Distanzunterricht in KölnHeizung kaputt – Hunderte Lindenthaler Grundschüler lernen zu Hause

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Das Bild zeigt den Haupteingang der GGS Freiligrathstraße in Köln-Lindenthal.

Der Eingang der GGS Freiligrathstraße in Köln-Lindenthal

Mehrere hundert Kölner Grundschulkinder werden nach den Ferien nicht in ihre Schule zurückkehren können. Schuld ist ein kaputter Heizkessel. 

Es ist eine Hiobsbotschaft zum Ferienende: Während am Montag die Schule wieder beginnt, müssen Hunderte Kölner Grundschulkinder zu Hause bleiben. Grund dafür ist ein Heizungsausfall in den beiden benachbarten Grundschulen GGS und KGS Freiligrathstraße in Lindenthal. Der hat zur Folge, dass für etwa die Hälfte der rund 500 Kinder in der ersten Woche nach den Ferien Distanzlernen stattfinden wird.

Einige Familien befanden sich noch im Winterurlaub, als sie die Nachricht erhielten. Die beiden Schulleiterinnen informierten die Eltern am Donnerstag in einem Schreiben darüber, dass die Schulen „nur teilweise“ beheizt werden können. Das Schreiben liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor. Schuld ist demnach ein defekter Heizkessel. „Ausweichmöglichkeiten können uns leider nicht zur Verfügung gestellt werden“, heißt es in dem Schreiben. Für Heizlüfter in allen Räumen reiche die Kapazität der Stromversorgung nicht. Nur einzelne Räume könnten mit Heizlüftern beheizt werden.

Kölner Grundschüler müssen wegen kaputter Heizung zu Hause bleiben

Und so werden die Dritt- und Viertklässler ins Home Schooling geschickt. Die Schule wird nur für die Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Klassen geöffnet sein sowie für die Kinder, die eine Notbetreuung brauchen. Auch die Ganztagsbetreuung findet nur für die beiden unteren Jahrgangsstufen statt.

Eine Stadtsprecherin bestätigt den Heizungsausfall: „Die städtische Gebäudewirtschaft hat die Behebung bereits beauftragt, die Firma arbeitet auf Hochtouren daran.“ Es sei jedoch davon auszugehen, dass diese „nicht vor Mitte nächster Woche abgeschlossen ist“. Zudem sei unklar, wie schnell die Schulen anschließend wieder auf Betriebstemperatur aufgeheizt sein werden.

Schulpflegschaft kritisiert die Stadt wegen maroder Gebäude

Die Schulpflegschaftsvorsitzende Ulrike Glöckner ist wütend: „Wieder einmal sitzen die Kinder zu Hause. Sie haben in der Pandemie schon so viel gelitten und zurückgesteckt, große Lerndefizite angestaut.“ Gerade nach der langen Corona-Zeit mit den vielen Einschränkungen sei es wichtig, dass Kinder ein stabiles Umfeld mit geregeltem Unterricht erhalten.

Glöckners Söhne besuchen die zweite beziehungsweise vierte Klasse der GGS. Der eine hat also Präsenz-, der andere Distanzunterricht. Glöckner arbeitet in Teilzeit als Ärztin in einem Kölner Krankenhaus. Nächste Woche hat sie zwei Tage frei. An den übrigen wird auch der jüngere die Notbetreuung besuchen müssen.

Kinder unter solchen Umständen lernen zu lassen, ist eine Frechheit.
Heike Riedmann, Mutter zweier Grundschulkinder

Bei Heike Riedmann verhält es sich ähnlich: Ihr Sohn besucht die erste, ihre Tochter die dritte Klasse. Nach zwei Wochen Weihnachtsferien kann und will auch sie sich nicht schon wieder freinehmen. Für Riedmann steht der defekte Heizkessel symbolisch „für die vielen maroden Schulgebäude und die verschleppten Sanierungen von Bildungseinrichtungen. Kinder unter solchen Umständen lernen zu lassen, ist eine Frechheit.“

Erst seit Kurzem seien die Jungen-Toiletten nach einer Sanierung wieder in Betrieb gegangen. „Monatelang mussten die Kinder einmal über den ganzen Schulhof ins Gebäude der benachbarten Schule, um aufs Klo zu gehen“, berichtet Riedmann. „Welche Firma würde ihren Mitarbeitenden zumuten, die Toiletten einer Nachbarfirma zu nutzen?“

„Als Schulpflegschaft können wir einfach nicht nachvollziehen, wie Investitionen, die Kindern zugutekommen, so hinten angestellt werden“, sagt Glöckner. „In der Industrie würde man Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit die Produktion wegen einer defekten Heizung nicht gestoppt werden müsste.“ Glöckner lobt ausdrücklich das Engagement der Schulleitung und der Lehrer. Ihre Kritik richte sich vielmehr gegen die Stadt als Schulträger.

Der Heizkessel sei bereits am 22. Dezember kaputtgegangen. Doch die zuständige Firma, die das Problem hätte beheben können, hatte über die Weihnachtstage zu. „Wir haben eine Familie in der Schule, die einen Installationsbetrieb hat. Aber aufgrund fester Rahmenverträge, die die Stadt abschließt, dürfen andere Firmen da nicht dran“, sagt Glöckner.


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