Jetzt auch Mick JaggerWer alles mit „Kölle Alaaf“ bei den Kölnern punkten wollte

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Rief beim Konzert in Düsseldorf „Kölle Alaaf!“: Mick Jagger

Rief beim Konzert in Düsseldorf „Kölle Alaaf!“: Mick Jagger

Köln – Provokation! Mick Jagger sagte beim Konzert seiner Rolling Stones „Kölle Alaaf – in Düsseldorf! Auch wenn manche jetzt so tun, als wäre er mit einem fröhlichen „Schalom“ in den Felsendom spaziert: Den allermeisten der 45.000 Besucher in der Esprit-Arena war Jaggers kölscher Gruß herzlich egal.

Zurecht, denn es ist schwer vorstellbar, dass ein 74-jähriger Engländer, der seit 55 Jahren durch die Welt tourt, sich für den vorigen Dienstagabend vorgenommen hatte, den Düsseldorfern mal so richtig einen mitzugeben.

Und selbst wenn, die Zeiten, in denen ein im falschen Moment parliertes „Alaaf“ oder „Helau“ ernsthafte Krisen auslöste, sind ohnehin vorbei. Wahrscheinlich wollte der ewig hüpfende Rock’n’Roll-Methusalem nur der hiesigen Bevölkerung schmeicheln, auch wenn er sich ein bisschen im Ort vertan hat.

So punktet man sicher bei Kölnern

Dass man bei Kölnern mit „Kölle Alaaf“ sicher punkten kann, wussten nämlich schon viele lange vor Jagger. US-Präsident John F. Kennedy beendete am 23. Juni 1963 seine Rede vor dem Rathaus mit einem kräftigen „Kölle Alaaf“. Und die Kölner jubelten. Natürlich.

Vielleicht war das „Alaaf“ auch ein Testlauf für sein berühmtes Schlusswort „Ich bin ein Berliner“ drei Tage später vor dem Rathaus Schöneberg. Hat jedenfalls funktioniert. Die Berliner jubelten. Natürlich.

Alaaf Bild Kennedy

Drei Tage vor „Ich bin ein Berliner“ sagte John F. Kennedy  1963 in Köln „Kölle Alaaf“.

Kölns Oberbürgermeister Max Wallraf verabschiedete sich 1917 mit „Kölle Alaaf“ aus dem Amt, sein Nachfolger Konrad Adenauer beendete mit „Kölle Alaaf“ seine Einführungsrede. So geht  Bürgernähe.

Schon 1842 rief der König: „Alaaf Köln!“

Als Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. am 4. September 1842 den Grundstein zum Weiterbau des Doms legte, rief er den Menschen „Alaaf Köln“ zu. Der Monarch war wohl ein Wiederholungstäter. Es heißt, schon 1817 brachte er, damals noch Kronprinz, bei einem Besuch in der Stadt einen Toast aus mit den Worten „Alaaf Köln“.

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„Alaaf!“ - Friedrich Wilhelm IV. rief das gleich bei zwei Köln-Besuchen aus.

So huldigten der Stadt also schon viele Nichtkölner  mit den berühmten zwei Wörtern, deren Bedeutung Köln hochleben lässt, und von denen sich der Ausrufer die Liebe der Menschen erhofft. Das zieht bei den Kölner ja auch fast immer. Egal wo sie sind. Selbst bei einem Stones-Konzert in Düsseldorf.

„All af“ – Alles steht unter Köln

Mit Karneval hat „Alaaf“ erst einmal nichts zu tun, ist sich der 2012  verstorbene Sprachwissenschaftler Heribert A. Hilgers in seiner Abhandlung „Alaaf! Ein Kölner Hochruf“ (Greven Verlag) sicher. Seiner Meinung nach bildete es sich aus dem Ruf „All af“, also „Alles abwärts“.  Auf einem Trinkkrug aus dem 16. Jahrhundert findet sich die Inschrift „Allaf fur einen goden druinck“, was man mit „Nichts geht über einen guten Trunk“ übersetzen kann. Wer „All af, Kölle“ sagte, meinte: „Alles steht für mich unter Köln“. (og)

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