Gemälde aus dem FlutschlammCremer-Bild gehört Sparkasse – Die will es nun verschenken

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Seltener Blick auf Burg Dreiborn: Alois Sommer ist froh, dass der Eigentümer des Gemäldes schnell gefunden werden konnte.

Seltener Blick auf Burg Dreiborn: Alois Sommer ist froh, dass der Eigentümer des Gemäldes schnell gefunden werden konnte.

Schleiden – Die Suche hat nicht lange gedauert. Nur wenige Tage, nachdem in dieser Zeitung berichtet worden war, dass in Gemünd nach der Flut im Schlamm ein Gemälde des Eifelmalers Paul Cremer gefunden worden war, konnte nun der Eigentümer ausfindig gemacht werden. Es ist die Kreissparkasse Euskirchen (KSK). Das Bild hing in der gefluteten Geschäftsstelle in Gemünd. Die KSK möchte, dass die Ansicht von Burg Dreiborn im Schleidener Höhenort künftig einen würdigen Platz findet.

Das Gemälde hatte Horst Reißdörfer aus Scheuren nach der Flut bei einem Hilfseinsatz in Gemünd in der Nähe der Kreissparkasse im Bereich Aachener Straße/Neustraße gefunden. Der Scheurener hatte davon gehört, dass Alois Sommer, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Schleiden und Leiter der Realschule, Bilder mit Eifelmotiven sammelt, und fuhr deshalb mit seinem Fund nach Schleiden. Der 93-Jährige war entsetzt, als er das Kunstwerk sah: „Das Bild war so stark verschmutzt, dass man die Umrisse darauf kaum noch erkennen konnte.“

Signatur war noch erkennbar

Nur die Signatur von Cremer habe man noch relativ gut sehen können. Sommer überlegte, wer das Gemälde überarbeiten und so für die Nachwelt erhalten könnte. Da fiel ihm Lothar Thiel ein, der langjährige Wirt der ehemaligen Kultkneipe Ratskeller in Schleiden. Der handelt nämlich in seinem Kunstsalon mit Antiquitäten aller Art, alten Bildern und antiken Uhren. Also machte sich Sommer mit dem Gemälde auf nach Scheuren, wo Thiel wohnt, und ließ das gute Stück zur Überarbeitung da.

Das Bild, so berichtet Sommer, habe Thiel vorsichtig aus dem Rahmen genommen und es anschließend gereinigt und mit milder Lauge gewaschen. Den beschädigten Rahmen des Gemäldes habe er gleich mit restauriert, das Bild anschließend wieder eingesetzt und neu verkeilt. Mit dem Motiv konnten aber weder Sommer noch Thiel auf Anhieb etwas anfangen. Das konnte aber sehr wohl der Dreiborner Heimatforscher Alfred Wolter, den Sommer kontaktierte. Das Bild zeigt nämlich das Herrenhaus und einen Turm der Burg Dreiborn, wie sie vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ausgesehen haben. Sommer betont, dass das Werk auch als historische Quelle interessant sei, weil es sich um eine selten gewählte Ansicht handele und Gebäude gezeigt würden, die es heute so nicht mehr gebe.

Der Maler

Der 1923 in Kall-Golbach geborene Paul Cremer soll als Junge dem bekannten Gemünder Maler Ernst Inden in dessen Atelier über die Schulter geblickt haben. Herangeführt an die Malerei wurde Cremer laut Alois Sommer aber erst in amerikanischer Gefangenschaft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste Cremer dann zunächst wieder in der Landwirtschaft arbeiten, bis ihn der ebenfalls aus Golbach stammende Künstler Albert Larres auf den gebürtigen Dürener Jo Strahn aufmerksam machte, der in Düsseldorf eine private Kunstschule hatte. Cremer bewarb sich, wurde aufgenommen und schloss dort 1962 seine Ausbildung als Meisterschüler ab.

Seit 1967 arbeitete Cremer als Kunsterzieher an der Schleidener Realschule, später am Gymnasium. Er starb 1997. (wki)

Nach der Rettung des Bildes begann die Suche nach dem Eigentümer. Kurz nach dem Zeitungsbericht meldete sich dann die KSK bei Sommer. „Der Leiter unseres Beratungsservices in Gemünd, Peter Ronig, hatte den Zeitungsbericht gelesen“, sagt Marius Linden vom Presse-Center der Bank. Bei der Sichtung der Inventarliste sei aufgefallen, dass das Gemälde fehle. „Das Bild war 1987 von dem Maler für die Geschäftsstelle in Dreiborn gekauft worden. Nach deren Schließung 2012 ist es nach Gemünd gekommen.“ Und nach der Flut war es verschwunden.

„Wir wollten uns bei Alois Sommer für sein Engagement bedanken und ihm das Bild für seine Sammlung übergeben. Aber er sagte, er habe eine bessere Idee“, sagt Linden. Sommer habe vorgeschlagen, das Kunstwerk dem Vereinsbund Dreiborn zu schenken und es im Ort aufzuhängen. Ein möglicher Platz wäre der Saal Hilgers. „Dafür müssen aber noch Gespräche mit dem Vereinsbund geführt werden“, so Linden. In dem Saal hängt schon eine alte Dreiborner Fahne, die ein Soldat nach dem Zweiten Weltkrieg mit in die USA genommen hatte und die später zurückgegeben wurde.

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