Prozess in LeipzigZeugen widersprechen Ofarims Darstellung – Angeklagter soll „auf 180“ gewesen sein

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Gil Ofarim (l.) sitzt im Saal des Landgerichts in Leipzig neben seinem Rechtsanwalt Alexander Stevens.

Gil Ofarim (l.) sitzt im Saal des Landgerichts in Leipzig neben seinem Rechtsanwalt Alexander Stevens.

Der jüdische Musiker wurde am dritten Prozesstag von diversen Zeugen erneut schwer belastet.

Am dritten Verhandlungstag im Prozess gegen Gil Ofarim haben am Dienstag (14. November) sechs weitere Hotelgäste ausgesagt. Ihre Schilderungen schlossen sich den Aussagen der bisherigen Zeugen an, die vor dem Landgericht Leipzig ähnlich ausgesagt hatten.

Zwei Geschäftsleute, die in der Warteschlange an der Rezeption vorgelassen wurden, widersprachen vor dem Landgericht Leipzig der Behauptung des jüdischen Musikers, an der Rezeption antisemitische Äußerungen gehört zu haben. An die Davidstern-Kette, die mutmaßlich an Ofarims Hals gehangen haben soll, hat keiner der Befragten eine Erinnerung.

Gil Ofarim drohte Hotelmanager mit schlechten Bewertungen

Vielmehr wurde Gil Ofarim durch mehrere Zeugenaussagen erneut schwer belastet. Das Verhalten des Musikers wurde mehrfach als aufbrausend beschrieben, nachdem es im Hotel wegen technischer Probleme zu Verzögerungen beim Einchecken gekommen war.

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Der deutsche Rockmusiker Gil Ofarim trägt beim Betreten des Saals im Landgericht in Leipzig eine Kette mit Davidstern.

Um diese Davidstern-Kette geht es im Prozess gegen Gil Ofarim im Landgericht in Leipzig.

Die Bevorzugung einiger Stammgäste, die bereits eine Schlüsselkarte besaßen, soll Ofarim laut einem Zeugen gar nicht geschmeckt haben. „Na, was ist denn an euch Beiden so Besonderes, dass ihr schon die Karten bekommt?“, soll sich der 41-jährige Angeklagte laut „MDR“ echauffiert haben, nachdem sie von den Hotelangestellten vorgezogen wurden.

Fall Gil Ofarim: Überwachungsvideo wird am Mittwoch gezeigt

Ein weiterer Zeuge will aus Ofarims Mund Ausdrücke wie „Scheiß Hotel“ oder „Scheiß Service“ gehört haben. Im Gegensatz zum Hotelmanager, der im Verleumdungsprozess als Nebenkläger auftritt, sei Gil Ofarim „auf 180“ gewesen. Zudem soll Ofarim gedroht haben, eine schlechte Bewertung in den sozialen Medien abzugeben.

Am Mittwoch geht der Prozess weiter. Dann wird als Sachverständiger der Digital-Forensiker Dirk Labudde, der die Aufnahmen der Hotelkameras analysiert hatte, in den Zeugenstand treten.

Im Oktober 2021 hatte Ofarim in einem emotionalen Video bei Instagram Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhoben. Laut Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig soll sich der Vorfall aber ganz anders abgespielt haben.

Gil Ofarim schweigt im Verleumdungsprozess um Davidstern

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Münchner unter anderem falsche Verdächtigung und Verleumdung vor. Ofarim selbst schweigt bislang zu dem Vorfall.

Das Urteil soll am 7. Dezember verkündet werden. Im Falle einer Verurteilung droht Ofarim von einer Geldstrafe bis hin zu fünf Jahren Haft. (mbr)

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