Für rund 100 Millionen EuroNeue Besitzer übernehmen komplettes Gerling-Quartier

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Das derzeit leerstehende Gebäude am Friesenplatz.

Das derzeit leerstehende Gebäude am Friesenplatz.

Köln – Die Firmen Proximus Real Estate und Quantum haben das komplette Gerling-Quartier von dem österreichischen Unternehmen Immofinanz übernommen. Zum Immobilienpaket gehört auch das verwaiste elfstöckige Büro- und Geschäftshaus direkt am Friesenplatz, in dessen Erdgeschoss sich bis zur Pleite auch Strauss Innovation befand.

Was aus dem Gebäude wird, ist noch offen. Ein Abriss und anschließender Neubau ist denkbar. „Wir wollen zügig in die Planung gehen“, verspricht Proximus-Vorstand Michael Kunz. Auch für das Gerling-Quartier kündigt er mehr Tempo an.

Das Konsortium aus der Kölner Proximus Real Estate und dem Hamburger Unternehmen Quantum hatte bereits im Januar einen Teil des Großprojekts im ehemaligen Versicherungsquartier in der Innenstadt von Immofinanz übernommen. Die Vermarktung der Wohnungen im Luxusquartier ist dem Vernehmen nach weiterhin nicht einfach.

So kauften die neuen Eigentümer zunächst im ersten Bauabschnitt alles außer den teuren Eigentumswohnungen. Die Österreicher sollten sich weiter um den Verkauf der Wohnungen und die möglichen Regressforderungen unzufriedener Käufer kümmern, die Baumängel beklagten.

Rund 100 Millionen Euro für die Gebäude

Nun steigen Proximus und Quantum auch hier ein. Immofinanz muss in den nächsten Monaten noch die Straßen und Plätze im Quartier herrichten. Das Hotel der Hamburger Kette „25 hours“ soll im ersten Quartal 2018 fertig übergeben werden. Dann habe sich „das Thema Immofinanz erledigt“, so Kunz.

Bislang gehörten Proximus und Quantum sechs gemischt genutzte Gebäude im Friesenviertel mit einer gesamten Mietfläche von knapp 22.300 Quadratmetern, einer großen Tiefgarage sowie vier noch nicht entwickelte Immobilien des zweiten Bauabschnitts.

Jetzt kommen sechs Gewerbeimmobilien des ersten Bauabschnitts mit einer Fläche von weiteren rund 21.500 Quadratmetern hinzu. Die „Immobilien-Zeitung“, ein Fachblatt für die Immobilien-Wirtschaft, spekuliert, dass für die neuen Gebäude weit über 100 Millionen Euro gezahlt wurden.

Vier Jahre hinter dem Zeitplan

Mit dem Geschäft verbindet Immofinanz seinen kompletten Rückzug aus Köln. Wie es heißt, wolle man sich in Zukunft ausschließlich auf den Standort Düsseldorf konzentrieren. Immofinanz räumt somit auch seine Deutschland-Zentrale, die sich bislang im Gerling-Hauptgebäude am Hildeboldplatz befand. Es ist noch nicht so lange her, dass sich die Firme völlig anders geäußert hat.

Als 2015 feierlich der Gereonshof als Symbol für das Ende des ersten Bauabschnitts eröffnet wurde, bezeichnete die Firma die Umwandlung des Gerling-Quartiers noch als „konzernweites Vorzeigeprojekt“. Das Unternehmen sei „fest in Köln verankert“. Damals hatten die Verantwortlichen auch angekündigt, dass Ende 2017 der zweite Bauabschnitt fertiggestellt sein sollte.

Anteil für Büros wächst

Die neuen Eigentümer sprechen nun von 2021. Die Übernahme bedeutet für das Quartier mit seiner sehr speziellen und lange Zeit umstrittenen Nachkriegsarchitektur eine Bestätigung des Trends bei den Planungen in den vergangenen Jahren: Die Flächen für Wohnungen, die hier eigentlich vorgesehen waren, werden weniger, der Anteil für Büros wächst.

Unklar ist weiterhin, was aus dem beeindruckenden, denkmalgeschützten Jahrhundertsaal wird. Hier war passend zur Idee eines Luxus-Wohnquartiers mal ein Bio-Supermarkt und ein Fitnessstudio geplant. Die neue Eigentümer würden das ehemalige, repräsentatives Casino des Versicherungskonzerns am Klapperhof gerne als Veranstaltungssaal an die geplante Büronutzung im Haus anbinden. Dann wäre er wie zu Gerlings Zeiten wieder ein eher für interne Zwecke genutzter Raum.

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