Kölner PhilharmonieDie U-Bahn im Konzertsaal

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Schon jetzt sind die Geräusche, die Fußgänger und Radfahrer erzeugen, störend. (Bild: dpa)

Schon jetzt sind die Geräusche, die Fußgänger und Radfahrer erzeugen, störend. (Bild: dpa)

Innenstadt – Klänge von Geigen, Flöten, Trompeten und dazu einRauschen von vorbeifahrenden Bahnen - ist das die Zukunft der KölnerPhilharmonie? Die U-Bahn soll künftig im Minutentakt unter demKonzertsaal hindurchfahren. Der Aufsichtsrat der Philharmonie fordertdeshalb eine Garantie von den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB), dassdie Konzerte nicht gestört werden. Die akustischen Verhältnisse inder Philharmonie, im Tonstudio des Westdeutschen Rundfunks (WDR) undin den Stimmzimmern dürften durch den U-Bahnbetrieb ab 2012 nichtbeeinträchtigt werden. Ein Thema, das die Stadt Köln bewegt.

Die Besucher der Philharmonie sind beunruhigt: "Erst dieEinsturzkatastrophe des Stadtarchivs und nun die Probleme mit derAkustik in der Philharmonie. Der Bau der Nord-Südbahn steht bisherunter keinem guten Stern", sagt der 58-jährige Klaus C. "Ich binzuversichtlich, dass eine Lösung für die Philharmonie gefunden wird,aber der Bahnbau wirkt fast schon wie ein Fass ohne Boden", ist dieReaktion von Patrizia O. Seit Anfang März das Stadtarchiv im Erdbodenversank, hält man in Köln im Zusammenhang mit der U-Bahn so ziemlichalles für möglich.

Gudrun Meyer, Sprecherin der Kölner Verkehrs-Betriebe,beschwichtigt: "Es ist vertraglich geregelt, dass ein Körperschallvon 25 Dezibel in der Philharmonie nicht überschritten werden darf."Zwar wurden kürzlich mal bei Simulationstests 28 Dezibel gemessen.Aber das habe daran gelegen, dass die dafür eingesetzten Rüttler biszu achtmal lauter seien als eine vorbeifahrende U-Bahn.

U-Bahn-Bau von langer Hand geplant

Dass einmal eine U-Bahn unter der Philharmonie und dembenachbarten Ludwig-Museum fahren würde, wusste man bereits bei derEntstehung des Komplexes in den 80er Jahren. Die Philharmonie wurdedaher auf vier Schlitzwände gebaut, die bei tiefen Baugrubenverwendet werden und vor eindringendem Grundwasser schützen sollen.Zwischen den jeweils sieben Meter auseinanderliegenden Wänden wurdenzwei 100 Meter lange U-Bahntunnel gebaut. Die beiden Tunnel seientief genug in der Erde, um noch Platz zur Errichtung von Systemen zurVerringerung der Schallübertragung zu haben, erläutert Gudrun Meyer.Konkrete Aussagen zu einer möglichen Lärmbelästigung könntenallerdings erst nach weiteren Berechnungen Ende Juli gemacht werden.

Das Problem Lärmbelästigung verfolgt die Philharmonie übrigensschon länger. Rund 1000 Mal im Jahr muss das Dach der Philharmonie,der Heinrich-Böll Platz, durch Wachpersonal abgeriegelt werden. Durchdas Betreten des Platzes von Skateboardern oder Passanten mitRollkoffern kommt es sonst nämlich zu Lärmstörungen im Konzertsaal.

Das Dach besteht aus kleinen Ziegeln, unter denen es keine Dämmunggibt. Ein Dämmsystem einzubauen, lohne sich nicht, meint der KölnerKämmerer Hans-Dieter Körber: "Kein Gutachter konnte bei einerÜberprüfung den Schallschutz bei einem Dämmsystem gewährleisten." DerEinsatz des Wachpersonals kostet jedes Jahr ungefähr 100 000 Euro.Das Geld dafür muss die Stadt aufbringen. (dpa)

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