Yilmaz Dziewior aus BonnDas ist der Neue fürs Museum Ludwig

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Im Anschluss an die Museumsnacht gibt es im Foyer des Museums Ludwig eine Aftershowparty bis fünf Uhr morgens.

Im Anschluss an die Museumsnacht gibt es im Foyer des Museums Ludwig eine Aftershowparty bis fünf Uhr morgens.

Köln – Der neue Direktor des Kölner Museum Ludwig ist ein alter Bekannter. Zwischen 1996 und 1999 assistierte Yilmaz Dziewior dem damaligen Ludwig-Direktor Marc Scheps und betreute als Kurator eine Ausstellung der britischen Künstlerin Sarah Lucas und den zeitgenössischen Teil der Ausstellung „Kunstwelten im Dialog. Von Gauguin zur globalen Gegenwart“. Es war der Ausgangspunkt einer beeindruckenden Karriere, die Dziewior jetzt über die Leitung des Hamburger Kunstvereins und die Direktion des Kunsthaus’ Bregenz in Österreich zurück zum Anfang führt.

„Ich freue mich sehr“, sagte Yilmaz Dziewior am Dienstag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Das Museum Ludwig ist ein absolut überragendes Haus.“ In den Vertragsverhandlungen mit der Stadt Köln hat er durchgesetzt, dass dem Museum das im letzten Jahr aufgelaufene Defizit erlassen wird und die strukturellen Finanzprobleme des Hauses angegangen werden.

Yilmaz Dziewior entspricht dem von Kölns Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach aufgestellten Anforderungsprofil in allen Belangen. Er bringt Erfahrung in der Leitung eines international renommierten Kunsthauses ebenso mit wie die nötige wissenschaftliche Expertise und nicht zuletzt die wichtigen internationalen Kontakte, die es für Ausstellungen mit überregionaler Strahlkraft braucht. Zugleich kennt Dziewior das Haus und die besonderen Gegebenheiten vor Ort. Selbst in der Sammlungstätigkeit sollte es keinen allzu starken Bruch geben, da sich seine Interessen in wichtigen Bereichen mit denen seines aus privaten Gründen im Februar zurückgetretenen Vorgängers Philipp Kaiser decken. So hat Dziewior Ausstellungen zu Andrea Fraser, Louise Lawler und Jack Goldstein kuratiert – allesamt Künstler, die auch von Kaiser geschätzt werden und deren Werke unter dessen Leitung für die Sammlung erworben wurden. Dem Museum Ludwig bleibt also die unangenehme Erfahrung erspart, dass der designierte neue Direktor mit den Anschaffungen seines Vorgängers nichts anfangen kann.

Lob und Zuspruch für Ai-Weiwei-Ausstellung

Yilmaz Dziewior wurde 1964 in Bonn geboren, studierte Kunstgeschichte und Archäologie in London und Bonn. Er promovierte in Berlin mit einer Arbeit über den Architekten Mies van der Rohe. Seine berufliche Laufbahn begann er als freier Kurator und Journalist, unter anderem berichtete für die US-Kunstzeitschrift „Artforum“ regelmäßig aus dem Rheinland. Nach seiner dreijährigen Assistenz am Museum Ludwig leitete er von 2001 und 2008 den Kunstverein in Hamburg, zwischen 2003 und 2008 bekleidete er zudem an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste die Professur für Kunsttheorie.

Seit 2009 führt er das 1997 eröffnete und von Peter Zumthor, dem Baumeister von Kolumba in Köln, entworfene Kunsthaus Bregenz. Hier zeigte er monografische Ausstellungen zu Cosima von Bonin, Antony Gromley, Ed Ruscha und Yvonne Rainer – eine Kooperation mit dem Kölner Museum Ludwig – und vielbeachtete Themenausstellungen wie „Liebe ist kälter als das Kapital“ über den Wert der Gefühle. Den größten Publikumszuspruch und viel Kritikerlob erfuhr seine Ai-Weiwei-Ausstellung 2011. Für die Biennale 2015 von Venedig wird er den österreichischen Pavillon kuratieren.

Dziewiors Bregenzer Direktion zeichnet sich durch eine gelungene Mischung aus etablierten und jungen Künstlern, populären und ungewöhnlichen Ausstellungen aus. Er holte Stars der Kunstszene nach Bregenz und bereitete Talenten wie der deutschen Künstlerin Maria Eichhorn eine Bühne. Dabei ist es ihm gelungen, auch den Buchhalter zufriedenzustellen. Im auf Kulturtourismus ausgerichteten Bregenz spielen die Auslastungszahlen eine bedeutende Rolle.

In einer ersten Reaktion zeigte sich Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters „hoch erfreut“ über die rasche Berufung von Yilmaz Dziewior und betonte, dass diese „in großer Übereinstimmung mit der Peter und Irene Ludwig Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig“ erfolge. Kasper König, langjähriger Direktor des Hauses und Dziewiors Vorvorgänger, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Eine gute Entscheidung. Dziewior hat dem Kunsthaus Bregenz ein ganz eigenes Profil verliehen.“ Laut König zeichnet Dziewior aus, dass er vorurteilsfrei ist und Durchhaltevermögen besitzt – eine Eigenschaft, die man jedem Ludwig-Direktor im Ringen um ein auskömmliches Budget wünscht.

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