Hobby-KöhlerDiesmal entzündet „80-Euro-Waldi“ den Holzkohlemeiler in Düttling

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Gerd Linden bedeckt die gestapelten Scheite mit Grassoden, ein Helfer schaut von unten zu.

Mit viel Schwung wirft Oberköhler Gerd Linden die Grassoden auf den Holzstoß und verstopft auch noch die kleinsten Löcher sorgfältig.

Der Holzkohlemeiler im Kermeter wird zum achten Mal entzündet. 60 Raummeter Holz werden bis zu neun Tage glühen, bis die Kohle fertig ist.

Nur noch wenige Tage, dann zieht wieder der blaue Qualm, der so viele Jahrhunderte das Bild der Eifel geprägt hat, durch den Wald des Kermeters. Dann brennt er wieder, der Düttlinger Holzkohlemeiler – oder besser: Er glüht, denn wenn er brennt, dann war die ganze schwere Arbeit, die Gerd Linden und seine „Köhlerbuben“ in den vergangenen Tagen geleistet haben, für die Katz'.

Unter Luftabschluss sollen die Buchenscheite verkohlt werden, immer wieder ein spektakulärer Vorgang, der viele Besucher anzieht. Am Samstag, 14 Uhr, wird der achte Düttlinger Holzkohlemeiler feierlich entzündet, in diesem Jahr von Walter Lehnertz, besser bekannt als „80-Euro-Waldi“.

Im Nationalpark Eifel sind 1400 Köhlerplätze bekannt

Holzkohle war der Hauptenergielieferant für die Eisenindustrie, die sich vor allem im Schleidener Tal angesiedelt hatte, bevor sie aufgrund der besseren Verkehrsbedingungen und der dort verfügbaren Steinkohle im 19. Jahrhundert ins Ruhrgebiet übersiedelte. Bis heute sind die Plätze, an denen die Köhler ihrem anstrengenden Tagwerk nachgingen, im Nationalpark zu finden. Rund 1400 sind bekannt. Nicht umsonst heißt die Anhöhe oberhalb von Gemünd noch immer „Der schwarze Berg“ und der Weg von Wolfgarten nach Voißel „Kohlweg“.

Kräftezehrend ist die Arbeit am Meiler auch noch im digitalen Zeitalter, denn es ist pure Handarbeit. Am vergangenen Samstag haben die Düttlinger Köhler begonnen, den Meiler aufzubauen. 60 Raummeter feinstes Buchenholz warteten darauf, sorgfältig aufgestapelt zu werden, damit es zu der hochwertigen Holzkohle verglimmt.

Gerd Linden hat das Kommando bei der Köhlerei in Düttling

„Am Anfang brauchen wir immer viele Hände“, stellt Oberköhler Linden klar. Er hat seit Jahren unbestritten das Kommando auf dem Meilerplatz, der streng genommen auf Schleidener Gebiet liegt, aber wegen der räumlichen Nähe immer als Düttlinger Territorium angesehen wird. Aus drei Bohnenstangen und zwei Eisenringen wird der Kamin gebaut, der das Zentrum des späteren Holzhaufens bildet. Über ihm wird der Meiler angezündet, bevor auch er luftdicht verschlossen wird, so dass nicht zu viel Sauerstoff in den Meiler eintreten kann.

Aufrecht werden die meterlangen Holzscheite an den Kamin gelehnt. Die runde Form ist am Boden angezeichnet. Wie eine Zielscheibe ziehen sich die konzentrischen Kreise um den Kamin. „Damit wir kein Ei bauen“, erläutert Linden. Auch keine Erfindung der Neuzeit, so schlau waren die Köhler auch schon früher. „Damals wurden die Kreise zum Beispiel mit Sägespänen gezogen“, weiß der Oberköhler.

Der Düttlinger Kohlemeiler: Unten ist er mit Grassoden bedeckt, oben liegen die Holzscheite noch offen.

60 Raummeter Holz werden in Scheiten aufgestapelt und mit Grassoden (Drahtschmiele) bedeckt.

Dann gilt es: Schicht für Schicht, Lage für Lage werden die Holzscheite sorgfältig aneinandergelegt, bis der Meiler die vorgesehene Größe hat. Danach kommt das im Wald gesammelte Knüppelholz zum Einsatz: dünne, lange Stöcke, mit denen die Ritzen zwischen den Scheiten verschlossen werden.

Um den Holzstoß luftdicht zu verschließen, kommt nun eine Schicht Abdeckmaterial zum Einsatz, bevor die mit Asche versetzte Erde aus dem Vorjahr aufgetragen wird. Denn die Erde aus der sechs Zentimeter dicken Abschlussschicht soll nicht zwischen die Holzscheite fallen. „Das wird mit den Materialien gemacht, die regional verfügbar sind“, erläutert Linden. Mancherorts werde Laub verwendet, aber auch Fichtenreisig, Moos oder Flechten. In der Eifel wird nur das Beste verwendet: Drahtschmiele. „Das ist eine bestimmte Grassorte, die nur in alten Fichtenbeständen wächst, der Mercedes unter den Materialien“, schwärmt er.

Der Feind des Köhlers ist der Wind, der das Feuer anfacht. Deshalb lagen die alten Meilerplätze immer am Hang.
Gerd Linden, Oberköhler

Denn die Drahtschmiele habe viele Wurzeln und halte nur wenig Erde. „Das ist unsere Brandversicherung“, erläutert Linden. Wie schon in den Vorjahren holt Linden mit seinen Helfern die Grassoden aus einem belgischen Wald in der Nähe von Hollerath, wo der Förster die Aktion unterstützt.

Mit Schwung wirft Linden, der auf einer an den Meiler gelehnten Leiter balanciert, große Grassoden auf die kurzen Scheite, die die Kuppel formen. Dann verschließt er die letzten Löcher mit kleineren Stücken. „Jetzt brauche ich eines, das zwei Klodeckel groß ist“, ruft er seinen Helfern die gängige Meiler-Maßeinheit zu.

Doch mit dem, was ihm gereicht wird, ist er nicht einverstanden: „Was habt ihr denn für Klodeckel zu Hause“, schimpft er und stopft das nur knapp über handtellergroße Grasteil in ein Loch an der Nebenseite. Dann konnte die mit Asche des verbrannten Grases versetzte Erde aufgeschichtet werden, die im letzten Jahr gesammelt worden war. „Das wird in jedem Jahr ein wenig mehr“, so Linden.

Bis Donnerstagabend waren die Helfer an ihrer schweißtreibenden Tätigkeit. Wie lange der Meiler brennen wird, ist auch dem erfahrenen Köhler Linden nicht bekannt. Normal seien sechs bis neun Tage. „Das hängt vom Wetter ab“, sagt er. Wenn es kühl und windig sei, gehe es schneller, als wenn bei Sonnenschein heiße Luft wie eine Käseglocke über dem Meiler hänge.

„Der Feind des Köhlers ist der Wind, der das Feuer anfacht. Deshalb lagen die alten Meilerplätze immer am Hang“, erläutert er. Genau wie der Ort, an dem der Düttlinger Meiler steht. „Der Wind kommt normal von Mariawald, aus Nordwesten“, weiß Linden. Davor ist der Meiler hier geschützt, auch wenn an dieser Stelle nie ein Meiler gestanden habe.


Am Holzkohlemeiler wird gleich mehrfach gefeiert

Am Samstag beginnt um 14 Uhr die Veranstaltung, bei der Walter Lehnertz, der aus dem Fernsehen bekannte „80-Euro-Waldi“, den Meiler entzünden wird. Wie bei Linden üblich, wird das Feuer auch in diesem Jahr auf ungewöhnliche Art geliefert. Diesmal wird es ein Lanz Bulldog aus dem Jahr 1942 sein, der mit einem Holzvergaser ausgerüstet ist.

Dazu werden das in Gemünd gebraute Köhlerbier „Schwazze Kerl“ und Köhlerbraten vom Grill angeboten. Die Verkohlungsphase des Meilers wird voraussichtlich bis zum 26. oder 27. Mai dauern. Danach folgt die Ernte, bei der der Meiler geöffnet und die fertige Holzkohle in Säcke verpackt wird.

Köhlerfeste werden am Pfingstsonntag, 19. Mai, am Sonntag, 26. Mai, und abschließend an Fronleichnam, 30. Mai, gefeiert, wenn am „Tag der schwarzen Köhlerbuben und Köhlermädels“ die Ernte der Holzkohle abgeschlossen sein wird. An diesen Tagen werden neben den Aktivitäten am Meiler eine Flugshow der Greifvogelstation Hellenthal, Vorführungen verschiedener Handwerker und Holzrücken mit Kaltblütern geboten.

Der Europäische Tag der Parke wird am Sonntag, 26. Mai, gefeiert. Dann werden auch Führungen in die Wildniswerkstatt Düttling und ein Parcours durch den Nationalpark angeboten. Der Meilerplatz liegt südwestlich von Düttling. Der Weg zu den Parkplätzen ist ausgeschildert. Parkplatz und Zugang zum Meilerplatz sind kostenfrei.

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