Kölsche KarnevalshitsDiese jecken Songs wurden alle nur „geklaut“

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Brings auf der Bühne

Brings wollen 2023 mit dem Beethoven-Orchester Bonn Open Ar auf dem Roncalliplatz spielen.

Köln – „Echte Fründe“ haben in diesen Tagen im „Hätz vun dr Welt“ wieder eine „Superjeile Zick“. Drei kölsche Lieder und absolute Klassiker des Karnevals – nur stammen sie gar nicht von ihren jeweiligen Interpreten, sondern wurden von anderen Songschreibern inspiriert. „Junge Zeiten“-Autor Marius Fuhrmann hat die Entstehungsgeschichte elf bekannter Karnevalslieder unter die Lupe genommen.

Brings – Superjeile Zick

Auch Brings haben sich einmal anderswo bedient, sogar bei einem Welthit: Die Britin Mary Hopkin sang in „Those were the days“ bereits weitaus melancholischer über längst vergangene Tage.

Mit dem Titel gelang der späteren ESC-Teilnehmerin 1968 der Durchbruch. Doch auch Hopkin nahm sich ein anderes Lied zum Vorbild: Die Originalmelodie beruht auf einem russischen Lied von 1917.

De Boore – Rut sin de Ruse

„Joh joh, joh joj – näh näh, näh näh“ – Eine der schmusigsten Schunkelballaden aller Zeiten wäre den Jecken vorenthalten geblieben, hätte der Belgier Frank Michael nicht den Song „Toutes les femmes sont belles“ (Alle Frauen sind schön) geschrieben.

Das war im Jahre 1997. Fünf Jahre später machten De Boore die Melodie mit einem kölschen Text zum Sessionshit.

Höhner – Ich ben ene Räuber

Wie viel Räuber in den Höhnern steckt, bewiesen sie bereits, als sie sich des Textes der schottischen Volksweise bedienten. Das Original „I'm A Rover“ handelt wie die kölsche Version von einem Tunichtgut, der betrunken um die Liebe der Mädchen kämpft.

Eine bekannte Variante kommt von den Dubliners.

Höhner – Echte Fründe

Dem Klassiker aus dem Jahre 1984 geht ein irischer Folksong voraus. Das Original heißt „On The One Road“ und stammt von der Gruppe The Wolfe Tones, die seit 1963 aktiv ist.

„On The One Road“ wurde 1972 veröffentlicht und handelt von Zusammenhalt – wie auch „Echte Fründe“ von den Höhnern.

Höhner – Dat Hätz vun dr Welt

So traditionsreich wie die Stadt Köln ist auch das Lied, das „Dat Hätz vun dr Welt“ als Vorlage dient. Die Melodie geht zurück auf das Lied „Tramp! Tramp! Tramp!“, das 1864 während des Amerikanischen Bürgerkriegs für die gefangen Soldaten der Nordstaaten geschrieben wurde.

Wenige Jahre später machten sich die Iren den patriotischen Gedanken zunutze, weshalb es auf der grünen Insel als „God Save Ireland“ bekannt ist.

Bläck Fööss, Höhner und Co. –– Weitere „geklaute“ Songs

Räuber – Colonia

Auch das Original des Räuber-Songs handelt von einer besonderen Stadt, nämlich Liverpool. Als traditionelles Volkslied ist „Leaving of Liverpool“ nicht nur in Irland, sondern auch in Großbritannien und Nordamerika sehr bekannt. Es entstand im 19. Jahrhundert.

Der Song wurde oft von irischen Folkbands interpretiert – beziehungsweise gelallt.

Bläck Fööss – Du bes die Stadt

Eine von unzähligen Köln-Hymnen der Bläck Fööss, die eigentlich „Highland Cathedral“ heißt. Die Originalmelodie wird zwar mit dem Dudelsack gespielt, stammt aber mitnichten aus Schottland. Sie wurde 1982 von den Deutschen Ulrich Roever und Michael Korb anlässlich in Deutschland stattfindender Highland Games komponiert.

In Schottland kam das Lied so gut an, dass es als inoffizielle Nationalhymne vorgeschlagen wurde.

Höhner – Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche

Ein echter Kölner braucht nicht viel um glücklich zu sein. USCountrysänger Buck Owens und sein Banjo liebten dagegen „Cigarettes, Whiskey and wild wild Women“.

Das Höhner-Cover ist nicht viel älter als die Banjo-Version, es entstand 1978 nur sechs Jahre nach der Veröffentlichung des Songs von Buck Owens.

Paveier – Beinah Beinah

Der witzige Paveier-Song mit den Flamenco-Rhythmen wirkt noch origineller, wenn man weiß, wie er eigentlich klingt. Die Urversion heißt „Baila me“ und wurde 1991 von den Gipsy Kings erschaffen.

Neben „Bamboleo“ ist „Baila me“ der größte Erfolg der ausschließlich aus Gitarristen bestehenden Gruppe. In ihm geht es ums Tanzen und musikalisch richtig zur Sache. 

Jot Drop, Höhner und Co. –– Weitere „geklaute“ Songs

Jot Drop – Hey Marie

Das Lohmarer Quintett steht auf die Musik der Dropkick Murpys, einer Irish Folk-Punkband aus Boston. Ihr unter Pub-Freunden und Cider-Kennern gut bekanntes Stück „Rose Tattoo“ war Vorlage für „Hey Marie“. Es handelt von der Erinnerung an eine geliebte Person, deren Name in einer tätowierten Rosenblüte verewigt wurde.

Jot Drop wiederum sind mit der kölschen Frau Mustermann op jöck.

Höhner – Winke Winke

Vom Spaßlied zum Spaßlied: Das Original von „Winke Winke“ stammt von der Komikertruppe The Scaffold, die 1968 mit „Lily the Pink“ ihren größten Erfolg hatte. Es handelt von der gleichnamigen Hauptperson, deren von ihr erfundene Heilmixtur alles Mögliche bewirkt, nur nicht das Erwünschte.

Es ist eine von unzähligen Parodien auf die „Ballade von Lydia Pinkham“, einem Trinklied aus den USA. Es verspottet die Erfinderin eines Allheilmittels gegen Frauenleiden.

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