SanierungDie Heimbacher Grundschüler können wieder ohne Baulärm lernen

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Viele Kinder stehen in der Aula der Grunschule Heimbach. Sie singen, die meisten haben eine Hand erhoben.

Viel gesungen und getanzt wurde beim Fest nach dem Ende der dreijährigen Sanierungsarbeiten.

Die einzige Schule der Stadt Heimbach wurde in drei Jahren bei laufendem Betrieb für 3,6 Millionen Euro erweitert und saniert.

Manche Anregung nimmt auch ein Bürgermeister gern aus dem pädagogischen Werkzeugkasten einer Grundschule in seinen Arbeitsalltag mit. So kannte er es noch nicht: Die eine Hand heben, den Zeigefinger der anderen auf den Mund legen, und schon verstummte das muntere Geschwätz der knapp 140 Schüler der Grundschule in Heimbach.

Die Begeisterung über diesen neu gelernten Kunstgriff war Jochen Weiler anzusehen. „Ich werde das bei der nächsten Ratssitzung ausprobieren, aber ich fürchte, das wird dort nicht funktionieren“, scherzte er beim offiziellen Abschluss der Bauarbeiten.

Die gute Laune des Bürgermeisters war berechtigt. Denn die Leistung, die in den letzten drei Jahren in der Grundschule vollbracht wurde, ist aller Ehren wert. Während die mehr als 30 Mitarbeiter sich bemühten, einen Schulalltag zu realisieren, wurde die Schule grundsaniert. Insgesamt 3,6 Millionen Euro investierte die Stadt in ihre einzige Schule.

Drei Jahre fand der Unterricht in Heimbach auf der Baustelle statt

Insofern war die Übergabe des überdimensionalen Schlüssels von Weiler an Schulleiter Joachim Dunkel nur als symbolisch anzusehen. Denn durchgehend fand der Unterricht in der Baustelle statt.

„Wir waren geschunden“, sagte Dunkel ehrlich wie erleichtert darüber, dass endlich Dreck und Baulärm der Vergangenheit angehören. „Die Kinder hatten Kopfhörer, die sie aufgesetzt haben, wenn wieder Bohrarbeiten stattfanden“, verriet er. Die gab es reichlich. Alleine für die neue Heizungsanlage mit einer Erdwärmepumpe, die rund 700.000 Euro kostete, mussten 15 Erdsonden in eine Tiefe von mehr als 140 Meter gebracht werden.

Kaum ein Bereich der Schule in Heimbach blieb bei den Arbeiten unberührt

Permanent habe es Baulärm gegeben. Einige geräuschintensive Arbeiten wurden während der coronabedingten Schulschließungen erledigt. „Doch auch da haben wir 40 Kinder betreut“, so Dunkel. Zu Beginn der Pandemie starteten die Arbeiten, bei denen auch ein zweistöckiger Anbau an das Gebäude angefügt wurde.

Besonders stolz präsentierte Weiler die Außenterrasse der OGS. Bisher ließen nur schmale Fenster etwas Tageslicht in den im Untergeschoss liegenden Raum. Durch den Abtrag des Erdreiches wurde ein Lichthof geschaffen, der den Einbau von bodentiefen Fenstern ermöglichte.

Dach und Decken, Böden und Fenster, Außen- und Innentüren, Wasser, Lüftung und Elektrik, neue IT innen und eine Videoüberwachung außen: Kaum ein Bereich in der Schule blieb unangetastet. „Wir haben hier fast ein komplett neues Gebäude“, sagte Weiler. Das hat sich die Stadt einiges kosten lassen. Auch wenn mit Bundes- und Landesmitteln eine Förderung von mehr als einer Million Euro zusammenkam, blieb doch ein Eigenanteil von 2,54 Millionen Euro, der über die Schulpauschale des Landes und die Aufnahme von Krediten geschultert wird.

138 Kinder mit 15 Nationalitäten besuchen die Grundschule

Unter anderem hat der gestiegene Bedarf an Nachmittagsbetreuung der Schüler in der OGS die Erweiterung und Sanierung nötig gemacht. Seit 2007 werde der Offene Ganztag in Heimbach angeboten, informierte Weiler. Mittlerweile seien 90 von insgesamt 138 Kindern im offenen Ganztag. „Das ist anders als vor 40 Jahren“, sagte er. Die neuen OGS-Räume seien ein Traum.

Seit 2002 ist Dunkel Leiter der Heimbacher Grundschule und hat dabei viele neue Reformen miterlebt. Denn Schule habe sich häufig neu erfinden müssen. „Wir haben an unserer Schule 15 Nationalitäten und 33 Kinder, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen“, erklärte er. Das bringe auch neue Herausforderungen mit sich. Deshalb sei auch die Möglichkeit wichtig, räumlich differenzieren zu können. „Wir haben auch Alltagsbegleiter und Menschen mit Migrationshintergrund bei uns im Team“, sagte er.

Ein großer Anteil der aus dem Ausland stammenden Kinder komme aus Syrien und der Türkei. Daher sei auch das Erdbeben im Frühjahr ein großes Thema gewesen. Bei einem Spendenfrühstück kamen 3000 Euro zusammen. „Wir gucken über den Tellerrand und können doch bei uns in der Schule sitzen bleiben“, sagte er.

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