Leserbriefe zum Kölner Müll„Die AWB kämpfen täglich gegen Windmühlen“

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Müll stapelt sich neben einem Mülleimer. Zahlreiche Pizzakartons liegen weiträumig um den Müllbehälter verstreut. Im Bildhintergrund ist die Fassade eines Restaurants in der Kölner Altstadt zu sehen.

Müll stapelt sich neben einem Mülleimer in der Altstadt nahe dem Rheinufer.

Als Hauptursache für die Vermüllung Kölns machen Leser Rücksichtslosigkeit, Bequemlichkeit und mangelnde Moral von Bewohnern und Gästen aus. 

Illegale Müllablagerungen verdreifacht – AWB spricht von mangelndem Respekt vor dem öffentlichen Raum (27.7.)

Kölner Müllproblem: „Die Wertschätzung fehlt!“

Endlich scheint es auch in der Stadtverwaltung angekommen zu sein, dass die „Vermüllung“ der Stadt zum überwiegenden Teil schlicht und ergreifend durch „den Kölner und die Kölnerin“ verursacht wird. Ich kenne keine Großstadt, in der so offensichtlich zu beobachten ist, wie Menschen ihren Müll – von der Zigarettenkippe über Grillrückstände bis zur Entsorgung ihrer kompletten Wohnungsrenovierung-Rückstände – hinter Altglascontainern verschwinden lassen.

Mehr Mülleimer sind sinnlos – wenn es zu wenige gäbe, würde sich ja ein Großteil des Mülls rund um überquellende Mülleimer sammeln. Auch die „Mediterranisierung“ ist Unsinn. Im Winter, wenn die Außengastronomie geschlossen ist, vermüllt die Stadt genauso.

Alles zum Thema AWB

Der Ansatz der SPD ist richtig. Warum gibt es auf der Welt so viele Großstädte, die bis in die Randbezirke picobello sauber sind? Weil es dort empfindliche Strafen für achtlos weggeworfenen Müll gibt, die durch Polizei und Ordnungskräfte entsprechend konsequent umgesetzt werden.

Die Wertschätzung fehlt! Neulich auf der Schildergasse sagte eine junge Frau, nachdem sie ihre Zigarettenschachtel hatte fallen lassen und von ihrer Begleitung darauf aufmerksam gemacht wurde:  „Wieso? Die haben hier doch Leute, die saubermachen“. Wolfgang Pelzer Köln

Kölner Müllproblem: Leider kommen die Heinzelmännchen nicht mehr

Nicht die AWB und nicht der Ordnungsdienst der Stadt sind die Verursacher des unschönen Kölner Stadtbilds, sondern die hier lebenden Menschen und solche, die die Stadt besuchen! Das Leben ist mediterraner geworden und dagegen ist nichts einzuwenden. Warum aber schleppen die Grillenden und Picknickenden alles Mögliche in den Park, verzehren einiges vom Mitgebrachten und lassen den Rest liegen?

Warum kann nicht jeder seinen Müll mit nach Hause nehmen? Die heiße Grillkohle wird einfach an den nächsten Baum gekippt oder man grillt, indem man die Kohle direkt auf die Wiese kippt und anzündet. Verbrannte Erde auf Jahre! Die Mülleimer werden von intelligenten Krähen ausgeräumt und der umliegende Müll vom Wind verweht.

Jeder sollte das eigene Verhalten überprüfen. Im Kino lässt eine Frau ihren Getränkebecher und ihre Nachos-Schale auf dem Boden stehen. Auf den Hinweis, dass sie etwas vergessen habe, antwortet sie: „Ich habe dafür bezahlt, dass das weggeräumt wird“. Ja, und alle anderen auch, die eine Kinokarte bezahlt haben und ihren Müll mitnehmen. Das ist das Problem: Menschen glauben, dass sie mit irgendetwas, sei es Steuern oder Eintrittsgeldern, dafür bezahlt haben, dass ihre Hinterlassenschaften beseitigt werden. Wir sind eben in der Stadt der Heinzelmännchen ... Petra Herrmann Köln

Verschmutzung Kölns: Problem mangelnder sozialer Kontrolle

Werfen Sie mal in Singapur eine Kippe auf den Boden oder in Basel ein Kaugummi – da folgen drastische Strafen. In Japan wiederum ist die soziale Kontrolle ungleich höher. Frage ich einen Biokölschen, ob er zu Hause auch die Kippen auf den Boden wirft, bekomme ich patzig zur Antwort, das ginge mich nichts an und dafür würde ja die Stadtreinigung bezahlt, das wegzumachen, das wären Arbeitsplätze. Ein Japaner würde sofort das Gesicht verlieren und vor Scham im Boden versinken.

Wer aber von klein an daran gewöhnt ist, dass Mama, Papa oder die Stadtreinigung hinter ihm her räumt, wird sich später im Leben auch so verhalten. So sind mittlerweile Generationen von „Fallenlassern“ und „Wegwerfern“ herangewachsen. Vielleicht sollte die Stadtreinigung einfach mal streiken: von Freitagabend bis Dienstagmorgen an den Partyhotspots.

Als ich 2013 wieder hergezogen bin, habe ich gesagt: „Köln ist unvergleichlich siffig“, und bekam zur Antwort: „Dat kannste doch so nit sagen!“ Doch, kann ich, und mittlerweile haben auch die „Eingeborenen“, die sich nie weg bewegt haben, bemerkt, dass Köln unvergleichlich siffig ist.  Birgit Bossbach Köln

Für die Müllentsorgung tragen alle Verantwortung

Wenn alle Firmen, Supermärkte und privaten Haushalte vor der eigenen Haustür regelmäßig säubern würden und so Mitverantwortung für die Umwelt übernehmen und zum allgemeinen optischen Eindruck etwas beitrügen, wären alle Müllsorgen erledigt! Wo bleibt das Interesse an einem schönen Eindruck von unserem doch so herrlichen Köln? Beate Jaegers Köln

Mit drakonischen Strafen gegen illegale Abfallentsorgung vorgehen

Es ist natürlich recht einfach, auf die AWB einzudreschen. Sicherlich könnte an den Hotspots in der Innenstadt ein Reinigungsdienst 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr eingeführt werden. Es muss uns Kölnern nur klar sein, dass wir alle das zahlen müssen. Ich wäre bereit, meinen Anteil in Form eines „Solidarbeitrags Müll“ zu leisten.

Aber unsere Volksvertreter sollten auch die Strafgebühren für das Wegwerfen von Müll, Papier und Zigarettenkippen drakonisch erhöhen. Als ich vor kurzem am Neumarkt nahe dem Taxistand mein Fahrrad abschloss, sah ich, wie ein Taxifahrer seine Zigarettenkippe achtlos wegschnippte. Ich wollte ihn ansprechen, stellte aber fest, dass in unmittelbarer Nähe nirgends ein geeigneter Abfalleimer war. 

Eine Kombination aus drakonischen Ordnungsgeldern, ausreichend geeigneten Müllbehältern und einer durchgehenden Müllentsorgung an Hotspots wäre die Lösung. Wenn sich das Strafmaß herumgesprochen hat, könnte auch die Rund-um-die-Uhr-Müllentsorgung reduziert werden. Wenn nicht, würden die Übeltäter über ihre Strafen die AWB finanzieren. Robert Beres Köln

Am Müllproblem ist nicht die Stadt Köln schuld

Die Stadt Köln macht sicher nicht alles richtig, aber in diesem Fall sind die Schuldigen doch ganz klar zu benennen: All diejenigen, die den Müll in den öffentlichen Raum schmeißen. Da kann doch nicht der volle Mülleimer die Ursache sein. Und was vermüllte Grünflächen angeht: Alles, was ich mitbringe, nehme ich auch wieder mit. Wenn der Mülleimer voll ist, werfe ich nichts daneben.

Es nützt auch nichts, wenn die ganzen Öko-Hipster der Umwelt zuliebe Hafermilch trinken, diese aber im „Pappbecher to go“ mitnehmen und dann in den coolen, alten, aber stinkenden VW-Bus steigen. Jeder einzelne ist verantwortlich und kann ziemlich viel bewegen: Am besten Müll vermeiden und, wenn das nicht gelingt, diesen wenigstens vernünftig entsorgen. Am besten zu Hause, um die Allgemeinheit nicht mit dem persönlichen Müll zu belasten. Diesmal ist nicht die Stadt Köln schuld!  Stefan Welb Erftstadt

Sperrmüll anmelden statt Müll „wild“  entsorgen

Wenn Köln, wie so oft stolz berichtet wird, die nördlichste Stadt Italiens ist, kann das keine Entschuldigung für die überbordende Verschmutzung sein. Vonnöten wäre eine gute Kombi aus mehr Kontrolle und ausreichenden Möglichkeiten, seinen Abfall zu entsorgen.

Es ist leider so, dass immer mehr Menschen meinen, ihre abgetragene Kleidung, ausgelatschten Schuhe, defekten Möbel und Haushaltsgegenstände an den Straßenrand stellen zu können. Mit dem Hinweis: „zu verschenken“ ist für sie dann der Fall erledigt. Den Sperrmüll anzumelden, auf den Termin zu warten und erst dann raus zu stellen, ist für sie offensichtlich eine Zumutung.  Veronika Grünewald Köln

Verantwortungsvollen Umgang mit Müll schon Kindern beibringen

Seit Jahren wundere ich mich, warum die Menschen in den Parks ihren Müll nicht wieder mitnehmen. Wenn ich mit fünf Taschen anreise, kann ich doch auch meinen Müll in mindestens einer leeren Tasche wieder mitnehmen und entsorgen. Oder will ich am nächsten Tag im dort verbliebenen Müll sitzen?

Woher kommt der Anspruch, dass die Stadt auf Kosten aller Bürger ständig hinterher räumt? Warum landet der Sperrmüll im Gebüsch? Grundsätzlich fehlt die Erziehung in Kindertagen. Unsere Mutter hat uns beigebracht, ein Bonbonpapier in der Jackentasche zu belassen und es zu Hause in die Mülltonne zu werfen. Das schult nachhaltig für den Umgang mit der Natur als vermeintliche Müllhalde. Heike Korfmacher Köln

In einer Wildblumenwiese an der Kirchenmauer der St. Agnes Kirche in Köln gibt es viele Stellen mit Müll, Unrat und Fäkalien.

Müll in der Wildblumenwiese der St. Agnes Kirche in der Altstadt Nord

Mehr Sauberkeit durch mehr Moral

Es braucht durchaus größere Müllbehälter in der Stadt, häufigeres Leeren und deren sinnvollere Platzierung. Aber die Sauberkeit hängt vor allem von den Menschen ab, die verschmutzen. Ein Beispiel, und da hilft kein Mülleimer: Wir haben ein Spielwarengeschäft im Belgischen Viertel. Montagmorgen begrüßt mich ein breiter, getrocknete Urinfluss an der etwas zurückliegenden Eingangstür. Der Strahl wurde so genau in die Ecke platziert, dass auch im Innenbereich an der Türkante die Spuren zu erkennen sind. So etwas bekommt nur eine Spezies hin! Auch das ist Verwahrlosung in der Stadt! Was hilft? Mehr Moral: So etwas tut man nicht!  Gabriele Meyer-Enders Köln

Auch Tagestouristen tragen zur Vermüllung Kölns bei

Häufig findet man vor Mietshäusern Ansammlungen von „Geschenken“ an die Umwelt. Unter dem Deckmantel von falsch verstandenem Umweltdenken werden unnütze oder unbenutzte Gegenstände aller Art einfach mit dem Zettel „zu verschenken“ abgestellt. Das Problem dahinter ist die egozentrische Vorstellung, dass das Problem der Beseitigung schon von anderen gelöst werde.

Ein weiteres Problem ist die irrsinnige Meinung, dass leergetrunkene Wegbierflaschen das soziale Gewissen beruhigen, wenn man sie sorglos überall abstellt, um den diversen Flaschensammlern Hilfe zukommen zu lassen. Die in Bussen und Bahnen ankommenden Tagestouristen und Junggesellenabschiede sind ebenfalls nicht daran interessiert, die Stadt ordentlich zu hinterlassen. Abends sind sie ja wieder weg. Sie verzehren aufgrund von Zeit- oder Geldmangel nicht in der Gastronomie, sondern im öffentlichen Raum und möchten weder Busse noch die eigenen Taschen beschmutzen.

Nicht der Kölner verschmutzt seine Stadt, sondern die „Gäste“, die von den Gremien der Stadt Köln so ersehnt, hochgelobt, beworben und verhätschelt werden. Andere Metropolen verbieten den Verzehr von Speisen im öffentlichen Raum unter Strafe. Da ist es auch sauber. Dreck und dazu noch steigende Gebühren, um das Übel zu beseitigen, wird denjenigen zugemutet, die hier dauerhaft leben und Steuern zahlen.

Die AWB kämpfen jeden Tag gegen Windmühlen: gegen Rücksichtslosigkeit und asoziales Verhalten, das offensichtlich von den Regierenden der Stadt kräftig befeuert, statt bekämpft wird.  Elke Kamp-Kill Köln

Müll ist nicht Kölns einziges Problem

Zuletzt häufen sich im „Kölner Stadt-Anzeiger“ Artikel zum Thema Vermüllung der Stadt. Insbesondere rund um den Dom. Es ist gut, richtig und wichtig, darüber zu schreiben. Was mir fehlt ist der Blick über den Dom hinaus, auch wenn dieser das Wahrzeichen der Stadt ist. Aber der Bereich Schildergasse, Neumarkt und Breite Straße wird ebenso von Millionen Touristen besucht. Und hier ist Müll noch das geringere Problem.

Sie können mittlerweile keine 2o Meter gehen, ohne angebettelt zu werden, teils sehr aggressiv, von offensichtlich Drogenabhängigen. Alle paar Meter sitzen Obdachlose auf dem Gehweg. Auf der Breite Straße schlafen diese mitten auf der Straße am helllichten Tag. Abends, wenn die Geschäfte schließen und es ruhig wird, werden sämtliche Eingänge der Geschäftshäuser zu Zeltunterkünften. Nach 22 Uhr gehe ich nur noch ungern vor die Tür. Bei allem Verständnis für das Müllthema rund um den schönen Dom kommt mir das Thema Obdachlosigkeit und Betteln viel zu kurz.  Ingolf Jaeger „Köln“

Müllproblem in Köln: Umdenken erforderlich

Ich kann absolut nicht nachvollziehen, warum der Verwaltung und der AWB die Schuld für die immense Vermüllung in unserer Stadt gegeben wird. Verursacher sind doch ausschließlich unsere Bewohner und Gäste der Stadt. Durch solche Äußerungen wird die Auffassung der Müllverursacher gestärkt, dass nicht sie für die Situation verantwortlich sind, sondern Andere. Benennen wir doch bitte die wahren Verursacher und fordern von Ihnen eine Änderung ihres Verhaltens.

Es sollte doch keiner glauben, dass dieses Problem durch die AWB oder die Verwaltung zu lösen ist. Eher wird sich das Problem durch Personalmangel noch weiter verschärfen. Einzig ein Umdenken innerhalb der Bevölkerung und eine konsequente Sensibilisierung von Kindern und Erwachsenen zur Müllvermeidung und Müllentsorgung kann das Müllproblem verbessern und vielleicht lösen. Es gibt genug andere Städte wo dies so funktioniert. Ralph Wiorkowski Köln

Müll in Köln: AWB können nur Schadenbegrenzung betreiben

Viel Kritik an der Stadt ist sicher berechtigt. Aber solange die Kölner und Kölnerinnen zunehmend ihre Straßen, Gehwege und Grünanlage als öffentliche Müllhalde nutzen, können Stadtverwaltung und AWB immer nur Schadensbegrenzung betreiben. Dabei muss ich der AWB ein klares Lob aussprechen. Der wilde Müll, den ich in den letzten Jahren über die „Sag's uns“-Funktion gemeldet habe, wurde meist innerhalb von zwei bis drei Tagen entfernt. 

Vielen Menschen fehlt einfach der Respekt gegenüber Mitmenschen, der Stadt und der Natur. Leere Flaschen werden einfach neben den Glascontainer gestellt, weil man es nicht schafft, die Flaschen einzuwerfen. Jeder Glas- oder Kleidercontainer wird als öffentliche Mülldeponie missbraucht. Dabei genügt ein Anruf bei oder ein Mail an die AWB, und der Sperrmüll wird kostenfrei abgeholt. Neben den spontanen Müllabladeplätzen wird jedes Wochenende auch der Grüngürtel rund um den Aachener Weiher als Mülldeponie genutzt.  Michael Neumann Köln

„Es braucht größere Mülleimer und höhere Reinigungsintervalle“

Wo viele Menschen zusammen kommen, entsteht Müll, der einfach nicht in die zu kleinen Mülleimer passt. Wird es draußen ruhiger, nutzen Vögel und Füchse, aber auch Nagetiere diese Futterquelle und verteilen den noch weiter. Es braucht also keine Arbeitsgruppe, um zu erkennen, was zu tun ist. Die Post hat das am Dom schon gezeigt.

Es braucht größere Müllbehälter und höhere Reinigungsintervalle an belebten Plätzen. Es braucht aber auch engagierte Bürger und Bürgerinnen, die mit darauf achten, dass unsere Stadt nicht gedankenlos oder gleichgültig vermüllt und öffentliches Eigentum absichtlich beschädigt wird. Das wäre doch ein Plan, oder? Andreas Bußmann Köln

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