Fußball BezirksligaZülpich verliert nach 3:0-Führung, hat aber einen Traum

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Zülpichs Trainer David Sasse ballt die Fäuste und freut sich über einen Treffer.

Lange Zeit Grund zur Freude, später Grund zum Frust. Zülpichs Trainer David Sasse (l.) und seine Mannschaften verspielten eine 3:0-Führung.

Zülpich reicht in der Bezirksliga gegen Sindorf ein 3:0 nicht zum Sieg, Nierfeld gewinnt, fällt aber auseinander, Sötenich mit Sensation.

Eine Infrastruktur, die in der Region (mit Ausnahme der Umgebung rund um das Erftstadion) ihresgleichen sucht und eine sportlich hochveranlagte Mannschaft, die vor jeder Saison zum Kreis der Favoriten gezählt wird – die Bedingungen für die Fußballer beim TuS Zülpich könnten eigentlich kaum besser sein.

Dennoch wurde in den vergangenen Jahren der Aufstieg stets verpasst. Da es auch in dieser Saison mit dem ganz großen Wurf nichts werden wird, sehen viele Außenstehende das Abschneiden des Bezirksligisten als Enttäuschung an. Doch wird man damit den Leistungen der Protagonisten in der jüngeren Vergangenheit wirklich gerecht?

Blick auf den Kunstrasen und die tolle Infrastruktur: Der TuS Zülpich will in den kommenden Jahren den Traum von der Landesliga verwirklichen.

Tolle Infrastruktur: Der TuS Zülpich will in den kommenden Jahren den Traum von der Landesliga verwirklichen.

Ein Blick hinter die Kulissen verdeutlicht, dass einige Dinge wesentlich differenzierter bewertet werden müssen. Zunächst gibt es im Fußballkreis Euskirchen kein Team, dass in seiner Liga eine derartige Konstanz an den Tag gelegt hat. Seit dem Aufstieg aus der Kreisliga A im Sommer 2017 landeten die Römerstädter immer unter den besten sechs Vereinen, zweimal sogar unter den Top drei.

Zülpichs Kader ist eingespielt

Zu verdanken hat man diese Stabilität vor allem der Tatsache, dass ein Großteil des Kaders über einen längeren Zeitraum zusammengeblieben ist. „Der Vorstand ist eng am Team dran und legt großen Wert auf die Rahmenbedingungen und das familiäre Vereinsleben, damit sich die Spieler wohlfühlen. In Sachen Ausstattung fehlt es dir an nichts“, sagt der Sportliche Leiter Joseph Griesehop.

Trainer David Sasse fügt hinzu: „Den TuS macht aus, dass leistungsorientierter Fußball und Kameradschaft im Einklang stehen. Ich bin nach meinen zahlreichen Vereinsstationen auch deshalb beim TuS hängengeblieben, weil hier sehr viel neben dem Platz gemacht wird und der Zusammenhalt hervorragend ist.“

Sasses Fehlen wird vom Kollektiv aufgefangen

Apropos Sasse: Obwohl der Rekordtorjäger seinen Platz auf dem Feld zu Saisonbeginn gegen den auf der Bank getauscht hat, zählt das Team mit 61 Treffern nach wie vor zu den drei offensivstärksten der Liga – ein Verdienst des Kollektivs.

Diejenigen Experten, die den Zülpichern nach Sasses Rücktritt eine nicht zu schließende Lücke prophezeit hatten, straften die im Angriff nachrückenden Luca Ohrem, Dominik Spies und Co. Lügen. All diese positiven Aspekte ändern jedoch nichts daran, dass der sportliche Leiter höhere Ziele anstrebt als den Status quo.

TuS verpflichtet viele junge Spieler mit Potenzial

„Wir wollen in der laufenden Spielzeit das Maximum herausholen – den dritten Platz. In der kommenden Saison wollen wir angreifen und mehr als die Top fünf erreichen. Das Wort Aufstieg können wir in Anbetracht der starken Konkurrenz aber nicht in den Mund nehmen“, erklärt Sasse, dem außer Kapitän Dustin Oellers und Jakob Fischer alle Leistungsträger erhalten bleiben.

Hinzu kommen mit Marco Weinhold und Fabian Bentata gestandene Innenverteidiger, Akteure mit Potenzial wie Nico Berekoven oder Fabian Hüttmann und drei A-Jugendliche. „Wir wollen auf junge Leute setzen und mittelfristig den nächsten Schritt machen. Unser Traum ist und bleibt die Landesliga“, bekräftigt Übungsleiter Sasse.

Gegen Sindorf viel richtig, aber auch viel falsch gemacht

Zum Spiel gegen Sindorf: Vor allem in punkto Anlaufverhalten und Zweikampfstärke in der Defensive zeigten die Hausherren vor der Pause eine fast perfekte Vorstellung. Im Spiel nach vorne fehlte zwar hin und wieder die letzte Präzision, aber dank zweier sehenswerter Einzelaktionen ging der TuS mit einem leistungsgerechten Zwei-Tore-Vorsprung in die Halbzeit.

Beim Führungstreffer absolvierte Alex Ems über die linke Bahn einen Sprint über gut 60 Meter und flankte den Ball scharf nach innen, wo Sindorfs Pellegrino ein bester Goalgetter-Manier den Zülpicher Angreifern die Arbeit abnahm und ins eigene Netz vollstreckte. Das 2:0 resultierte aus einem ebenso temporeichen Sololauf von Dominik Spies, der zwei Verteidiger stehen ließ und exakt die rechte untere Ecke des Gehäuses anvisierte.

Bis zur 60. Minute war es unsere beste Saisonleistung, ab der 60. Minute war es unsere schlechteste.
Zülpichs Trainer David Sasse

Als Spies im zweiten Durchgang sogar sein zweiter erfolgreicher Abschluss gelang, deutete nichts mehr auf ein Comeback der Gäste hin – doch es sollte ganz anders kommen. Nachdem der Unparteiische einen Handelfmeter für Sindorf gepfiffen hatte, der das 1:3 nach sich zog, lief bei der Heimelf – auch weil die notgedrungen durchgeführten Wechsel keinerlei Verbesserung brachten – nichts mehr zusammen. „Bis zur 60. Minute war es unsere beste Saisonleistung, ab der 60. Minute war es unsere schlechteste“, urteilte Coach David Sasse. 


Auswärtssensation des SV Sötenich – Nierfeld gewinnt, verliert aber weiter an Qualität

Hilal Maroc Bergheim – SV Sötenich 1:4 (0:1). Was die TuS Mechernich kann, können wir schon lange, dachte sich wohl die Elf von Christian Hammes. Wie man ein Spitzenteam in die Knie zwingt, hatten die Schützlinge von Nico Hohn in der Vorwoche beim Heimerfolg gegen den SC Elsdorf vorgemacht, nun zogen die Sötenicher auswärts in beeindruckender Manier nach.

Der Dreier gegen die in der zweiten Saisonhälfte stark auftrumpfenden Bergheimer kommt umso überraschender, weil die Grün-Weißen zuletzt eher eine maue Vorstellung abgeliefert hatten. Dementsprechend aus dem Häuschen war Coach Christian Hammes: „Es ist nicht so, dass unser Gegner einen schwachen Tag gehabt hätte. Bergheim hatte gefühlt 85 Prozent Ballbesitz, aber wir haben mit Mann und Maus intensiv verteidigt, unsere Umschaltmomente effektiv genutzt und zu den richtigen Zeitpunkten die Tore gemacht.“

Sötenichs Jens Knebel spielt überragend

Die Gästeführung durch den herausragenden Jens Knebel, der seinen Schnelligkeitsvorteil gegen die zwar spielerisch gefällige, aber behäbige Innenverteidigung eiskalt ausnutzte, fiel unmittelbar vor dem Gang in die Kabine; das 2:0 durch Thomas Müller per Kopf wenige Augenblicke nach der Rückkehr aufs Feld.

Die Heimelf drückte danach unermüdlich weiter, verzweifelte aber am unüberwindlich scheinenden Lars Kreuser und seinen Vorderleuten. Dem SVS spielte zudem in die Karten, dass die Bergheimer sehr früh alles auf eine Karte setzten und ihre defensive Ordnung verloren, sodass Jens Knebel mit zwei weiteren Kontern sensationell auf 4:0 erhöhte.

Das 1:4 sechs Minuten vor dem Abpfiff konnte den überraschenden Dreier nicht mehr gefährden. „Ich möchte das Verhalten des Gegners ausdrücklich loben. Sie haben uns fair zum Sieg gratuliert, der aus meiner Sicht auch verdient war“, sagte Hammes.

Mechernich: ein Punkt, der wichtig sein könnte

RW Ahrem – TuS Mechernich 2:2 (2:1). „Ich bin in meiner Bewertung der Partie etwas zwiegespalten. Einerseits hatten wir die bessere Spielanlage und mehr Torchancen und hätten gewinnen können. Auf der anderen Seite lagen wir auch zwischenzeitlich in Rückstand und sind trotz des Unentschiedens seit zwei Spielen unbesiegt, sodass wir unter dem Strich zufrieden sein können“, bilanzierte Übungsleiter Nico Hohn.

Nicht einverstanden war der Coach dagegen mit dem Überzahlverhalten seiner Elf, denn obwohl die Gäste in der Schlussphase nach einer Gelb-Roten Karte für den Kontrahenten nummerisch überlegen waren, merkte man von diesem Vorteil so gut wie nichts.

Ex-Mechernicher trifft gegen die TuS

Besser lief es für die TuS in den Anfangsminuten, als André Beaujean im Anschluss an ein Foulspiel gegen den pfeilschnellen Johannes Simons vom Strafstoßpunkt zum 1:0 traf.

Zwei Ballverluste in der Vorwärtsbewegung drehten den Vergleich bis zum Seitenwechsel zugunsten der Rot-Weißen, für die ausgerechnet der ehemalige Mechernicher Torben Hörnchen, der erst zur Winterpause in den Rhein-Erft-Kreis gewechselt war, zum 2:1 vollstreckte. Der Vorsprung der Gastgeber war nur wenig später aber schon wieder Geschichte, weil Lukas Wollenweber nach Ecke von Jonas Hohn am höchsten stieg und zum Ausgleich einnickte.

Nierfelder Lebenszeichen

SV Nierfeld – BW Kerpen 5:1 (2:0). Man muss es so deutlich sagen: Wenn die Schwarz-Weißen auch diese Partie in den Sand gesetzt hätten, wäre es mit dem Klassenerhalt vermutlich vorbei gewesen. So aber dürfen die Schützlinge von Trainer Dirk Scheer durch den deutlichen Dreier – den ersten seit mehr als einem halben Jahr Durststrecke – gegen den Abstiegsrivalen wieder auf ein weiteres Jahr in der Bezirksliga hoffen.

Wobei sich die Frage stellt, wer denn überhaupt im kommenden Spieljahr noch im Nierfelder Trikot auflaufen wird. Denn nach Fabian Bentata (Zülpich) und Jan Diederichs (Ländchen-Sieberath) werden auch Spielführer Florian Post (Langerwehe) und Maximilian Patt, der ebenfalls nach Zülpich wechselt, das Schleidener Tal bald verlassen.

Nierfelds Patt wechselt nach Zülpich

Dass dem Verein damit eine Menge sportlicher Qualität verloren geht, dokumentierte die Partie gegen BW Kerpen eindrucksvoll. Vor allem Patt, auf dessen Konto gleich drei der fünf SVN-Erfolgserlebnisse gingen, spielte in einem seiner letzten Heimspiele ganz groß auf. Gleiches galt auch für Torschütze Niclas Hampel, dem Scheer, dessen Sohn Benedikt die Führung erzielt hatte, ein Sonderlob ausstellte.

„Ich habe immer gesagt, dass ab diesem Spiel die Punkte für uns zählen. Neben Niclas, der einen super Auftritt hingelegt hat, muss ich der gesamten Mannschaft ein Riesenkompliment aussprechen. Endlich haben wir uns für die Arbeit der letzten Wochen belohnt“, resümierte Scheer, der sich lediglich über das Gegentor kurz vor dem Ende ärgerte: „Wenn es beim 5:0 geblieben wäre, hätten wir Kerpen in der Tabelle hinter uns gelassen.“

Bessenich führt, kommt dann aber unter die Räder

SC Elsdorf – SV Rhenania Bessenich 5:1 (2:1). Auch wenn es für das Team von Artur Mezler gut losging – Marvin Iskra war in der 9. Minute zur Stelle –, musste man sich dem Tabellendritten letztlich deutlich geschlagen geben. Ganz so klar hätte das Resultat allerdings nicht ausfallen müssen, denn bis kurz vor Schluss stand es „nur“ 3:1 für die Heimelf, ehe man im Aufsteigerduell noch zweimal nachlegen konnte.

Der Bessenicher Trainer sah zunächst genau das, was er sich bei seinem „Matchplan“ vorgestellt hatte: einen zielstrebig vorgetragenen und erfolgreich abgeschlossenen Nadelstich seiner grundsätzlich eher abwartend eingestellten Mannschaft. Zwei unglückliche Aktionen von Schlussmann Yunus Armutci, der sich nach der Pause steigerte, führten zum Halbzeitrückstand, den Iskra im zweiten Durchgang beinahe egalisiert hätte.

Trainer Mezler vermisst zwei wichtige Stützen

Der Lupfer des Angreifers wurde vom SC-Torwart allerdings mit den Fingerspitzen abgewehrt. Fast im Gegenzug fiel das dritte Gegentor und nach zwei verletzungsbedingten Wechseln hatten die Gäste in der Endphase nur noch wenig zu bestellen. So weit hätte es nach Mezlers Meinung jedoch nicht kommen müssen.

„Machst du in der ersten Hälfte keine groben Fehler, kannst du hier ohne Wenn und Aber einen Punkt mitnehmen. Noch nicht jeder bei uns hat verstanden, dass 80 oder 90 Prozent nicht ausreichen, um in dieser Liga erfolgreich zu sein“, kommentierte der sportliche Leiter, dem die Abwesenheit von Siggi Kunst (5. Gelbe Karte) und Moritz Hartmann sehr zu schaffen machte.

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