Pflege, Taxi, RettungIn einigen Berufen gehört der Dienst an Weihnachten einfach dazu

Lesezeit 5 Minuten
Matthias Unger und Vanessa Siebertz knien in der Rettungswache Tondorf an einem kleinen Weihnachtsbaum, mit dem sie ihre Unterkunft weihnachtlich geschmückt haben.

Ein Hauch von Weihnachten in der Tondorfer Rettungswache: Matthias Unger und Vanessa Siebertz haben sie geschmückt.

Nicht jeder kann Weihnachten mit seinen Liebsten feiern. Wir haben Mitarbeiter in Berufen gefragt, die jeden Tag des Jahres im Einsatz sind.

Kartoffelsalat und Bockwürstchen, Weihnachtsgans oder doch lieber Raclette – Hauptsache Heiligabend. Am besten mit der Familie. Für einige Menschen im Kreis Euskirchen fällt das aus, oder es muss an einem anderen Weihnachtstag nachgeholt werden. Der Grund: Manche müssen an Heiligabend arbeiten. Oder sie wollen es vielleicht sogar.

Einer von denen, der keine Lust auf Heiligabend hat, ist Marcus Fechner. Der Zülpicher wird deshalb an Heiligabend Taxi fahren. „Ich habe mit Weihnachten nicht viel am Hut. Und bevor ich alleine zu Hause sitze, verdiene ich lieber Geld“, sagt er. Auch wenn er kein großer Weihnachtsfan sei – im Taxi gebe es natürlich Weihnachtsmusik auf die Ohren.

Kommt kein Einsatz, gibt's in der Rettungswache eine Bescherung

In der Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist es weihnachtlich – auch dort werden festliche Klänge aus den Boxen ertönen. Und sollte am 24. Dezember abends nicht gerade ein Einsatz abzuarbeiten sein, werden die Mitarbeiter vor einem Weihnachtsbaum sitzen, sich unterhalten und sich auch ein bisschen bescheren. „Wir haben nie Probleme, für solche Tage wie Weihnachten Mitarbeiter zu finden, weil es da ja auch attraktive steuerfreie Zuschläge gibt“, erklärt Rolf Klöcker, Kreis-Geschäftsführer des DRK: „Für sie gibt es 125 Prozent Feiertagszuschlag.“

Für die Zentrale Unterbringungseinrichtung in Euskirchen oder auch für die Notunterkunft in Marmagen in der ehemaligen Eifelhöhen-Klinik habe man ebenfalls keine Probleme, Personal für die Weihnachts- oder Feiertage zu bekommen – dort werde der Plan alle drei Monate erstellt. Auf den Rettungswachen gibt es laut Klöcker einen Jahresfeiertagsdienstplan.

Dieser werde bereits im Dezember des Vorjahres erstellt. „Wir achten grundsätzlich darauf, dass die Mitarbeiter nicht immer am selben Feiertag arbeiten müssen“, so der Geschäftsführer.

Väter und Mütter sollen an Heiligabend möglichst nicht arbeiten

Das Unternehmen Medidama ist in der Notunterkunft in Marmagen für die Brandsicherheitswache zuständig – noch. Am 31. Dezember um 18 Uhr ist Schluss. Die Bezirksregierung hatte die Dienstleistung neu ausgeschrieben, und die Geschäftsführer Daniel Pöthmann und Markus Birkenheuer gingen leer aus. Dennoch werde natürlich an Heiligabend und den Weihnachtstagen Dienst geschoben.

Natürlich achten wir darauf, dass Väter oder Mütter nicht unbedingt an Heiligabend arbeiten müssen.
Daniel Pöthmann, Firma Medidama

Wie Pöthmann berichtet, habe man an Feiertagen nie Probleme, Mitarbeiter zu finden. „Natürlich achten wir darauf, dass Väter oder Mütter nicht unbedingt an Heiligabend arbeiten müssen“, sagt der Dom-Escher. Viele Mitarbeiter kämen aber auch aus dem Bereich der Feuerwehr, und da sei es normal, dass man auch mal an Feiertagen ran müsse.

Die Euskirchener Rettungsleitstelle ist wie eine zweite Familie

In der Rettungsleitstelle steht laut Markus Neuburg ein Weihnachtsbaum. Auch der Chef der Leitstelle sagt, dass es keine Probleme gebe, Disponenten für Heiligabend und Weihnachten zu finden. „Wir haben einen festen Dienstrhythmus. Daher wissen die Mitarbeiter bereits frühzeitig, ob sie arbeiten müssen oder nicht“, erklärt Neuburg.

Das Gute bei uns ist, dass wir eine Art zweite Familie sind.
Markus Neuburg, Leiter Rettungsleitstelle

Im kommenden Jahr werde das Ganze noch ein bisschen einfacher und planbarer. Der Grund: Die Leitstelle wird auf den 24-Stunden-Schichtdienst umgestellt. „Wir berücksichtigen natürlich gerne Wünsche“, sagt er. Ein ungeschriebenes Leitstellen-Gesetz: Wer an Heiligabend Dienst hat, hat Silvester frei und umgekehrt.

„Das Gute bei uns ist, dass wir eine Art zweite Familie sind. Natürlich steht die richtige Familie an erster Stelle, aber es ist nicht so, dass keiner Lust auf einen Feiertagsdienst hat“, so Neuburg. Ab dem 1. Januar gebe es dann drei Dienstgruppen, die laufen Neuburg zufolge fortwährend durch. „So weiß jeder, wann er Dienst hat.“

Die Feuerwehrleute kochen ihr Weihnachtsmenü selbst

Wie bei der Rettungsleitstelle ist es auch bei der Polizei schwer vorherzusagen, ob es ein ruhiger Dienst wird oder ob vielleicht buchstäblich der Baum brennt. Wer Dienst hat oder nicht, regelt nach Angaben von Polizeipressesprecher Franz Küpper der Schichtplan, der bereits für mehrere Jahre vorgeschrieben sei – für Kripo, Pressestelle und den Wach- und Wechseldienst.

Auch bei der Hauptamtlichen Wache in Euskirchen wechselt durch, wer Heiligabend, an den Weihnachtsfeiertagen und an Silvester Dienst hat. Ähnlich wie bei der Leitstelle steht bei den „Haks“, wie sie sich selbst gerne bezeichnen (Abkürzung für Hauptamtliche Kräfte), der Familie-1b-Gedanke ganz oben.

Die sieben diensthabenden Feuerwehrleute werden in der Küche eigens ein Weihnachtsessen kochen – in der Hoffnung, dass kein Einsatz reinkommt, wenn die Klöße gerade gar sind. „Das ist für die Kollegen ein besonderer Abend. Den sollen sie so gut es geht genießen“, sagt Alexander Berger, Leiter der Euskirchener Feuerwehr.

Die mobilen Pflegedienste müssen zuweilen improvisieren

Bei der Caritas in Schleiden ist über die Weihnachtstage mitunter Improvisation angesagt. „Wenn der Senior, der normalerweise auf der Route steht und gepflegt werden muss, über die Tage bei der Familie ist, fällt er aus der Route raus“, erklärt Gitta Marin, Leitung des Pflegedienstes. Es sei denn, er ist über Weihnachten beispielsweise im Nachbarort. Dann werde einfach ein kleiner Umweg gefahren. „Wir versuchen, es den Umständen entsprechend umzusetzen“, sagt sie.

Es ist schon eine besondere Stimmung. Den Geist der Weihnacht versuchen wir einzufangen.
Pflegerin aus der Marienborn-Pflegeeinrichtung St. Elisabeth

In den fünf Pflegediensten der Eifeler Caritas seien etwa 50 Mitarbeiter über die Weihnachtstage im Einsatz. Wer von ihnen eine Weihnachtsmütze oder einen Rentierhaarreif tragen wolle, dürfe das gerne tun. Es sei ja schließlich Weihnachten.

Im Euskirchener Marien-Hospital gibt es nach Angaben von Pressesprecherin Nicole Nettersheim „keine Unterschiede zwischen dem medizinischen und pflegerischen Kollegen“. Natürlich seien Weihnachten und Silvester besondere Tage im Jahr – aber nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Patienten. „Diese fühlen sich an solchen Tagen trotz Besuchsmöglichkeiten häufig besonders einsam“, so Nettersheim. Deshalb versuche man gerade für die Patienten, die über Weihnachten im Krankenhaus sind, etwas Besonderes auf die Beine zu stellen.

Gleiches gilt für Marienborn Zülpich. „Es ist schon eine besondere Stimmung. Den Geist der Weihnacht versuchen wir einzufangen. Ich werde dann einfach am ersten Weihnachtstag ausgiebig Weihnachten feiern. Das ist für mich völlig in Ordnung“, sagt eine Pflegerin aus der Marienborn-Pflegeeinrichtung St. Elisabeth.

KStA abonnieren