„Liebe Stadt Köln, komm in die Puschen“Neubrücker Grundschule kann Neubau nicht nutzen

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KGS Neubrück 
Rika Kulschewski

Der Neubau der KGS Neubrück ist augenscheinlich fertig – doch noch kann die Schule ihn nicht nutzen.

Die Elternpflegschaft kritisiert die Stadt Köln, dass ihre Kinder statt im Neubau weiter im Untergeschoss und in OGTS-Räumen unterrichtet werden.

Dunja Chhen und Vanessa Knüdeler wissen nicht mehr weiter, erzählen sie. Sie sind Elternpflegschaftsvorsitzende an der KGS Andreas-Hermes-Straße in Neubrück. Ihre Kinder der ersten Klasse werden seit acht Monaten in einem Kellerraum unterrichtet. Dort kommt wenig Licht, wenig Luft hinein. „Für unsere Kinder beginnt das Schulleben im Keller“, betont Knüdeler, „das kann doch kein Zustand sein“.

Grund dafür ist, dass sie eigentlich in einem Modulbau auf dem Schulgelände unterrichtet werden sollten, der die Eltern schon seit vier Jahren vor viele Fragen stellt. Anfang 2020 sollte der Bau anfangen, Ende 2020 fertiggestellt werden. Tatsächlich fingen die Baumaßnahmen im Februar 2023 an.

KGS Neubrück 
Rika Kulschewski

Vanessa Knüdeler (l.) und Dunja Chhen sind von der Situation an der KGS Neubrück frustriert.

Seit Ende des Jahres ist das Gebäude augenscheinlich fertig – inklusive neuer Möbel, digitaler Tafeln und Whiteboards. Genutzt werden darf das Gebäude jedoch noch nicht. Davor seien Spielgeräte auf- dann wieder abgebaut worden. Die Spielgeräte liegen nun im Schulgarten und sind den Witterungsbedingungen ausgesetzt.

KGS-Grundschule Neubrück fehlt Platz

Aufgrund der angekündigten Fertigstellung Ende 2020 wurde zum Schulbeginn des Schuljahres 2021/22 außerdem eine Mehrklasse genehmigt. Die Kinder dieses Jahrgangs sind inzwischen in der dritten Klasse und nutzen einen Raum der OGTS als Klassenraum. Dieser Raum fehlt dadurch in der Nachmittagsbetreuung. Der Schule fehlt schlichtweg der Platz, der in Aussicht gestellt wurde.

„Die Schule hat viele Anmeldungen, ein Mehrbedarf ist auf jeden Fall vorhanden, aber dann müssen auch die Voraussetzungen dafür geschaffen werden“, sagt Chhen wütend. Voraussetzung sollte eben der Modulbau auf dem Schulhof für geplante 1,1 Millionen Euro sein. „Bis heute weiß leider niemand, inklusive der Schulleiterin, warum es bisher nicht zur Öffnung kam“, beschwert sich Knüdeler. Sie appelliert: „Liebe Stadt Köln, kommt in die Puschen!“.

Die große Frage, die Chhen und Knüdeler beschäftigt ist „Warum?“. Die Pflegschaftsvorsitzenden und Schulleiterin hätten immer wieder an Stadt und Bauunternehmen geschrieben, jedoch keine Antworten oder unzufriedenstellende Vertröstungen bekommen. Laut Stadt Köln sei die Schule informiert worden, heißt es auf Anfrage dieser Zeitung.

Stadt Köln fehlt eine Baugenehmigung

Die Stadt gibt zudem eine Antwort auf die Frage „Warum?“: „Neben dem Erweiterungsneubau wurde eine kleine Trafostation errichtet, über die der Neubau versorgt wird. Für diese Trafostation wurde noch eine Baugenehmigung gefordert, der Bauantrag ist mittlerweile bei der Bauaufsicht eingereicht und in Bearbeitung“, heißt es in der Stellungnahme.

Außerdem gebe es kleinere brandschutztechnische Themen, die „mit Hochdruck abgearbeitet werden“. Dazu gehörten „beispielsweise das Nachrüsten von Evakuierungsstühlen für eventuell mobilitätseingeschränkte Kinder, ein Konzept, wie eventuell eingeschränkte Kinder ins Erdgeschoss transportiert werden, und das Nachrüsten einer Sicherheitsbeleuchtung im Außenbereich, um bei Dunkelheit auf den Sammelplatz auf dem Schulhof zu gelangen“.

Zeitpunkt der Fertigstellung weiterhin unklar

Dass andere Räume wie die im Untergeschoss als Unterrichtsräume genutzt werden müssen, bedauere die Stadt Köln. „Bei der Entscheidung der Einrichtung einer Mehrklasse ging die Verwaltung noch von einer rechtzeitigen Freigabe der Container aus.“ Mit Hochdruck würde daran gearbeitet werden, die Situation schnellstmöglich im Sinne der Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Wie lange es noch dauern wird, bis zur Fertigstellung, könne die Stadt Köln nicht beantworten.

Chhen und Knüdeler befürchten, dass die ihre Kinder dieses Schuljahr nicht mehr in den Neubau umziehen werden. Ihre anderen Kinder sind in der vierten Klasse, sie verlassen die KGS dieses Jahr. „Die Kinder sind ja auch neugierig auf das Gebäude“, erzählt Knüdeler, „es ist einfach schade, dass sie in ihren vier Schuljahren nicht einmal in diesen Modulbau konnten“.

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