Unglück in PollNach dem schweren KVB-Unfall bleibt die Angst

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Der Bürgerverein Poll setzt sich nach einem tödlichen Unfall dafür ein, dass der Bahnübergang „Im Wasserfeld“ sicherer gemacht wird.

Der Bürgerverein Poll setzt sich nach einem tödlichen Unfall dafür ein, dass der Bahnübergang „Im Wasserfeld“ sicherer gemacht wird.

  • Bei einem Unfall mit einer KVB Bahn ist Ende Mai in Köln-Poll eine Fußgängerin ums Leben gekommen.
  • Viele Anwohner halten den Überweg über die Gleise für Unsicher.
  • Polizei, Politik und KVB kamen zusammen, um über mögliche Nachbesserungen zu sprechen.

Poll – Nicht erst seit dem tragischen Unglück an der KVB-Querung „Im Wasserfeld“ bereitet der Übergang einigen Mitbürgern „ein mulmiges Gefühl“.

Ute Ahn, Vorsitzende des Bürgervereins Poll, hatte aufgrund des Unfalls, bei dem eine ihrem Hund nachlaufende Frau von der Linie 7 erfasst wurde und zu Tode kam, zahlreiche Zuschriften per E-Mail erhalten. „Manche Bürger fürchten sich, den Weg zu nutzen, weil sie nicht mehr so schnell gehen können. Daher erreichen sie aber auch alternative Übergänge nur mühsam. Andere empfinden die Geschwindigkeit der aus Porz kommenden Bahnen als zu schnell, auch die Kurve in Richtung Porz sei nicht gut einsehbar.“

Es gebe auch eine Kindertagesstätte, die den Weg ins Gremberger Wäldchen nutze, um den Kindern dort die Natur näherzubringen. „Die Leiter der Tagesstätte sorgen sich, weil es scheinbar nur ein visuelles Signal gibt.“

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Nicht alle Fahrer läuten

Der z-förmige Übergang ist mit Warnkreuzen versehen, allerdings gibt es nicht nur diese optischen Hinweise. Bei einem Treffen mit Vertretern von Polizei, Politik und KVB erklärten letztere dem Bürgerverein, dass es sehr wohl akustische Signale gebe: „Die Fahrer läuten an zwei Stellen, einmal an der Läutetafel kurz nach der Kurve sowie kurz vor dem Überweg“, so Thomas Dittemer, Leiter der strategischen Fahrwegplanung der KVB. Daran hielt sich während des Ortstermins allerdings nicht jeder Fahrer der vorbeibrausenden Bahnen.

Im Falle des Unfalls habe der Fahrer allerdings geläutet, das hätten die Auswertungen ergeben. „Wenn die Bahn sich das erste Mal akustisch bemerkbar macht, sollte man den Überweg nicht mehr betreten“, fügte Ute Kraus hinzu, stellvertretende Betriebsleiterin der KVB. „Die Läutetafel steht im Bremswegabstand, damit die Leute rechtzeitig gewarnt werden.“

Das erste Läuten höre man aber nicht unbedingt, so Ute Ahn vom Bürgerverein, „wenn man hier mit einer Gruppe Kindern steht: Sie sind laut, weil sie sich freuen, ins Gremberger Wäldchen zu gehen.“

KVB Bahn

Ermittlungen an der Unfallstelle in Poll.

Ob akustische Signale auch direkt am Übergang möglich seien, wollte SPD-Ratsmitglied Frank Schneider wissen. „Zum einen ist die Frage, ob das einen Sinn ergibt“, antwortete Dittemer, „zum anderen müsste das mit der Stadt Köln abgestimmt werden, weil wir dafür nicht zuständig sind.“ Sinn würde das sicherlich ergeben, so Schneider, „schließlich ist ein Mensch hier ums Leben gekommen“. Das passiere jedoch leider auch an Überwegen, die signalisiert seien, bedauerte Dittemer.

Eine Untersuchung der signalisierten wie nicht-signalisierten Überquerungsstellen habe ergeben, dass ein rotes Lämpchen meist nichts bringe. „Die Z-Führung ist in diesem Fall viel gewichtiger.“ Die Geschwindigkeit der Bahnen, die mit circa 70 Stundenkilometern um die Kurven kommen, bilde kein Risiko für Fußgänger: Falls jemand auf den Schienen liegen würde, könne die Bahn noch rechtzeitig anhalten.

„Die Durchgangsbreite der Fußgängerquerungsstelle ist auch für Nutzer von Rollatoren oder Kinderwagen angemessen, zudem gibt es taktile Elemente im Boden, das sind die Warnhinweise für sehbehinderte oder blinde Menschen“, so Dittemer. Ihre Gestaltung entspreche den gängigen bundesweit gültigen Richtlinien, „die grundsätzlich keine Signalisierung vorsehen, wenn ausreichend Sicht gegeben ist. Das ist hier der Fall.“

Auch das Thema Eigenverantwortung, die jeder Bürger im Verkehr hat, wurde beim Treffen angesprochen. „Den Unfall hätte man auch mit einer Lichtanlage oder einem zusätzlichen, akustischen Signal nicht verhindert“, befand Kraus. „Der Fahrer hat an der Läutetafel geläutet und hat dann, weil er den Hund gesehen hat, die Gefahrenbremse betätigt. Die Frau geriet trotzdem vor den Wagen. Das ist für alle Beteiligten sehr tragisch, auch für unseren Fahrer ist das ein traumatisches Erlebnis. Aber ich denke, es herrscht Einigkeit darüber, dass wir auch mit einer Lichtzeichenanlage keine veränderte Situation hätten.“ Schneider indes glaubt, dass man „die Sicherheit mit zusätzlichen akustischen Signalen erhöhen könnte“. Ob die Stadt bereit ist, Geld dafür auszugeben, wird sich zeigen. Bei einem weiteren Treffen des Bürgervereins mit der Verwaltung und der Polizei soll die Frage geklärt werden, ob die Ausrüstung mit zusätzlichen Warnsignalen möglich ist.

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