Kölner TheologeHans-Joachim Höhn erhält Preis für das Lebenswerk

Lesezeit 3 Minuten
Hans-Joachim Höhn als Gast in der Talkreihe „frank&frei“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“

Hans-Joachim Höhn als Gast in der Talkreihe „frank&frei“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“

Der Kölner Theologe Hans-Joachim Höhn hat ein Werk geschaffen, das „in seiner Originalität seinesgleichen sucht“.

Der Kölner Theologe Hans-Joachim Höhn erhält den renommierten Preis der „Salzburger Hochschulwochen“. Die Jury ehrt damit das Gesamtwerk des 67-Jährigen, der bis 2023 als Professor für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Universität zu Köln lehrte.

Höhn habe „in den letzten Jahrzehnten ein theologisches und religionsphilosophisches Werk geschaffen, das in seiner Originalität, Dichte und Erschließungskraft seinesgleichen sucht“, heißt es in der Begründung zur Verleihung des mit 5000 Euro dotierten Preises. Die Lektüre „eröffnet in allen relevanten Feldern Neues, Frisches, Wegweisendes“. Höhn sei so eine der prägenden Stimmen zeitgenössischer katholischer Theologie geworden.

Engagierter Anwalt für eine vernunftgemäße Rede von Gott.
Aus der Preisbegründung

Als „engagierter Anwalt für eine vernunftgemäße Rede von Gott“ inspiriere Höhn bereits eine nächste und übernächste Generation. Wer wissen wolle, wie eine Frage theologisch auf der Höhe der Zeit und der Vernunft behandelt werden könne, sei in Höhns Schriften „immer gut aufgehoben“. Sein Werk sei sowohl „analytisch scharf als auch essayistisch leicht, es bringt kommunikative Vernunft mit einem tastenden Gottvertrauen ins Gespräch, es führt ebenso souverän durch soziologische Diskurse der Gegenwart wie durch Motivbestände der Tradition, es hat die aktuelle Kirchenkrise ebenso im Blick wie komplexe erkenntnistheoretische Grundlagenfragen“.

Alles zum Thema Universität zu Köln

Höhn wurde 1954 in Nomborn (Westerwald) geboren. Nach seinem Theologiestudium war er mehrere Jahre als Seelsorger im Bistum Limburg tätig, ehe er 1991 an die Universität zu Köln kam. Er ist Schüler des früheren Freiburger Theologen und späteren Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann. In seinem Denken ist Höhn dem Erbe der Aufklärung verpflichtet. Neben einer Reihe wissenschaftlicher Werke hat Höhn auch zahlreiche Bücher zu Fragen des Glaubens und der Zeitdiagnostik veröffentlicht.

Gute Theologie erkennt man nicht erst daran, dass sie Anerkennung findet. Es genügt schon die Erkenntnis, dass sie Anerkennung verdient.
Hans-Joachim Höhn

Immer wieder meldet sich Höhn auch im „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit Gastbeiträgen oder als Diskutant bei „frank&frei“, der KStA-Talkreihe in der Kölner Karl-Rahner-Akademie, zu Wort.

In seinem zuletzt erschienenen Buch „In Gottes Ohr. Von der Kunst poetischer Gottesrede“ zieht Höhn nicht nur eine selbstironische Bilanz der (eigenen) theologischen Lehre und warnt vor der Gefahr eines „Hörsturzes“ infolge ausufernder Rede „über/von/zu Gott“, sondern bietet auch eine geistreiche, sprachlich kunstvolle Sammlung von Aphorismen über Gott und die Welt. Als „Qualitätssiegel“ guter Theologie schreibt Höhn, man erkenne diese „nicht erst daran, dass sie Anerkennung findet. Es genügt schon die Erkenntnis, dass sie Anerkennung verdient.“

2018 machte Höhn mit Verweis auf eigene Erfahrungen öffentlich, wie der Vatikan durch ein undurchsichtiges Regime von Gesinnungsprüfungen und Nachforschungen zur Lehramtstreue Druck auf angehende Hochschullehrerinnen und -lehrer ausübt. Diese können nur mit einer Lehrerlaubnis aus Rom, dem sogenannten „Nihil obstat“, eine Professur übernehmen.

Eine Art katholischer Omertà
Hans-Joachim Höhn über das Nihil-obstat-Verfahren des Vatikans

Höhn sprach damals von einem System der „Bespitzelung“ und des „Denunziantentums“, das – zusammen mit der Scham der Betroffenen – eine „Art katholischer Omertà“ entstehen lasse: „Kaum ein Theologe, eine Theologin durchbricht diese Verschwiegenheit, sei sie erzwungen oder selbst auferlegt. Und noch weniger wird davon erzählt, mit welchen Windungen und Verbiegungen man sich dann dem Würgegriff der Römer zu entziehen versucht hat.“ Sechs Jahre später verabschiedete der Katholisch-Theologische Fakultätentag im Januar 2024 eine Erklärung, die zur Revision einer diskriminierenden, intransparenten Praxis und zur Achtung der Wissenschaftsfreiheit aufruft.

Zu den „Salzburger Hochschulwochen“ versammelt sich seit fast 100 Jahren die Crème de la Crème aus Theologie und anderen Wissenschaften für eine einwöchige Sommeruniversität mit Vorlesungen und Diskussionsrunden auf höchstem Niveau. Veranstalterin ist die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Salzburg. Unter den bisherigen Trägern des „theologischen Preises“ der Hochschulwochen sind die Kardinäle Karl Lehmann und Walter Kasper, der Soziologe Hans Joas, der Ägyptologe Jan Assmann und seine Frau, die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann.

In diesem Jahr finden die Salzburger Hochschulwochen vom 29. Juli bis 4. August unter dem Oberthema „Fragiles Vertrauen. Über eine kostbare Ressource“ statt.

KStA abonnieren