Second-Hand in Nippes„Franziskas Schatzkiste“-Geschäftsführerin zieht Bilanz

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Christiane Vieten führt die Schatzkiste seit Anfang des Jahres.

Christiane Vieten führt die Schatzkiste seit Anfang des Jahres.

Nippes – Von außen weist nur das hübsche Fassadenschild auf die Second-Hand-Fundgrube hin. Der Weg dorthin führt zunächst einmal durch das große Tor des Hauses; ein Aufsteller im Hof weist den Weg zum Eingang. Anfang des Jahres hat hier Christiane Vieten ihren Laden für Gutes aus zweiter Hand, „Franziskas Schatzkiste“, eröffnet – benannt nach der Franziskastraße im Nippeser Osten, an der das Haus liegt. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ war es nun Zeit für eine kleine 100-Tage-Bilanz.

Frau Vieten, wie ist damals die Idee des eigenen Ladens entstanden?

Ich hatte im vorigen November angefangen, das Haus zu sanieren. Jenes hatte ich aus der Erbmasse meines Vaters erhalten – früher war es seine Bürofläche, er leitete ein mittelständisches Elektro-Unternehmen. Die Räume hatten jahrelang leer gestanden – so überlegten wir, was man damit machen kann. Einmal hatte ich einen Hoftrödel mit Freunden gemacht, bei dem aber Sachen übrig blieben, die sich dann hier ansammelten. So war letztlich die Idee geboren, einen eigenen Laden aufzumachen. Das Mobiliar und die Schränke übrigens stammen komplett aus Bestandteilen und der Geschäftsausstattung der Firma.

Sie bieten Second-Hand-Mode an. Wie funktioniert das System, kann man auch selbst Sachen vorbei bringen?

Ja, man kann selbst gebrauchte Sachen vorbei bringen, die gewaschen und in gutem Zustand sind. Die können dann hier auf Kommissions-Basis zum fairen Preis verkauft werden – das bedeutet, man erhält dann seinen Anteil, wenn sich ein Käufer gefunden hat. Der Erlös wird dann immer 50-50 geteilt.

Wie hat es bisher geklappt?

Es waren am Anfang auch traurige Tage dabei, wo kein Mensch hier drin war und man sich dachte, mich haben alle vergessen. Aber seitdem die Homepage online ist und sich der Laden herumspricht, geht es aufwärts. Es hat eben etwas Anlaufzeit gebraucht. Bisher habe ich viel positive Resonanz bekommen, das freut mich sehr. Die Leute sind von der Größe des Ladens angenehm überrascht, das fällt mir immer auf.

Inzwischen ist ja auch täglich geöffnet.

Zunächst fing ich mit einem Öffnungstag in der Woche an, nach dem Motto: „Dienstag kann Ihr Glückstag sein“. Inzwischen sind wir auf eine Öffnung an fünf Tagen in der Woche gegangen. Nebenbei betreue ich noch meine Tochter, zwischendurch bereite ich das Mittagessen zu. Die Öffnungszeiten können sich irgendwann noch mal ändern, aber momentan passt es ganz gut.

Was hatten Sie vorher beruflich gemacht?

Früher habe ich bei der Bank gearbeitet, nach einer Krankheit hatte ich mir Urlaub ohne Bezüge genommen. Irgendwann habe ich mir gesagt: Ich versuche einfach den Schritt in die Selbstständigkeit.

„Es gibt einfach für alles etwas“

Woher kommen im Allgemeinen ihre Kunden – aus dem direkten Umkreis, oder auch von weiter weg?

Einige regelmäßige Kunden sind aus Weidenpesch, und natürlich viele aus Nippes, aus der direkten Umgebung. Das Weiteste, das ich bisher hatte, war eine Kundin aus der Südstadt – und eine aus Leverkusen, die aus Neugierde hier war. Was das Schöne an der Arbeit im Laden ist: Man erfährt viel von den Leuten, das ist spannend und aufregend. Wie mal nicht so viel los war, haben wir „just for fun“ auch mal eine Modenschau gemacht.

Wie würden Sie die Zielgruppe Ihres Ladens beschreiben?

Es gibt einfach für alles etwas. Für Jugendliche und insbesondere für Jungen ist das Angebot momentan etwas ausbaufähig, da freue ich mich immer über neue Sachen. Die laufen richtig gut. Im Prinzip soll es aber ein Laden für alle sein. Gestern zum Beispiel war mal ein Tag, wo richtig viele Männer da waren, das hat mich gefreut. Wir haben aber nicht nur Second-Hand-Mode, sondern viele weitere Dinge – zum Beispiel Taschen und andere Accessoires, Plüschtiere, Gesellschaftsspiele und Puzzles.

Gibt es auch Kooperationen?

Von einer befreundeten Künstlerin, Gaby Koof, habe ich zwei CDs im Laden ausliegen. Zuvor hatte ich ihre Lieder noch nie gehört, aber war dann vollends begeistert. Ihr habe ich einen eigenen kleinen Tisch im Geschäft gewidmet – das passt auch sehr gut hier rein. Neulich habe ich auch eine Silberschmuck-Designerin kennengelernt, Miavari an der Wilhelmstraße, die sich vor kurzen ebenfalls selbstständig machte. Vielleicht machen wir da mal etwas zusammen. Allgemein kann man sagen: Die Hilfe untereinander im Veedel ist einfach schön.

Und Nippes gefällt Ihnen auch als Stadtteil?

Auf jeden Fall: Ich bin ursprünglich aus Merkenich, wohne aber jetzt schon seit 1999 in Nippes – und will nicht mehr zurück. Es ist einfach schön zentral gelegen, man kann alles zu Fuß machen und man hat auch schöne Grünflächen, wenn man mal raus will.

Das Gespräch führte Bernd Schöneck

Über das Geschäft

Die Second-Hand-Boutique „Franziskas Schatzkiste“, Franziskastraße 3c, hat montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr geöffnet, dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr.

Außer der Reihe ist der Laden auch schon mal zu Aktionen geöffnet, wie bei den Nippeser „Hofflohmärkten“ vor anderthalb Wochen.

www.franziskas-schatzkiste.jimdo.com

Steckbrief

Lieblingsorte in Nippes: Wenn ich mal einen Kaffee trinken gehe, dann meistens im Café Sonne an der Neusser Straße 218. Leider hat das „Rosenstock“ ja zu.

Lieblingslokal: In Nippes die Pizzeria Mimmo & Santo. Dort kann man übrigens auch prima Eis essen.

Was mich am Veedel stört: Dass die Neusser Straße oft genug dreckig ist. Vor allem die Ecke am „Nippes-Tower“, wo es auch einen regelrechten Schilderwald gibt.

Das Veedel ist für mich: ...ein Lebensgefühl!

Meine Hobbys: Walking und Fahrrad fahren mache ich gern. Ansonsten ist mein Laden mein größtes Hobby – das ich zu meinem Beruf machen konnte.

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