Schwimmbad-DramaWas macht ein Stromschlag mit unserem Körper?

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In einem Schwimmbad in Bergheim bei Köln sind drei tote Menschen gefunden worden. 

Nachdem im Schwimmbad einer Wohnanlage in Bergheim bei Köln drei tote Personen gefunden wurden,versuchen die Ermittler jetzt die genauen Todesumstände zu klären. Nicht ausgeschlossen ist, dass stromführenden Leitungen in der Schwimmhalle einen Stromschlag ausgelöst haben könnten, bei dem die Menschen im Schwimmbad ums Leben kamen.

Wann sollte man im Alltag nach einem Stromschlag im Haushalt einen Arzt aufsuchen sollten und was Ersthelfer bei einem Stromunfall beachten müssen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Prinzipiell sollte man nach einem Stromunfall immer einen Arzt aufsuchen, auch wenn man sich fit fühlt. Denn Beschwerden können auch mit zeitlicher Verzögerung auftreten. Prof. Böttiger rät: „Wer ein geschädigtes Herz hat oder wenn man mehr als ein kleines Kribbeln hatte – wie etwa einen Krampf in der Hand, wenn man bewusstlos war oder aber unter besonders starkem Strom stand, sollte man immer einen Arzt aufsuchen und gegebenenfalls ein EKG erstellen lassen“.

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Wird bei einem Stromschlag der Strom durch das Herz geleitet, kann es zu Kammerflimmern kommen. 

Was tun, wenn eine andere Person einen Stromschlag erlitten hat?

Wenn jemand einen Stromschlag bekommen hat, sollten Helfer als erstes an ihre eigene Sicherheit denken. Schließlich kann die Situation auch für sie gefährlich werden. Darauf weist Gordon Staske hin. Er ist Ausbilder für Rettungssanitäter an der Johanniter-Akademie. Bevor sie beim Unglücksopfer Erste Hilfe leisten, sollten sie sich vergewissern, dass das Opfer nicht mehr mit der Stromquelle verbunden ist. „Falls die Person noch unter Strom steht, darf man sie auf keinen Fall anfassen“, betont Staske.

Wie kann ich Erste Hilfe bei einem Stromschlagopfer leisten? 

Je nach Situation können die Helfer dann so vorgehen: „Den Stecker ziehen, die Sicherung rausnehmen oder die Person mit nichtleitendem Material von der Stromquelle entfernen.“ Das kann zum Beispiel ein Holzstock oder ein Gegenstand aus Gummi sein. Sobald das Unfallopfer vom Stromkreis getrennt ist oder auch wenn es nur einen kurzen Schlag bekommen hat, ist Erste Hilfe angesagt: „Erst muss man Bewusstsein und Atmung überprüfen“, erläutert Staske.

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Wer nach einem Stromschlag bewusst los wurde, sollte immer einen Arzt aufsuchen. 

Bei Bewusstlosigkeit müssen die Helfer den Verletzten in die stabile Seitenlage bringen. Im Anschluss sollten sie den Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 rufen. Können Helfer beim Verletzten keine Atmung feststellen, müssen sie ihn reanimieren, bis der Notarzt eintrifft oder der Betroffene wieder von selbst Luft holt.

Wie äußern sich die Folgen eines Stromschlags?

Übliche Folgen von kurzen Stromschlägen sind laut Staske Herzrhythmusstörungen, kurzzeitige Bewusstlosigkeit und Brandwunden an den Stromeintritts- und Stromaustrittspunkten. Auch wer ohne Notarzt auskam und sich gut fühlt, sollte sich auf jeden Fall untersuchen lassen. „Herzrhythmusstörungen können noch bis zu 24 Stunden später auftreten“, warnt der Experte. 

Warum Strom eigentlich gefährlich ist und was im Körper bei einem Stromschlag passiert

Warum ist Strom eigentlich so gefährlich für den menschlichen Körper?

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Ersthelfer, die Opfer eines Stromschlags finden, sollten zu ihrem eigenen Schutz wichtige Regeln einhalten. 

Eigentlich stehen wir wortwörtlich immer unter Strom, denn ein Großteil unserer Organe funktioniert aufgrund von elektronischen Impulsen, die vom Gehirn ausgehen. Auch das Herz schlägt mit selbst erzeugten, sehr niedrigen, elektronischen Strömen. Wird dieser Rhythmus jedoch von außen – etwa durch einen Stromschlag – aus dem Takt gebracht, können wir Herzrhythmusstörungen bekommen. „Bei einem Stromschlag kann der Herzrhythmus durcheinander gebracht werden und es kann zu Kammerflimmern bis hin zum Herzstillstand kommen“, erklärt Prof. Bernd Böttiger, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln.

Was passiert bei einem Stromschlag?

Entscheidend für die Folgen eines Elektrounfalls seien zum einen die Art des Stroms, der beim Berühren durch den Körper fließt (Gleich- oder Wechselstrom?) und dessen Frequenz (je höher die Frequenz, desto schädlicher), zum anderen spielt auch die Einwirkdauer des Stroms auf den Körper eine Rolle. 

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Prof. Bernd Böttiger ist Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln.

„Ausschlaggebend ist dabei auch der Weg, den der Strom durch den Körper nimmt“, so Böttinger. Besonders gefährlich werde es, wenn der Strom durch das Herz geleitet wird und sich dieses in der „vulnerablen Phase“ befinde. Das heißt konkret: Bekommen wir einen Stromschlag in diesem bestimmten Zeitraum während des Herzzyklus, kann der Stromschlag ein Kammerflattern oder -flimmern auslösen.

„Im Haushalt befinden wir uns eher im Niederspannungsbereich, doch auch da kann ein Stromschlag tödlich sein, wenn er über das Herz fließt", weiß Mediziner Prof. Böttiger von der Uniklinik Köln.

Das Herz schlage dann derart schnell, dass es nicht mehr effektiv Blut in den Kreislauf pumpe. Es kann zum Herz-Kreislaufstillstand kommen. Ebenfalls drohe durch den Strom auch die Lungenmuskulatur zu verkrampfen, was zum Atemstillstand führen kann.

(mit Material der dpa)

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