„Keimaks“ in der KurfürstenstraßeEine Theke aus Paris in der Kölner Südstadt

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Kai Scheuermann und Eleni Tsami betreiben das „Keimaks“.

Kai Scheuermann und Eleni Tsami betreiben das „Keimaks“.

Innenstadt – Wahrscheinlich gehört es zu den Besonderheiten dieser Stadt, dass man als Wirt, Kellner oder Köbes eher eine Chance hat, Berühmtheit zu erlangen, wenn man wortkarg, forsch, ruppig oder gar rüde ist. Ein Liebenswürdigkeit-Award wurde jedenfalls noch nie verliehen, obwohl es auch dafür Anwärter gäbe.

Ein Kandidat für eine Top-Platzierung auf der leider noch nicht existierenden Positiv-Skala könnte Kai Scheuermann sein; ein Gastronom, dessen Augen beim Eintreten eines jeden Gastes leuchten. Nachdem er sich eine Zeit lang aus der Branche und von der Bar seines Keimaks zurückgezogen hatte, ist er jetzt zumindest tageweise wieder mit im Geschehen, worüber die Stammgäste genauso glücklich sind wie Geschäftspartnerin Eleni Tsami.

Currys in verschiedenen Variationen

Die herzliche Griechin ist in Sachen Freundlichkeit das perfekte weibliche Pendant zu Scheuermann und überdies eine fantasievolle Köchin. In ihr Heimatland wollte sie wahrscheinlich schon alleine deshalb nicht zurück, weil es dort keine Knödel gibt.

Tsami liebt deutsche Gerichte samt Spätzle, Pfannkuchen und Speck. In der Küche des Keimaks steht sie jedoch in erster Linie für eine mediterran-orientalische Richtung, während Küchenchef Harald Viehstadt aufs Exotische, Fernöstliche und Afrikanische spezialisiert ist.

Besonders beliebt sind seine Currys, etwa die Süßkartoffel-Cashew-Variation (11 Euro) oder der Indische Fisch-Kokos-Curry mit Basmatireis und Gemüsen (13,50 Euro). Die wenigsten Gerichte kosten mehr als 15 Euro.

Bevor Kai Scheuermann und sein anfänglicher Geschäftspartner Max Uhlmann ihre Vornamen in verballhornter Form zu dem Namen ihres gemeinsamen Bistros zusammenführten, waren beide bekannte Frontmänner in der Kölner Barszene: Uhlmann jahrelang im damaligen „XX“ in der Friesenstraße, Scheuermann in der Südstadt im Chins.

Gemeinsam entstand damals die Idee, eine klassische Pariser Bar zu eröffnen. Als das alte Café Böhnchen verkauft wurde, stand in der Kurfürstenstraße der perfekte Raum zur Verfügung.

Zweite Heimat für Pariser Theke

Wie die raumprägende Theke mit der klassischen Zinkabdeckung aus der französischen Hauptstadt herbeigeschafft wurde und ihren Platz vor den dekorativen alten Wandfliesen fand, wäre eine ähnlich lange Geschichte wie die der monatlich wechselnden Vitrinengestaltung, für die Fluxuskünstlerin Andrea Saskia seit ehedem zuständig ist.

Apropos Künstler. Kurz nachdem das Keimaks mit seiner charakteristischen langen Sitzbank im Jahr 1997 eröffnet hatte, gaben sich dort Kunstschaffende und Galeristen praktisch die Tür in die Hand.

Bis heute kann man an den Wänden die Werke von Künstlern sehen, die dem Laden auf ihre Weise Liebeserklärungen erbrachten – wie etwa die Momentaufnahme aus dem Eröffnungsjahr 1997 des Kölner Fotografen Johannes Booz oder der tanzende Stuhl von Stefan Wewerka.

„Es ist hier für mich wirklich wie ein zweites Wohnzimmer“, erklärt Zeichnerin Franziska Becker, die seit Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes wieder öfter Gast ist. Was ihr besonders gefällt: „Selbst wenn du als Frau alleine kommst, kriegst du immer einen guten Platz und wirst nicht wie anderswo ans Klo gequetscht.“

Außer Mitarbeiterin Larissa, die praktisch seit der ersten Stunde mit hinter der immer mit riesigen Blumen dekorierten Theke steht, gehört eine lebende Legende der Gastro-Szene seit einiger Zeit zur festen Besetzung: Paul Tribbels hat zuvor ganze 35 Jahre im „La Strada“ bedient. Newcomer in Sachen Cocktails ist Jona Steinbach, der sich sowohl auf die Zubereitung klassischer als auch moderner Drinks versteht.

Zwei Besonderheiten dieses Südstadt-Lokals sollten noch Erwähnung finden: Dank seiner Sammlung von mehr als 500 Stück, die er zusammengerollt in einem Überseekoffer aufbewahrt, trifft man den ansonsten stets schwarz gekleideten Kai Scheuermann nie ohne Krawatte an. Außerdem gibt es im Keimaks keinen Ruhetag. Lediglich am 25. Dezember und am 1. Januar würde man sich vergeblich dorthin auf den Weg machen.

Das Keimaks öffnet täglich ab 18 Uhr. Adresse: Kurfürstenstraße 27. Reservierung empfehlenswert. Telefon: 312670.

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