Für externe Gäste geöffnetKölner Café Blaupause ermöglicht Menschen mit Förderbedarf einen Berufseinstieg

Lesezeit 3 Minuten
Ein abgetrennter Bereich des Cafés ist dem Lehrpersonal vorbehalten. Das Mobiliar hat Tomaso Giurgolo Secondhand zusammen gesucht.

Ein abgetrennter Bereich des Cafés ist dem Lehrpersonal vorbehalten. Das Mobiliar hat Tomaso Giurgolo Secondhand zusammen gesucht.

Das Schulprojekt soll Menschen mit Förderbedarf Berufspraxis ermöglichen. Nun öffnet sich das Café für Gäste außerhalb der Schule.

Die freundliche Atmosphäre fällt sofort auf. Mitten in der „Offenen Schule Köln“ (OSK) laden Stühle zum Verweilen ein. Es gibt selbst gemachtes Gebäck, Kuchen und Torten, Getränke, Pizza, Brötchen und andere Snacks zu extrem moderaten Preisen. Das Café Blaupause ist allerdings viel mehr als ein Schulcafé. „Es ist ein Projekt“, sagt Tomaso Giurgolo und deshalb heißt es auch so.

Seit 25 Jahren arbeitet der Sport- und Pädagogiklehrer mit Menschen mit Behinderung. Die „Special Olympics“ sind eines seiner Themen, in Essen hat er bereits während seines Studiums das erste Fitnesscenter für Menschen mit Behinderung eröffnet.

Café Blaupause in Rodenkirchen bietet Schülern der OSK Berufsvorbereitung

Im August vor zwei Jahren war die inklusive Gesamtschule nach einer baulichen Rekordzeit von gerade einmal 20 Monaten nach zehn Jahren im Interim an ihren jetzigen Standort am Sürther Feld umgezogen.

Tomaso Giurgolo (v.l.) arbeitet mit Schülern und Studenten. Im Bild mit den Schülern Amir, Mia und Studentin Lara.

Tomaso Giurgolo (v.l.) arbeitet mit Schülern und Studenten. Im Bild mit den Schülern Amir, Mia und Studentin Lara.

Als Gründungslehrer der OSK war für Giurgolo deshalb von Beginn an die Frage wichtig, was passiert mit den Schülern nach der Schule? Jene, die aufgrund ihrer Behinderung keinen höheren Schulabschluss absolvieren können? Die Antwort: Ein eigenes Projekt. Im Schulcafé arbeiten deshalb fest drei Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf aus der Berufspraxisstufe.

Es ist ein Angebot anstatt der Oberstufe zur Berufsorientierung und Berufsvorbereitung. „Wir wollen in dem Bereich auf jeden Fall auch ausbilden, es ist eine Frage der Zeit“, sagt Giurgolo, der eher bescheiden über sich spricht, bis auf einen Punkt: „Wir machen den besten Kaffee der Stadt.“

Interieur im Projekt Café Blaupause ist Secondhand

Die Arbeit im Café ist demnach Unterricht. Es wird nahezu alles selber hergestellt, Lebensmittel werden kennengelernt und verarbeitet – ein Berufseinblick. Giurgolo hofft, dass das Café in vielerlei Hinsicht Vorbildfunktion erreichen könnte. Deshalb auch der Name „Projekt Café Blaupause“ – als Kopiervorlage. „Aber auch, weil blau machen zur Schule gehört und das neue Haus blau schimmert.“

Viel Zeit und Energie hat das Projekt gekostet. Sämtliches Interieur hat Giurgolo regional zusammen gesammelt, Nachhaltigkeit ist ihm wichtig. Stühle aus der Eifel, ein Klavier, alte Sportgeräte. Selbst die Kaffeemaschine ist aus zweiter Hand. „Trotz Neubau ist hier alles gebraucht. Wir brauchen nichts Neues.“ Sogar ein eigenes Logo hat er entwickelt. „Wir sind ein kleines Unternehmen.“

Das Café grenzt an die eigene Kantine. Die Atmosphäre hier ist anders. Man soll sich eben nicht wie in der Schule, sondern wie in einer echten Pause fühlen.

Räume vom Café Blaupause in Rodenkirchen können gemietet werden

Ein Bereich ist für die Mitarbeiter separiert. Das Café ist der zentrale Ort. In der Mittagspause helfen Unterstufenschüler beim Betrieb. Sie opfern nicht ihre Pause. „Alle wollen beim Projekt helfen.“ Andere helfen Pro Bono, wie Studentin Lara. Es fehlt noch an der Förderung.

Die Räume können auch für Veranstaltungen angemietet werden, mit und ohne Schulcatering. „Wir sind einfach anders als andere Schulen.“ Ein ähnliches Projekt in der Innenstadt könnte sich der Pädagoge noch vorstellen, oder ein inklusives Hotel aufzumachen.

Café Blaupause öffnet Donnerstagsnachmittag – Konzerte und Lesungen

Als nächsten Schritt soll sich das Café Blaupause weiter nach außen öffnen. Donnerstags von 15 bis 18 Uhr kann jeder kommen, der mag. Das Angebot könnte erweitert werden. Es ist ein Anfang. Die Preise sind dann etwas höher als im Schulbetrieb. Erste Stammkunden gibt es bereits.

Einmal im Monat gibt es Wohnzimmerkonzerte oder Lesungen, denn das Café Blaupause möchte sich auch mit Kulinarik und Kultur dem Veedel öffnen. Als passionierter Musiker sucht Giurgolo dazu immer Musikerinnen. Frauen im Singersongwriter-Bereich möchte er fördern. Ein weiteres Projekt von ihm. Das nächste Konzert findet am Samstag, 13. April, um 20 Uhr statt. Karten müssen vorher besorgt werden.

Projekt Blaupause, Café an der OSK Offene Schule Köln gGmbH, Sürther Straße 199. Telefon: 0221/337703-403 (Durchwahl)

KStA abonnieren