„Der treue Roy“Ein Tatort voller Klischees

Lesezeit 3 Minuten
3_Tatort_Der_treue_Roy

Hauptkommissarin Kira Dorn wird mit der Waffe bedroht.

  • Am Sonntagabend hat das Weimarer Team um Nora Tschirner und Christian Ulmen im Tatort ermittelt.
  • „Der treue Roy“ war aber anstrengend, klischeebeladen und nach einiger Zeit schwer zu ertragen.

Der Fall

Eine verkohlte Leiche im Stahlwerk. Zuerst sieht es aus als hätte sich Roy Weischlitz (Florian Lukas) selbst getötet. Dann wird aber doch ein Verdächtiger namens „Flamingo“ (Thomas Wodianka) gefunden. Dieser hat nur noch ein Bein. Da Roy an dessen Unfall schuld ist, schien Flamingo das perfekte Motiv zu haben. Bei Nachforschungen im Haus des Toten, in dem dieser gemeinsam mit seiner Schwester gewohnt hat, stoßen die Ermittler aber auf ein neues Mordmotiv: Offenbar hatte Roy sechs Richtige im Lotto. Dadurch erweitert sich der Kreis der Verdächtigen.

Die Auflösung

Roy ist gar nicht tot, auch wenn er es dann doch gerne wäre. Die Leiche im Stahlwerk war eine Friedhofsleiche. Der Stahlarbeiter hat seinen Tod nur inszeniert, um mit seiner großen Liebe, der Prostituierten Irina, abzuhauen. Ihre Liebe ist aber dann doch nicht mehr so groß, als sie herausbekommt, dass der angebliche Millionengewinn doch nur vier Richtige waren. Der Einbeinige, der zuerst als Mörder verdächtigt wurde, ist jetzt tot, genauso wie der schmierige Zuhälter Frank. Beide von dem zunächst totgeglaubten Roy ermordet.

Die Ermittler

Dass es nicht gutgehen kann, wenn man Privates und Berufliches vermischt, das sieht man bei dem Ermittlerduo und Ehepaar Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen), der von den Autoren einfach keinen Vornamen bekommen hat. Lessing ist eifersüchtig, als seine Frau mit einer alten Liebschaft spricht. Er will ein Haus kaufen, sie nicht. Immer wieder kleine Streitereien, die die Figuren vermutlich plastischer machen sollen, aber nichts zur Handlung beitragen.

Rein schauspielerisch haben sich die Film-Profis Nora Tschirner und Christian Ulmen nicht überschlagen. Für die miesen Dialoge können sie nichts: „Es muss hart sein, dass Sie ihr Bein verloren haben.“ Ach? Da hatten die Drehbuchautoren Murmel Clausen und Andreas Pflüger wohl einfach keine Ideen mehr. Durchgehend zu flache Dialoge für die wenig originelle Geschichte. Wirklich überzeugend sind Tschirner und Ulmen nicht. Man hat sie schon in besseren Rollen gesehen.

Fazit

„Bin ich endlich tot?“ Das sind die letzten Worte von Roy Weischlitz im Weimarer Tatort und das ist eigentlich auch die Frage, die man sich die ganze Zeit als Zuschauer stellt. Wann ist er endlich tot? Wann ist es zu Ende? Ein Kopfschuss mit der Schrotflinte von der wildgewordenen Schwester? Klar, überlebt er. Aha. Er schießt sich selbst in den Kopf – nicht richtig getroffen. Ein Sprung aus dem Krankenhausfenster? Auch überlebt. Ein „Tatort“, der sich sehr in die Länge zieht. Vor allem die maulende Schwester in ihren 70er-Jahre-Klamotten ist nach einiger Zeit schwer zu ertragen.

Das Motiv - Mord aus Habgier - ist nicht neu und in diesem Fall auch nicht besonders spannend aufgezogen. Die Umsetzung von Regisseur Gregor Schnitzler in „Der treue Roy“ überzeugt nicht. Alles schreit nach Klischee. Die Prostituierte, die nur Geld will. Der schmierige Zuhälter. Der Einzelgänger der Zinnfiguren Freunde Weimar, der sich in eine Prostituierte verliebt und eine ausgestopfte Katze auf dem Fensterbrett stehen hat. Die Figuren scheinen durchweg nicht besonders helle zu sein. Ein anstrengender „Tatort“.

KStA abonnieren