Alternative WohnprojekteOstheimer Waldbadviertel bekommt Zuwachs

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Grundsteinlegung im Waldbadviertel für „Soziale Vielfalt“ und Mehr-Generationen-Haus

Grundsteinlegung im Waldbadviertel für „Soziale Vielfalt“ und Mehr-Generationen-Haus

Ostheim – „Unsere Gesellschaft wird immer älter und auch bunter. Viele Menschen leben für sich allein, und traditionelle Familienformen werden immer mehr in Frage gestellt. Doch die Wohnungsbaugesellschaft GAG hat auf diese Herausforderung reagiert“, sagte Bürgermeister Hans-Werner Bartsch bei der Grundsteinlegung für zwei alternative Wohnprojekte am östlichen Rand des Ostheimer Neubaugebietes Waldbadviertel.

Grundstein mit Zeitung gefüllt

Rund 200 Gäste, künftige Mieter, Bauherren und Kommunalpolitiker aus dem Stadtrat sowie aus der Kalker Bezirksvertretung waren gekommen. Sie feierten rund um den Grundstein, den Bartsch und die beiden GAG-Vorstände Kathrin Möller und Uwe Eichner mit Bauplänen und Tageszeitungen, Engelsfiguren, Münzen und anderen füllten. Auf einem Grundstück zwischen dem Hedwig-Wachenheim-Karree und dem Amalie-Struve-Weg, entsteht in Kooperation mit dem Verein „Lebensträume in Balance“, ein Mehrgenerationenhaus mit 34 Wohnungen.

Bauunternehmer ist der ehemaligen Karnevalsprinz Thomas Brauckmann. Unter dessen Regie entsteht auch ein inklusives Wohnprojekt zum Motto „Soziale Vielfalt“, das die GAG mit der Lebenshilfe Köln, dem Sozialdienst Katholischer Frauen, dem Köln Ring und dem Veedel e.V. entwickelt hat. In die geplanten 90 Wohnungen sollen außer den „klassischen Mietern“ verstärkt Einzelpersonen und Familien mit Handicap, Studenten und ältere Menschen einziehen. Und dies in Wohngruppen und Appartements – auf die jeweilige Lebenssituation zugeschnitten. Als soziale Treffpunkte im Haus sind ein Gemeinschaftsraum sowie eine Art „Tante-Emma-Laden“ im Erdgeschoss vorgesehen, in dem Lebensmittel verkauft, aber auch an Tischen Kaffee und Kuchen angeboten werden soll. Den Laden will der im Stadtteil seit 30 Jahren aktive Veedel-Verein betreiben.

Alles zum Thema Jochen Ott

„Bei den Bewohnern mit Betreuungsbedarf ist es das erklärte Ziel, die Selbstständigkeit zu erhalten oder zu steigern“, sagte Michael Schmidt von der Lebenshilfe. „In der individuellen Umgebung einer Wohnung oder Wohngemeinschaft können auch diese Menschen den Alltag weitgehend eigenständig gestalten.“ Ähnlich sieht das Gesine Habermann vom Balance-Projekt. „Es geht uns um Selbstständigkeit und Selbstbestimmung auf der einen sowie um Gemeinschaft und Zusammenhalt auf der anderen Seite.“ Die Organisatoren des Mehrgenerationen-Hauses arbeiten schon seit zehn Jahren auf den Neubau hin und haben schon reichlich Kontakte zu den Ortsvereinen und Kirchengemeinden im Stadtteil geknüpft.

Ob dieser Grundstein tatsächlich, wie Möller meinte, auch der Schlussstein für das Waldbadviertel ist, bleibt noch offen. Denn auch in diese Häuser werden, genau so wie in die vielen anderen geplante, vorrangig Familien mit Kindern einziehen. Doch die notwendigen und vorgeschrieben Kindergartenplätze gibt es nicht. Die im Vorjahr eröffnete Kita am Hedwig-Wachenheim-Karree ist längst auf Jahre hinaus ausgebucht.

Einen zweiten Kita-Bau auf einem – gerade wegen Schadstoffbelastungen des Bodens – gerodeten Gelände an der benachbarten Hans-Offermann-Allee lehnt die Verwaltung ab. Der vorgeschlagene Bereich, so heißt es, ist im Flächennutzungsplan sowie im Bebauungsplan als Grünfläche ausgewiesen. Daher sei dort „der Bau einer Kindertagesstätte nicht zulässig“ . Doch es gibt Hoffnung: „Wenn alle an einem Strang ziehen, kriegen wir das hin“, ist GAG-Vorstand Eichner optimistisch. Schützenhilfe erhält er von Bürgermeister Bartsch (CDU) und Kölns SPD-Chef Jochen Ott: „Es hängt wieder einmal an der Stadt. Das kann doch eigentlich nicht sein. Die Verwaltung soll für die Bürger da sein.“

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