Kinderwagenverbot auf RolltreppenWarum es bei der KVB noch nicht überall Aufzüge gibt

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Köln – Vielen Müttern und Vätern ist es wohl schon so gegangen wie WDR-Moderatorin Sabine Heinrich. Sie beschwerte sich am Mittwoch via Twitter bei den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB), weil sie samt Kinderwagen in der Zwischenebene zur U-Bahn-Station am Friesenplatz feststeckte. Die Rolltreppe war defekt, einen Aufzug gibt es nicht.

Die zunächst schroffe Antwort der KVB sorgte im Netz für Empörung: „Der Kinderwagen hat nichts auf der Rolltreppe zu suchen, und ist nicht erlaubt!“ Nicht besonders freundlich formuliert, gab auch das Unternehmen wenig später zu. Tatsächlich ist die Fahrt mit einem Kinderwagen auf der Rolltreppe aber untersagt.

Das Rolltreppenverbot

Seit dem 1. Januar 2010 gibt die „Euronorm 115 für Fahrtreppen“ vor, dass Kinderwagen nicht mehr auf einer Rolltreppe befördert werden sollen, um Unfälle zum Beispiel bei einem Nothalt der Rolltreppe zu verhindern.

Viele Hersteller von Rolltreppen warnen mit einem Aufkleber vor dem Mitführen von Kinderwagen und Buggys - auch in Köln.

Rolltreppen_Aufkleber

Warnaufkleber an einer Rolltreppe in Köln.

Was, wenn Eltern sich nicht daran halten?

Gesetzlich verboten ist die Rolltreppennutzung mit Kinderwagen nicht, Strafen drohen keine. „Wir kontrollieren das auch nicht“, sagt KVB-Sprecher Matthias Pesch. „Der Sinn des Verbotes ist in erster Linie auf die Gefahren hinzuweisen, die das Mitführen eines Kinderwagens auf der Rolltreppe bedeutet, und deutlich zu machen, dass die Fahrgäste dies auf eigene Gefahr tun und für eventuelle Unfälle haften.“

Auch der Tüv Rheinland weist darauf hin: Die Benutzung von Rolltreppen mit einem Kinderwagen geschieht auf eigene Gefahr.

Warum gibt es KVB-Haltestellen ohne Aufzüge?

Dass es am Friesenplatz, einer der meistfrequentierten Haltestellen Kölns, keinen Fahrstuhl gebe, sei einfach ein Problem, kommentierte Moderatorin Sabine Heinrich am Mittwoch ihre missliche Lage.

„Unsere Vorväter haben sehr früh mit dem Stadtbahn-Bau begonnen“, sagt Gerd Neweling vom Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau. Barrierefreies Ein- und Aussteigen habe man damals nicht unbedingt berücksichtigt.

Bis 2022 müssen laut Gesetz nun aber alle Stadtbahnhaltestellen in Köln barrierefrei umgebaut sein. Die Nachrüstung erfolgt anhand einer Prioritätenliste, die mit den Sozialverbänden abgestimmt wurde und derzeit von unterschiedlichen politischen Gremien beraten wird.

Auch die Haltestelle „Friesenplatz“ steht auf dieser Liste. „Der Umbau wird dort nicht einfach, am Fiesenplatz gibt es vier verschiedene Ebenen“, sagt Neweling. Anvisiert sei ein Umbau zwischen 2019 und 2021.

Aktuell laufen die Vorbereitungen für dem Umbau der Station „Kalk Post“. Als nächstes wird nach Angaben der KVB in Vingst nachgerüstet. Auf der Prioritätenliste folgen Barbarossaplatz, Nussbaumer-, Subbelrather- und Lohsestraße.

Warum fallen die Rolltreppen so oft aus?

An den Haltestellen Friesenplatz, Neusser Straße und Rudolfplatz haben die Kölner Verkehrsbetriebe nach eigenen Angaben mit erheblichem Vandalismus zu kämpfen.

An der Station „Neumarkt“, die täglich von cirka 200.000 Fahrgästen genutzt wird, sorgt auch die ernorme Beanspruchung der zehn Rolltreppen für Ausfälle.

Fast die Hälfte aller Defekte rufen laut KVB Fremdkörper in den Stufen hervor: Kronkorken, Nägel, Glasscherben und Textilien würden häufig in den Fahrtreppen gefunden.

Welche KVB-Haltestellen bereits barrierefrei sind

In ihrem „Touren ohne Treppen“-Plan zeigt die KVB, welche Haltestellen barrierefrei umgebaut sind und welche nicht.

Komplett barrierefreie Haltestellen sind in dem Plan grün markiert, eingeschränkt barrierefreie Stationen gelb und Haltestellen ohne barrierefreien Zugang oder barrierefreie Einstiegsmöglichkeiten rot. 

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