Mordkomplott gegen den Oberstaatsanwalt?

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Ein Angeklagter im Türsteherprozess will helfen, die spektakuläre Schießerei auf den Ringen im Jahr 1996 aufzuklären.

Sonntagmorgen, kurz nach drei Uhr. Hinter der Einmündung zum Klapperhof stoppt eine Wagenkolonne, die Insassen steigen schweigend aus, ziehen Pistolen und steuern eine gegnerische Gruppierung zwischen der Diskothek „Palm Beach“ und dem Café „Relax“ an. Zwischen beiden Gangs entbrennt ein wildes Feuergefecht. Im Kugelhagel brechen

vier Männer zusammen. Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei, die Angreifer springen in ihre Autos und flüchten. Die Bilanz jener Mainacht 1996: mehrere Schwerverletzte, einer von ihnen sitzt seither querschnittsgelähmt im Rollstuhl.

Die Schützen sind nie ermittelt worden. Polizei

und Staatsanwaltschaft konstatierten seinerzeit eine neue Welle der Gewalt auf den Ringen. Bei den Hintergründen der Ringschlacht tappten die Ermittler weitestgehend im Dunkeln. Klar war einzig, dass zwei Gangs aus dem Türsteher- und Rotlichtmilieu Revierkämpfe ausfochten. Auch hatte man einige Milieugrößen im Auge, es gab aber keine Beweise. Seit den Schüssen am Ring haben sich Oberstaatsanwalt

Jürgen B., Abteilungsleiter für Organisierte Kriminalität (OK), und eine spezielle Dienststelle der Polizei den Kampf gegen die Türstehergangs auf die Fahnen geschrieben. Sieben Jahre danach sind die Ermittler nun guter Hoffnung, den Fall doch noch aufzuklären. Am Rande des Prozesses gegen die Köpfe einer arabisch-deutschen Gruppierung bot sich einer der vier Angeklagten als Kronzeuge an.

Brahim Z. sicherte Ankläger Jürgen B. zu, er wolle die Hintermänner und die Vorgeschichte zum Showdown auf den Ringen offenbaren.

Einer der Mitangeklagten sei seinerzeit gar Augenzeuge gewesen. Zudem versprach er, gegen den derzeit inhaftierten mutmaßlichen Rotlichtpaten Necati Coskun A., genannt Neco, auszusagen. Oberstaatsanwalt Jürgen B. lauschte interessiert. Derzeit kann er keinen Schritt ohne seine Personenschützer machen, nachdem bekannt wurde, dass im Milieu ein Mordkomplott gegen ihn geschmiedet worden war. Die OK-Beamten vermuten, dass auch hier Männer aus dem Dunstkreis des Rotlichtpaten ihre Finger im Spiel haben. Der Angeklagte Brahim Z. hat kürzlich im Prozess dies auch angedeutet - Tenor: Nach einer früheren Festnahme habe der Pate gedroht, dass bei einer nochmaligen Verhaftung der Oberstaatsanwalt dran sei.

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