Schauspielerin Josefine Preuß im Interview„Das war mein Ernst des Lebens“

Lesezeit 4 Minuten
Josefine Preuß beim Interview im Hotel Wasserturm

Josefine Preuß beim Interview im Hotel Wasserturm

Mit den Serien „Schloss Einstein“ und „Türkisch für Anfänger“ wurde Schauspielerin Josefine Preuß bekannt.

Im Jahr 2010 spielte sie dann erstmalig im Film „Lotta und die alten Eisen“ die Hauptrolle der Lotta Brinkhammer – eine junge, lebensfrohe Frau, die noch nicht ganz weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll.

Sieben Jahre und vier Lotta-Filme später hat sich nun viel verändert: Lotta steht mitten im Leben – sie hat eine Tochter, mit der sie nach Berlin zieht, um nach ihrem abgeschlossenen Medizin-Studium als Ärztin arbeiten zu können.

Alles zum Thema Film und Fernsehen

Ausgestrahlt wird der sechste Teil der ZDF-Filmreihe „Lotta und der Ernst des Lebens“ am Donnerstag, den 4. Mai, um 20.15 Uhr. Wir haben die Hauptdarstellerin zum Interview in Köln getroffen.

Frau Preuß, Sie spielen nun schon zum sechsten Mal die Hauptrolle Lotta Brinkhammer. Inwieweit hat sich die Rolle mit Ihnen weiterentwickelt?

Ich durfte mit Lotta erwachsen werden. Es wär ja auch schade, wenn sie immer auf dem Stand der Altenpflege-Praktikantin bleiben würde. Sie ist jetzt endlich angekommen, als Ärztin in einer Praxis. Aber jetzt beginnen neue Probleme. In erster Linie mit ihrer Tochter, da sie sich nicht an Berlin gewöhnen kann und Probleme mit der neuen Schule hat. Das ist ihr Ernst des Lebens. Wobei für Lotta selber in diesem Teil erst einmal Durchatmen angesagt ist, weil sie all das geschafft hat, was sie sich die letzten Jahre vorgenommen hat.

Hat Sie der Ernst des Lebens auch erreicht?

Ja, ich habe diesen Punkt schon überschritten. Spätestens mit meiner ersten eigenen Wohnung. Wenn man auf dem Klo sitzt, „Mama, Klopapier ist alle“ ruft, merkt, dass man ganz alleine ist, und sich ab sofort selber um solche Dinge kümmern muss. Das war mein Ernst des Lebens. (lacht) Ich bin fertig und mit 31 Jahren darf man das auch sein. Und so lange ich noch beim Alkoholkaufen nach dem Ausweis gefragt werde, ist alles super. Denn das ist das schönste Kompliment. Und wenn das in zehn Jahren auch noch so ist, habe ich alles richtig gemacht.

Wie viel stecken Sie denn von sich persönlich in Ihre Rollen?

Eigentlich nichts, ich trenne das rigoros. Viele meiner Kollegen haben die Methode, bei emotionalen Sachen aus ihren eigenen persönlichen Erfahrungen zu schöpfen. Und das mache ich überhaupt nicht. Nur weil ich in einer Szene heulen muss, denke ich nicht an den Tod eines verstorbenen Familienmitglieds. So arbeite ich einfach nicht, da gibt es andere Methoden, um das herzustellen. Ich bin Darstellerin, und die Rollen haben nichts mit mir selber zu tun. Ich mache da ganz klar eine Grenze.

Wovor schützt das?

Ich brauche diesen Schutz, um aus einer Rolle rauszukommen. Damit ich zu Hause einfach die Tür hinter mir zu machen kann und dann meine privaten Leute um mich habe. Dass die mir nicht irgendwann vorhalten, ich sei nur eine Schauspielerin. Da ist es wichtig zu wissen, wo man herkommt, denn es ist nur ein Job. Ich rette leider Gottes nur in der Rolle von Lotta Menschenleben. Obwohl ich richtig gut Wunden nähen könnte – gelernt bei „Die Hebamme“. Das würde ich mir tatsächlich zutrauen.

Sie haben bereits als Kind mit der Schauspielerei angefangen. Standen unter anderem mit 14 Jahren für die Kinder-Sendung „Schloss Einstein“ vor der Kamera. Wollten Sie nie etwas anderes machen?

Als Kind wollte ich immer Clown werden. Davon bin ich ja eigentlich gar nicht so weit entfernt, wenn ich eine Komödie spiele. Und dann wollte ich noch Archäologin oder Gerichtsmedizinerin werden. Mein Vater ist Polizeidirektor, und manchmal hat er Tatortfotos von der Arbeit mit nach Hause gebracht. Das hat mich immer total interessiert. War es Suizid oder nicht? Wo sind die Blutspritzer? Wie ist der Einschlagwinkel? Aber was ich noch interessanter finde, ist der Madenbefall. War der Fundort der Leiche auch wirklich der Tatort? Wie lange ist derjenige schon tot? Wie waren die Witterungsumstände? Das ist eine tolle Wissenschaft, wenn man als Leiche sein eigener Zeuge ist. Und dann habe ich irgendwann gedacht, dass ich eigentlich den perfekten Job habe, weil ich als Schauspielerin alles einmal machen darf.

Zur Person Josefine Preuß

Josefine Preuß (31) sammelte bereits als Kind erste schauspielerische Erfahrungen am Hans-Otto-Theater und in der Kinder-Serie „Schloss Einstein“. 2005 folgte dann die Hauptrolle in der ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“, für die sie als „Beste Schauspielerin“ mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Einen Bambi erhielt sie für ihre Leistung im Film „Die Hebamme“. Am Donnerstag, den 4. Mai, ist sie nun im Film „Lotta und der Ernst des Lebens“ ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

Das könnte Sie auch interessieren:

KStA abonnieren