Kölner SchandfleckWie der Barbarossaplatz gerettet werden könnte

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Der Barbarossaplatz.

  • Der Barbarossaplatz ist ein trister Verkehrsknotenpunkt in Köln. Von einem schönen Platz ist er maximal weit entfernt.
  • Zwar will ihn die Stadtverwaltung schon lange umgestalten, passieren tut aber – nichts.
  • Dabei haben sich zwei Architektur-Büros bereits vor zehn Jahren Gedanken über eine schnelle Neugestaltung gemacht – ohne dass dafür aufwendige U-Bahn-Tunnel gebaut werden müssten.
  • Ihr Vorschläge könnten dem Platz ein völlig neues Gesicht geben – und zwar schnell. Wir stellen die Pläne exklusiv vor.

Köln – Obwohl die Stadt vor zehn Jahren ein Gutachten für die Umgestaltung des Barbarossaplatzes in Auftrag gab, hat sich seitdem nichts an der Situation dort verändert. Die Verwaltung argumentiert, dass die vorgeschlagenen Veränderungen umfassend gewesen seien und deshalb weitere Untersuchen nötig seien.

Dabei geht es vor allem darum zu prüfen, wie sich die beiden kreuzenden Gleistrassen der Stadtbahn in einen Tunnel verlegen lassen, was allerdings sehr aufwendig und teuer wäre. Die beiden Büros Stefan Schmitz Architekten und Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft haben sich allerdings bereits 2009 Gedanken über eine schnelle Neugestaltung ohne den Bau neuer U-Bahn-Tunnel gemacht. Die Überlegungen waren der Stadt zwar bekannt, sie wurden aber nicht weiterverfolgt.

Der Ansatz der beiden Büros, der jetzt erstmals an die Öffentlichkeit gelangt, basiert auf dem städtebaulichen Masterplan für die Innenstadt von Albert Speer. Er und sein Team hielten einen Tunnel ebenfalls für nicht notwendig. Mit einer Optimierung des Platzes lasse sich die Stadtbahn gut in den Platzraum integrieren, heißt es im Masterplan.

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Gläsernes Dach für die Haltestelle

Stadtplaner Schmitz – der zurzeit in der Mongolei den Entwurf für eine völlig neue Metropole umsetzt – schlägt als Clou für die Kreuzung von Luxemburger Straße, Hohenstaufenring, Kyffhäuserstraße und Roonstraße einen mehrspurigen Kreisverkehr vor. In dessen Mitte würde eine Fläche entstehen, die sich nutzen ließe, um den Platz zu gestalten. In einer Visualisierung des Architekten befindet sich dort eine weiße Stele – sie dient aber lediglich als Platzhalter. „Es wäre zum Beispiel denkbar, dort einen Brunnen hinzusetzen“, sagt Schmitz. Wasser könnte den Barbarossaplatz ähnlich wie den Ebertplatz positiv beleben. So ließe sich außerdem der historische Zustand aufnehmen. Bilder aus dem Jahr 1915 zeigen, dass sich bereits damals an selber Stelle ein runder Brunnen befand. Ein weiterer Baustein könnte die Umgestaltung der Haltestelle in der Platzmitte sein. Mit Hilfe eines großen gläsernen Dachs, das bis zu den Seiten herunterläuft, entstünde so eine Art Gebäude. „Das würde dem Barbarossaplatz ein Gesicht geben“, ist Schmitz überzeugt.

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Zu den weiteren Vorschlägen gehören eine Reduzierung der Fahrspuren sowie der Wegfall von Parkplätzen. Anstelle dessen könnten breite Fußwege entstehen, die sich auch für eine Außengastronomie eigenen würden. Der vorhandene Baumbestand könnte geordnet und verstärkt werden, um den Allee-Charakter der Ringe fortzusetzen. „Es geht auch darum, den Platz zu entrümpeln“, sagt Schmitz. Praktisch jeder habe dort etwas hingestellt und zum chaotischen Gesamteindruck beigetragen. Das gelte für die Werbeaufsteller der Geschäfte ebenso wie für Abfalleimer. Die Gleistrassen könnten bei diesem Konzept unverändert bestehen bleiben.

„Wir würden das jetzt gerne als Gedankenanstoß in die aktuelle Diskussion um den Barbarossaplatz einbringen“, sagt Stefan Schmitz. Dabei gehe es nicht darum, selbst den Auftrag erhalten zu wollen oder fertige Pläne vorzulegen. „Es wäre schön, wenn Politik und Stadt sich das anschauen würden und dann einen Architektenwettbewerb starten“, so Schmitz. Das Ganze müsse zudem noch von Verkehrsplanern untersucht werden. Er sei überzeugt, dass sich der Platz mit wenigen Mitteln aufwerten ließe, sagt Schmitz. „Danach kann man auf lange Sicht immer noch über eine Verlängerung der U-Bahn-Tunnel nachdenken“, sagt der Architekt. Die Tunnelrampen am Zülpicher Platz und an der Poststraße sind dafür baulich zwar vorbereitet, die Kosten wären dennoch beträchtlich.

Der Zeitpunkt sei günstig, zeigt sich der Architekt überzeugt. Die Stadt will sich ohnehin in einer der kommenden Sitzungen des Verkehrsausschusses von den Politikern absegnen lassen, die Bahnsteige der Linien 16 und 18 anzuheben, um sie barrierefrei zu gestalten. Auch damit befindet sich die Stadt erheblich in Verzug – ursprünglich sollte die Bahnsteiganhebung am Barbarossaplatz an die erste Stelle der Prioritätenliste gesetzt werden.

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