Gehörlose in Köln„Café ohne Worte“ an der Kölner Universität

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Die Kellner – hier Magdalena „Maggi“ Berks – tragen ihre Namen im Fingeralphabet auf der Brust.

Die Kellner – hier Magdalena „Maggi“ Berks – tragen ihre Namen im Fingeralphabet auf der Brust.

Köln – Magdalena Berks und ihre Kolleginnen rauschen in schwarzen Blusen gekleidet durch den Raum. Unter dem Arm ein Tablett, auf den Lippen ein Lächeln und auf den Händen immer ein nettes Wort. Sie nehmen Bestellungen ihrer Gäste entgegen und versorgen sie mit Getränken und kleinen Leckereien.

Die drei sind Studentinnen an der Universität Köln, heute arbeiten sie jedoch als Kellnerinnen im „Café ohne Worte“, einem Projekt der Studenten-Initiative Enactus Köln, das in der Asta-Bar veranstaltet wird.

Auch wenn hier Getränke und Snacks zu normalen Preisen gekauft werden, verfolgt das Café keinen kommerziellen Zweck. „Wir wollen eine Plattform bieten, wo sich Hörende und gehörlose Menschen treffen können“, erläutert Magdalena Berks. Sie ist Projektleiterin des Cafés und lernt im Rahmen ihres Studiums die Gebärdensprache.

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„Der Hintergrund ist natürlich Inklusion“, sagt sie weiter und berichtet von den Problemen, mit denen Gehörlose in der Gesellschaft kämpfen müssen. „Gehörlose Menschen trifft man im Alltag selten. Doch wenn, dann wissen viele Hörende erst einmal nicht, wie sie sich verhalten sollen und ziehen sich aus Furcht, falsch zu reagieren, zurück.“ Doch Gehörlose und Schwerhörige seien dankbar, wenn man auf sie zugeht, und immer begeistert, „auch wenn man nur wenige Worte in Gebärden ausdrücken kann“.

„Eine eigene Welt geschaffen“

Der Deutsche Gehörlosen-Bund schätzt, dass es ungefähr 80 000 Menschen in Deutschland gibt, die gehörlos sind. Weitere 140 000 haben einen Grad der Behinderung von mehr als 70 Prozent und sind auf Gebärden-Dolmetscher angewiesen. Eine vergleichsweise kleine Minderheit. Und das, so Berks, sei ein Problem. „Gehörlose haben über die letzten Jahre eine eigene Kultur entwickelt, weil die Welt der Hörenden nicht so zugänglich ist. Weil sie, wie andere Menschen auch, nicht auf Kultur verzichten wollen, haben sie sich im Laufe der Zeit eine eigene Welt geschaffen. Das ist natürlich toll, grenzt aber auch aus.“

Mit dem Café möchten die Studenten dieser Ausgrenzung entgegenwirken. „Wir haben gehörlose Kellner, sodass sich Hörende ein Stück weit gezwungen sehen, sich in die Gebärdensprache reinzufinden, wenn sie etwas bestellen wollen.“ Als kleine Hilfestellung haben die Studenten Getränkekarten mit bildlicher Übersetzung drucken lassen.

Event-Charakter und Online-Plattform

Sophie (18) kann darauf verzichten. Sie kann hören, hat aber schon ein paar Gebärdensprachkurse belegt und wird im September eine Ausbildung zur Gebärdendolmetscherin beginnen. Sie hat ihre Freundin Laura (22) mitgebracht, ebenfalls hörend, aber neugierig auf diese „andere Welt“. „Ich würde mich freuen, wenn sich das »Café ohne Worte« zu einem festen Café entwickeln und eine Anlaufstelle für beide Welten wäre“, so Sophie.

Ursprünglich war das so auch einmal geplant. „Aber wir möchten den Eventcharakter beibehalten und eine Online-Plattform aufbauen. Es soll einen Pool von Kellnern geben, die für uns arbeiten, damit Cafés und Restaurants uns buchen können“, sagt Magdalena Berks zur Zukunft des Projekts.

An diesem Abend werden fast 300 Besucher in das „Café ohne Worte“ strömen – so viele wie noch nie. „Das Café wird sehr gut angenommen, vor allem von Hörenden. Viele sind neugierig, wissen aber nicht, wie sie mit dieser Welt in Berührung kommen können.“

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