Kölner KünstlerinLorose Keller mit 84 Jahren gestorben

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Lorose Keller im Künst­ler-​Al­ten­stift in Weimar.

Köln – Acht Tage vor ihrem Tod rief Lorose Keller zum letzten Mal an. Sie plane neue Projekte, ein Theaterstück, eine Performance, wir müssten uns dringend zusammensetzen, sprach sie auf den Anrufbeantworter. Auf den Rückruf, ebenfalls auf Band, reagierte sie nicht mehr.

Als Lorose Keller Ende Februar nach vielen Jahren in Ägypten und einem halben Jahr in Weimar in ihre Wahlheimat Köln zurückkehrte, wollte sie wie immer die Welt aus den Angeln heben: „Eine Nackt-Performance auf der Domplatte, um an die Opfer der Silvesternacht zu erinnern“ schwebte ihr vor und ein Stück mit dem Pantomimen Milan Sladek, dazu eine Ausstellung ihrer Bilder, zu der es dann auch kam.

Lorose Keller wollte immer alles. Sie war gierig auf das Leben, sie sah sich als Schriftstellerin, Malerin, Großschauspielerin, sie wollte die Hauptrollen, wo immer sie war. Ihr Talent erkannten einige, doch nur wenige engagierten sie für die großen Auftritte: zu sperrig, zu präsent, zu wenig anschlussfähig, bekam sie mehr oder weniger unverblümt zu hören.

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So führte Keller ein Nomadenleben, tingelte von Stadttheater zu Stadttheater, schrieb Bücher, in denen sie Kontakt zu anderen Welten aufnahm, und Lyrik, die der Schriftsteller Dieter Wellershoff in höchsten Tönen lobte. „Die Keller“, wie sie in Köln genannt wurde, bewegte sich zwischen Genie und Wahnsinn, nur so könnten Künstler leben, sagte sie.

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Ihre Tanzszene aus Fellinis Film "Die Stimme des Mondes"

Die meisten hielten sie am Ende für wahnsinnig – was sie kränkte, aber nicht davon abhielt, weiterzumachen. Ihre wichtigste Rolle spielte sie in Federico Fellinis Film „Die dunkle Seite des Mondes“.

Lorose Keller, die zwei Kinder und drei Enkel hinterlässt, schlief in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag friedlich in ihrer Kölner Wohnung ein. Sie wurde 84 Jahre alt.

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