Neue KVB-Tarife30 Stationen oder vier Stationen – es gilt der gleiche Preis

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Der Preis bleibt gleich, die Mobilität wird eingeschränkt.

Der Preis bleibt gleich, die Mobilität wird eingeschränkt.

Köln – Viel Ärger, wenig Ertrag. Die seit Jahresbeginn geltenden Änderungen im Tarifsystem bringen den Schätzungen eines Experten des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) zufolge lediglich etwa 250 000 Euro jährliche Zusatzeinnahmen.

Die Nutzbarkeit des Streckennetzes der Stadtbahnen bei den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) erschwert das jetzt geltende Umstiegsverbot dagegen immens, denn mit der Kurzstreckenfahrkarte lassen sich zentrale Verbindungen nicht mehr zu dem gleich gebliebenen Preis von 1,90 Euro pro Erwachsenem nutzen.

Einige Beispiele zeigen, wie sich die neuen Ticket-Regelungen auswirken.

Einige Beispiele zeigen, wie sich die neuen Ticket-Regelungen auswirken.

Beispiel: Bf Deutz/Messe bis Dom/Hbf

  • Linien 1/9 und 5, Umstieg Heumarkt.
  • Anzahl Stationen: 4
  • Fahrtzeit: 5 Minuten
  • Fahrtstrecke: 2,1 Kilometer
  • Fahrpreis: 2,80 Euro

Wer zum Beispiel vom Hauptbahnhof aus mit der Stadtbahn zum Bahnhof Deutz fahren will – oder andersherum – muss aufgrund des Umstiegs am Heumarkt jetzt ein normales Einzelticket in Höhe von 2,80 Euro für einen Erwachsenen lösen. Das KVB-Ticket erlaubt zwar die kürzere Fahrt mit der Deutschen Bahn über die Hohenzollernbrücke. Diese Alternative gilt allerdings ebenfalls nicht als Kurzstrecke.

Beispiel: Neumarkt bis Hansaring

  • Linien 1/7 und 12/15, Umstieg Rudolfplatz
  • Anzahl Stationen: 4
  • Fahrzeit: 11 Minuten
  • Fahrtstrecke: 4,1 Kilometer
  • Fahrpreis: 2,80 Euro

Auch die Fahrt entlang einer weiteren, hoch frequentierten Verbindung in der Innenstadt verteuert sich mit den Neuregelung der Kurzstrecke, nämlich die zwischen dem Hansaring und dem Neumarkt – Grund ist hier der Umstieg an der Haltestelle Rudolfplatz. „Die Gültigkeit für vier Stationen der Kurzstrecke bleibt bestehen“, sagt KVB-Sprecher Matthias Pesch.

Busnetz deckt auch viele Routen ab

Im Bereich der City deckt außerdem das Busnetz der KVB viele Routen parallel zu den Bahnen ab, für Gewohnheitsfahrer ist der Preisanstieg auf das normale Einzelticket in Relation zur zurückgelegten Distanz auf einigen Strecken allerdings eklatant.

Beispiel: Ford-Pendler

Altonaer Platz bis Fordwerke Süd (schwarze Linie in der Grafik):

  • Linien 15 und 12, Umstieg Wilhelm-Sollmann-Straße
  • Anzahl Stationen: 4
  • Fahrtzeit: 9 Minuten
  • Fahrtstrecke: 4,5 Kilometer
  • Fahrpreis: 2,80 Euro

Fordwerke Süd bis Zündorf Mitte (rote Linie in der Grafik):

  • Linien 12 und 7, Umstieg Rudolfplatz.
  • Anzahl Stationen: 30
  • Fahrtzeit: 1 Stunde 6 Minuten
  • Fahrtstrecke: 30 Kilometer
  • Fahrpreis: 2,80 Euro

Ein Mitarbeiter des Autobauers, der am Altonaer Platz lebt und täglich zur Station Fordwerke-Süd fährt, zahlt nun dasselbe, wie einer, der aus Zündorf pendelt. Zum Vergleich: Die erste Strecke umfasst rund 4,5 Kilometer bei neun Fahrtminuten, die zweite circa 30 Kilometer und etwas mehr als eine Stunde Fahrtzeit. Auf beiden Routen muss ein KVB-Kunde einmal umsteigen.

Verkehrsclub kritisiert zu teures Langstrecken-Ticket

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) teilt die Kritik des Fahrgast-Verbands Pro-Bahn und fordert zur Rückkehr zur alten Regelung auf. Durch den Wegfall der Umsteige-Möglichkeit auf der Kurzstrecke verschrecke die KVB vor allem Gelegenheits-Fahrgäste.

Mit 2,80 Euro belege das Langstrecken-Ticket (Preisstufe 1b) im bundesweiten Vergleich einen Spitzenplatz, so Markus Meurer vom VCD-Regionalverband Köln: „Umso wichtiger ist es, dass auf der Kurzstrecke ein attraktives Ticket angeboten wird.“

Allerdings weist der VCD auf eine gute Alternative zum Kurzstrecken-Ticket hin: die KVB-Leihfahrräder. Diese kosten im Normaltarif einen Euro für 30 Minuten (9 Euro für 24 Stunden) und seien somit günstiger als die Fahrkarte für die Stadtbahn. (cht)

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