Universität KölnJura-Studenten bieten kostenlose Rechtsberatung für Start-ups

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Christian Jäger und Mathes Robel beraten Restaurant-Gründer Till Riekenbrauck

Christian Jäger und Mathes Robel beraten Restaurant-Gründer Till Riekenbrauck

  • Der Verein Corporate Law Clinic unterstützt junge Gründer in Rechtsfragen.
  • Die Idee stammt aus den USA: Start-ups bekommen kostenlose Rechtsberatung, Jura-Studenten sammeln Paraxiserfahrung.

Köln – Vier lange Holztische, die alle besetzt sind. Klapperndes Geschirr, kauende Gesichter und mittendrin ein zufriedener Geschäftsführer. So sieht es zur Mittagszeit im Restaurant Laden Ein aus. Im vergangenen Herbst hat Till Riekenbrauk mit seinen Geschäftspartnern Vincent Schmidt und Mathes Robel sich den Traum von der Selbstständigkeit erfüllt und ein neues Restaurant ins Agnesviertel gebracht.

Das Start-up hat Erfolg, der Laden Ein, der unterschiedliches Street-Food anbietet, brummt. Aber wie bei jeder jungen Firma standen von Anfang an juristische Fragen im Raum, die noch während der Gründungsphase beantwortet werden müssen: Welche Rechtsform ist die richtige? Wie wird ein Arbeitsvertrag aufgesetzt und welche allgemeinen Geschäftsbedingungen sind für das Unternehmen die besten?

Die juristischen Aspekt gehören zu den größten Hürden für junge Firmenchefs. In der Aufbauphase haben sie nur zwei Möglichkeiten: Entweder versuchen sie auf eigene Faust die rechtlichen Fragen zu lösen. Oder sie engagieren einen Anwalt. Die erste Option schafft viele mühsame Arbeitsstunden, die Zweite ist den meisten zu teuer.

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„Viele Leute denken, sie kriegen das Juristische schon irgendwie hin“, sagt Maximilian Schmitt von der Corporate Law Clinic, Deutschlands erste kostenlose Rechtsberatung von Studenten für junge Unternehmen. „Meistens kommt das böse Erwachen und es entstehen Kosten, die man eigentlich vermeiden kann.“ Schmitt hat mit seinem Studienfreund Christian Jäger die Corporate Law Clinic gegründet. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht hat, jungen Gründern wie Riekenbrauk in der Gründungsphase kostenlos zu beraten.

Praktische Erfahrungen für die Studenten

Es ist eine Idee, aus der beide Seiten Nutzen ziehen: Junge Start-ups haben einen hohen Beratungsbedarf, aber wenig Geld. Den Jura-Studenten mangelt es wiederum an Praxiserfahrung. „Die Ausbildung ist schlecht strukturiert“, kritisiert Christian Jäger, der gerade sein Referendariat begonnen hat. Es gäbe keine Möglichkeit, sich praktisch beweisen: „Es ist immer noch mehr ein Studium für Wissenschaftler als für Praktiker“, sagt er. Dies führe dazu, dass man nach dem Abschluss zwar eine gute theoretische Ausbildung habe, aber im Umgang mit Mandanten unsicher sei. Mit dem Verein wollen sie das auffangen, was im Studium zu kurz kommt.

Die Gründungsväter haben sich während des Studiums kennengelernt und im November 2014 gründeten sie die Corporate Law Clinic, die durch zwei Schirmherrinnen an die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Köln angedockt ist. 25 Mitglieder zählt mittlerweile der Verein, rund zehn Mandanten wurden bisher betreut.

Tritt ein Start-up oder ein Jung-Unternehmer an den Verein heran, wird in der Mitgliederdatenbank geschaut, wer für den Auftrag in Frage kommt. Je nach Umfang werden zwei bis fünf Mitglieder angesprochen. „Der Rest läuft in Eigenregie, das ist auch das, was wir wollen“, sagt Jäger. Komplett auf sich allein gestellt sind die Studenten aber nicht. Hinter dem Verein stehen außer den Schirmherrinnen ein Beirat aus Volljuristen. „Die Studenten sollen die Beratung zwar selbstständig strukturieren. Aber im Zweifelsfall bekommen wir Unterstützung von erfahrenen Rechtsanwälten“, erläutert Schmitt. Bisher habe das Konzept gut funktioniert, sowohl für die jungen Firmen, als auch für die Studenten.

Idee aus den USA

Die Idee zur Law Clinic ist nicht neu. In den USA sind sie schon lange fester Bestandteil einer juristischen Ausbildung. In Deutschland hingegen dürfen erst seit dem Jahr 2008 auch Nicht-Volljuristen rechtliche Beratungen durchführen. Zuvor war dies nur für Juristen möglich, die ihr zweites Staatsexamen erfolgreich absolviert hatten. Till Riekenbrauk, der Mitbegründer von Laden Ein, weiß die Arbeit des Vereins zu schätzen und ist froh, dass er und seine Geschäftspartner durch die Hilfe vom Verein viel Geld sparen konnten. „Für Start-ups ist das Konzept genial“, sagt der 30-Jährige: „Man kann das wenige Geld, das man hat dadurch viel besser in seine Idee investieren und hat weniger Stress.“

Momentan ist der Verein ist auf der Suche nach weiteren Mitgliedern. Dabei brauchen Studenten nicht nur für Jura eingeschrieben sein, auch Wirtschaftswissenschaftler und Betriebswirtschaftler sind willkommen.

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