchen Prediger, die unsere Sprache sprechen, unser Land kennen und für unsere Werte eintreten“. Muharrem Kuzey, Vorsitzender des Ditib-Bundesverbands, sagte am Freitag, eine „passgenaue“, an den Bedürfnissen der Gemeinden orientierte Aus- und Weiterbildung könne nur durch die Religionsgemeinschaften selbst organisiert werden; alles andere wäre gegen deren „Selbstbestimmungsrecht“. Zum neuen Kurs gehöre auch, dass die Ditib nun offiziell die Fachaufsicht über all ihre Imame übernehme.

Im Juli 1984 als Dachverband von 134 Moscheevereinen gegründet, wurde die Ditib Zug um Zug größer und ist inzwischen eine von mehreren Bundesländern anerkannte Religionsgemeinschaft. Immer wieder ist ihr eine zu große Nähe zum türkischen Staat und dessen Präsidenten vorgeworfen worden. Das 40-jährige Bestehen soll mit über das Jahr verteilten Veranstaltungen und Aktionen gefeiert werden, unter anderem mit einem Festakt des Bundesverbands.

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