TV-Kritik von RosenmontagSabine Heinrich und Guido Cantz gut informiert und etwas zahnlos

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Köln:
Gudio Cantz und Sabine Heinrich moderieren für den WDR auf der Severinstraße.

Sabine Heinrich und Guido Cantz moderierten für den WDR auf der Severinstraße.

Sabine Heinrich löste dieses Jahr Wicky Junggeburth ab – und hatte sich akribisch vorbereitet. Gewohnt souverän moderierten Monika Salchert und Thorsten Schorn die ARD.

Wicky Junggeburth das Lexikon, Guido Cantz das Witzefließband: So war die Rollenverteilung bei der WDR-Übertragung des Rosenmontagszugs in den vergangenen Jahren. Für Junggeburth, der dieses Jahr auf dem Zugleiterwagen mitfährt, sitzt am Montagmorgen ein Imi aus Unna in der Kommentatoren-Box am Severinskirchplatz: Sabine Heinrich, die in den vergangenen Jahren als Live-Reporterin von der Zugstrecke berichtet hatte.

Das neue WDR-Duo harmoniert: Cantz haut nicht nur zuverlässig seine Pointen raus, er kennt auch jeden Präsidenten, jeden Kamelle-Dieter und fast jedes Funkenmarieche persönlich. Heinrich hat sich akribisch vorbereitet, erzählt Anekdoten von Gesprächen mit Würdenträgern, mit denen sie vorab telefoniert habe und wirkt dabei ein bisschen wie die Alleswisserin Hermine Granger aus Harry Potter – um sich von Cantz immer mal wieder den Seitenhieb abzuholen, ob sie denn mit der oder dem auch telefoniert habe.

Rosenmontag in Köln: Guido Cantz und Sabine Heinrich haben jede Menge Informationen parat

An einem halben Tag Zugübertragung erfährt man viel – Interessantes, Abseitiges, Banales: Heinrich weiß, dass die Blauen Funken ihren Altersdurchschnitt von 45 auf 42,5 gesenkt haben, Cantz berichtet, dass Luciano Pavarotti vor 25 zum ersten Konzert überhaupt in die Kölnarena kam, Heinrich, dass die Roten Funken TÜV-zertifiziert sind. Die beiden informieren über die Hintergründe der 24 Persiflage-Wagen, würdigen jede Fußgruppe, jeden Tanzcorps, jede Gesellschaft.

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Naturgemäß wird das zwischendurch langatmig – sechs Stunden Moderation, das ist ein Ultramarathon, für den es keine Dramaturgie gibt. „Spitzenstimmung!“, „Alaaf!“, „Ist das super“, „Ne, wie schön“, „Wahnsinn“, „Die sind super drauf“ – es muss viel geredet werden. Cantz als bekannter Redner und Karnevalsstar ist so nah an den Würdenträgern, dass für Kritik oder zumindest ein paar Fragen kein Platz ist  - von Sabine Heinrich ist am Rosenmontag auch nichts anderes zu erwarten.

Kölner Rosenmontagszug: Die WDR-Moderation dürfte ein wenig mehr Satire und Kritik enthalten

Da findet es Cantz „echt fürsorglich, dass für die Pferde auf dem Kopfsteinpflaster hier Sand verteilt wurde“, oder, dass er „Schimmel im Zug gut findet, im Kühlschrank aber nur so halb“, derweil Heinrich sekundiert, dass das „tolle Tiere“ seien und sie „das Verhältnis von Reiter und Tier so beeindruckend“ finde. Da sagt Cantz: „Schön, dass in der Reitergruppe auch Frauen dabei sind – sonst ist das ein reiner Männerkorps. Sie schmücken die blauen Funken ungemein“ – und bekommt keinen Konter von Heinrich.

Auch eine wertschätzende Moderation dürfte ein bisschen mehr von der Ursprungsidee des Karnevals enthalten: Biss und Kritik. Gut informiert und unterhalten wurde man trotzdem - genauso in der ARD vom Duo Monika Salchert und Thorsten Schorn, das gewohnt kenntnisreich und dank Salchert mit mehr kölscher Mundart durch den Zug führte. 

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