Laien hoffen auf päpstliche VisitatorenWoelki will seinen Kurs im Amt fortsetzen

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Woelki 070621

Rainer Maria Woelki

Köln – Nach dem Rücktrittsgesuch des Münchner Kardinals Reinhard Marx hat Kardinal Rainer Woelki seinen Willen betont, im Amt zu bleiben. Im Erzbistum wolle er seine ganze Kraft dafür einsetzen, dass die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals weitergehe, die Schwachen geschützt würden und Missbrauch verhindert werde, sagte Woelki in seiner wöchentlichen Videobotschaft auf domradio.de.

Woelkis Ankündigung stieß beim Kölner Katholikenausschuss auf Unverständnis. „Das zeigt, dass der Kardinal die Lage nicht mehr realistisch einschätzt“, sagte der Vorsitzende der Laienvertretung auf Stadtebene, Gregor Stiels, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Der Kardinal sitzt einkaserniert in seinem Bischofshaus und nimmt selbst das nicht mehr wahr, was alle ihm sagen, die nah an der Stimmungslage in den Gemeinden sind – wie zuletzt die Kreis- und Stadtdechanten: »Sie müssen etwas ändern!«“ Es sei zu hoffen, „dass ihm das jetzt die päpstlichen Visitatoren klarmachen können“, so Stiels weiter. „Vielleicht muss man dem Kardinal die Entscheidung dann auch aus der Hand nehmen.“

Inspektoren beginnen Arbeit in Köln

In dieser Woche beginnen die beiden von Papst Franziskus entsandten Inspektoren, der schwedische Kardinal Anders Arborelius und der holländische Bischof Hans van den Hende, in Köln ihre Arbeit. Wie zu erfahren war, haben sie bereits eine Reihe von Gesprächen vereinbart, auch mit erklärten Kritikern Woelkis. Unter ihnen sind die früheren Sprecher des Betroffenenbeirats und die ehemalig Opferbeauftragte Christa Pesch.

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Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken, Solingens OB Tim Kurzbach, nannte die Visitation „einen entscheidenden Schritt“, auf den bald eine Entscheidung des Papstes folgen müsse. „Einen weiteren Schwebezustand können wir uns nicht mehr leisten, sonst treten weitere Zehntausende aus der Kirche aus“, sagte Kurzbach dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

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Marx’ Entschluss zum Rücktritt und seine Erklärungen dazu wurden allgemein als Kontrastprogramm zu Woelkis Verhalten wahrgenommen und – damit verbunden – als Erhöhung des Drucks auf den Kölner Kardinal. Kurzbach sprach mit Blick auf Marx von einem „Schritt in Souveränität und Freiheit“. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing (Limburg), hatte am Freitag gesagt, der „Punkt der Souveränität“ sei „in Köln einfach überschritten“. Mit der päpstlichen Visitation griffen in Köln jetzt „andere Gesetzmäßigkeiten“.

Woelki stellte die Visitation erneut als Reaktion auf seine Bitte an den Papst dar, die Situation in Köln und auch seine Person zu bewerten. Das von ihm in Auftrag gegebene Missbrauchsgutachten habe bereits „zu massiven Konsequenzen“ geführt. Er selbst habe noch mehr Gespräche mit Betroffenen geführt. Was diesen angetan worden sei, „macht mich fertig“, sagte Woelki. Die Kirche habe im Umgang mit den Opfern Verrat am Evangelium begangen. „Das darf nie wieder so möglich sein.“ Notwendig sei eine „Erneuerung vom Kern des Glaubens“. Als Bischof trage er dafür Verantwortung. Über rechtliche Beurteilungen und Regeln hinaus müsse ein „neuer Verhaltenskodex des christlichen Miteinanders auf der Grundlage des Evangeliums“ erarbeitet werden. „Das haben wir jetzt verstanden.“

„Komplexe pastorale Situation“

Stiels entgegnete, dass Woelki den päpstlichen Untersuchungsauftrag einseitig wahrnehme und wiedergebe. „Er spricht nur von der Aufarbeitung des Missbrauchs, als ob er überlesen hätte, dass die Visitatoren auch die »komplexe pastorale Situation« im Erzbistum untersuchen sollen.“ Die Frage müsse sein, wie ein Neuanfang gelingen könne. „Fakt ist doch, dass der Erzbischof in seinem erklärten Bemühen niemanden mitnehmen konnte.“

Aber auch im Umgang mit dem Missbrauchsskandal lasse Woelki nach wie vor jede Bereitschaft vermissen, „die institutionelle und moralische Dimension“ des Versagens kirchlicher Verantwortungsträger in den Blick zu nehmen. „Auch das ist ein schwerer Fehler“, sagte Stiels. Woelki überging in seiner Botschaft den Reformprozess „Synodaler Weg“, mit dem die deutschen Bischöfe Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal ziehen wollen. Woelki ist dort als entschiedener Gegner von Strukturreformen aufgetreten. Nach eigenen Worten sieht er die Suche nach Erneuerung auf der weltkirchlichen Ebene richtig angesiedelt.

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