Konzert in KölnZZ-Top-Frontmann Billy Gibbons gibt sich kauzig wie immer

Lesezeit 3 Minuten
Dunkle Sonnenbrille, langer Vollbart und Cowboy-Hut sind das Markenzeichen des Gitarristen Billy F. Gibbons.

Billy F. Gibbons im Carlswerk Victoria in Köln.

Billy Gibbons von ZZ Top tourt derzeit durch Europa und machte dabei im Kölner Carlswerk Victoria Station.

Untrennbar ist seit 1973 die Assoziation des Namens einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Texas mit langen Vollbärten, dunklen Sonnenbrillen und den als „Stetsons“ bekannten Hüten verbunden. Ursprung dieser Verbindung ist der ZZ-Top-Hit „La Grange“. Bärte, Sonnenbrillen und Stetsons sind die Markenzeichen der Bandmitglieder Billy Gibbons und Dusty Hill.

In dem Stück geht es allerdings weniger um das Städtchen als mehr um ein Bordell vor den Toren der Stadt. Ungewollter Nebeneffekt der plötzlichen Bekanntheit durch den Song war die Schließung des Etablissements durch den Gouverneur des Bundesstaates. Konservative Medien hatten darauf gedrängt.

ZZ Top waren in Köln gern gesehene Gäste

Ob die Band sich im Fayette County, dessen Verwaltungssitz La Grange ist, noch blicken lassen darf, ist nicht bekannt. In Köln waren die Texaner stets gern gesehene Gäste. Nach dem Tod des Bassisten Dusty Hill vor zwei Jahren tritt die Gruppe weiterhin auf, bei seiner derzeitigen Tour tritt ZZ-Top-Frontmann Billy Gibbons derweil als Solokünstler auf.

Im Carlswerk Victoria an der Schanzenstraße am Samstagabend hatte Gibbons prominente Verstärkung dabei. Das Schlagzeug bearbeitete kein Geringerer als Matt Sorum, der unter anderem bei Guns n’ Roses für den richtigen Takt sorgt. Vervollständigt wurde das Trio, das Gibbons scherzhaft als seine Big Band vorstellte, am Bass durch Austin Hanks.

Billy Gibbons spielt Klassiker und Coverversionen

Klassiker von ZZ Top, Stücke von Gibbons Soloalben und Coverversionen anderer Künstler waren der musikalische Rahmen. Mehr oder weniger alles Stationen aus Gibbons über fünf Jahrzehnte währender Karriere. Dazu gehörte „Foxy Lady“ von Jimi Hendrix. Natürlich in den klassischen ZZ-Top-Sound gehüllt, der irgendwo zwischen Bluesrock, Southern Rock und Hardrock anzusiedeln ist. Simple Arrangements, deren Schönheit und Reiz eben in dieser Schlichtheit begründet sind.

Ebenso einfach war die Bühne dekoriert: eine Leinwand, auf der ein nächtlicher Sternenhimmel leuchtete sowie eine Reihe Verstärker. Dazu ein paar Lichteffekte. Fertig. Mehr brauchte es tatsächlich nicht. Richtig laut wurde es im Publikum, das von Beginn an glückselig mittanzte, erstmals bei „Gimme All Your Lovin’“. Der Song erschien 1983 auf dem Erfolgs-Album „Eliminator“ und gehört zu den meistverkauften Singles von ZZ Top.

Billy Gibbons in Köln: Gänsehaut-Momente zwischen harten Riffs

Die Band hatte, dem Zeitgeist entsprechend, seinerzeit erstmals Synthesizer eingesetzt und Musikvideos produziert. Bis zum heutigen Tag wurde das Album über 14 Millionen mal verkauft. Zwischen den vielen harten Riffs fand Gibbons Zeit für ruhigere Klänge. Der „Blue Jean Blues“ bescherte manchem Fan Gänsehaut-Momente und auch die Band schien noch tiefer in die Musik abzutauchen.

Im letzten Drittel der Show feuerten Gibbons und seine Mitstreiter ein kleines Feuerwerk an Highlights aus dem Repertoire von ZZ Top ab. Beginnend mit der ersten Single der Band-Historie, die eine Top-100-Platzierung in den USA erreichte: „Francine“.

Billy Gibbons mit dem für ihn typischen Hut, Sonnenbrille und Vollbart.

Stetson, Sonnenbrille und Vollbart sind die Markenzeichen von Billy Gibbons.

Auf „Thunderbird“ folgte mit „Sharp Dressed Man“ ein Hit aus der Kategorie Ohrwurm. Entsprechend euphorisiert sangen viele Fans mit. „Brown Sugar“ und „Tube Snake Boogie“ ebneten dann noch den Weg zum großen Finale. Gibbons verzichtete auf das bei vielen Konzerten übliche „Zugabe“-Spielchen. Der 73-Jährige gut bei Stimme war und ließ keinerlei konditionelle Schwäche erkennen. Ein wenig kauzig und knorrig wie eine alte Eiche im Sturm. Alles wie immer also.

Es bereitete dem Trio sichtlich Freude, den letzten Song des Abends anzukündigen. Hanks bat Gibbons doch zu tun, worauf alle warten würden. Daraufhin hüpfte der Frontmann tänzelnd umher. Das schelmische Grinsen konnte selbst der Vollbart nicht verbergen. Einst hatte Gibbons übrigens eine Million Dollar abgelehnt. Ein Rasierer-Hersteller wollte den Bart werbewirksam scheren.

Schließlich spielte Gibbons das unverkennbare Riff von „La Grange“ an. Gemeinsam feierten Musiker und Publikum den Song über das Bordell in einer texanischen Kleinstadt, das seiner plötzlichen Berühmtheit zum Opfer gefallen war.

KStA abonnieren