Mord aus Liebeskummer?21-jähriger Student aus Köln soll Ex-Freundin getötet haben

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Der Angeklagte im Gerichtssaal.

Köln – Ein Meer von Kerzen flackerte Ende Januar dieses Jahres an der KVB-Haltestelle Autobahn an der Rösrather Straße in Ostheim, umgeben von Blumensträußen und Karten, auf denen Abschied genommen wurde. Abschied von Studentin Gizem P., die hier starb, nachdem ihr Exfreund sie mit zahlreichen Messerstichen tödlich verletzte.

Die Staatsanwaltschaft hat den angehenden Wirtschaftsingenieur wegen Mordes angeklagt und sieht niedrige Beweggründe und Heimtücke als Mordmotiv erfüllt. Sie ist überzeugt: „Der Angeklagte handelte aus verletztem Stolz. Durch die Tat wollte er ein Rachebedürfnis befriedigen.“

Kerzen und Blumen am Tatort im Januar 2016.

Kerzen und Blumen am Tatort im Januar 2016.

Nach Ansicht der Anklage habe es der Student nicht verwinden können, dass die acht Monate jünger Studentin sich vier Wochen zuvor von ihm getrennt hatte, weil sie sich in einen anderen Mann verliebte. „Er wollte nicht als Verlierer aus der Beziehung dastehen“, heißt es in der Anklageschrift. Der 21-jährige Student war unmittelbar nach dem tödlichen Geschehen zur nächsten Polizeiwache gegangen und hatte sich dort gestellt, zuvor allerdings ein zweites Messer entsorgt. Seit Mittwoch wird ihm vor der Schwurgerichtskammer der Prozess gemacht. Noch auf dem Weg zur Polizei hatte er in der Bahn einem Kumpel eine WhatsApp-Nachricht geschickt: „Ich gehe in den Knast, my life is over.“

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Steffan M. (21), fast noch ein Kindergesicht, wirkt verschüchtert, als er verhalten seine Personalien zu Protokoll gibt. Viel mehr wird die Öffentlichkeit am ersten Verhandlungstag nicht von ihm hören, denn auf Anregung des Gerichts müssen bis auf die unmittelbar Beteiligten, darunter auch die schwer gezeichneten Eltern der getöteten Studentin, alle den Saal verlassen. Den Ausschluß begründet der Vorsitzende Richter mit „schützwürdigen Interessen, die die Intimsphäre des Angeklagten betreffen“.

Angeklagter sprach von Affekt

Wie im Rausch muss der Student der Luftfahrt- und Raumfahrttechnik, der 2012 nach einer verkürzten Schulzeit mit einem Notendurchschnitt von 2,6 sein Abitur machte, auf die fast gleichaltrige Ex-Freundin eingestochen haben. Die Rechtsmedizin listete 31 Messerstiche auf, mehrfach hatte M. seinem Opfer die Halsschlagader durchtrennt. Als er sich unmittelbar nach der Tat der Polizei stellte, hatte er das Geschehen als Affekt-Tat dargestellt und von Erinnerungslücken gesprochen. Keinesfalls habe er seine Ex unter dem Vorwand von der Bahn abgeholt, sie zu töten.

Ermittlungsergebnissen zufolge könnte es aber auch anders gewesen sein. Immerhin soll M. schon Wochen vor der Tat gegenüber Freunden geäußert haben, dass er es nicht ertragen könne, als „Verlierer“ dazustehen und immer wieder seine „Rachegefühle“ thematisiert haben. „Ich ziehe erst in die Schlacht, wenn ich weiß, wie der Krieg ausgeht“ - so sein Lebensmotto, das mit einer „Verliererposition“ nicht zu vereinbaren sei. Dass er die Ex töten wolle, hatte er nicht nur mehreren Freunden erzählt, sondern seine Absicht auch per Sms kundgetan.

Die Beziehung zwischen den aus gutbürgerlichem Haus stammenden Studenten entwickelte sich schon in jungen Jahren auf einer Ski-Klassenfahrt. Das Paar - beide studierten allerdings in getrennten Wohnungen lebend in Aachen - war seit sechs Jahren zusammen, als die junge Frau im Sommer 2015 einen anderen Mann kennenlernte, in den sie sich ernsthaft verliebte - um dann im Dezember 2015 mit ihrem langjährigen Freund Schluss zu machen.

Wie sich das Verhältnis der beiden nach der Trennung schlagartig veränderte, darüber werden zahlreiche Zeugen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis an den nächsten Verhandlungstagen ausführlich Auskunft geben.

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