Invasive ArtDie Asiatische Hornisse ist auch im Kreis Euskirchen eingewandert

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Zwischen Daumen und Zeigefinger hält ein Hornissen-Experte eine Drohne.

Diese Hornisse, eine Drohne, hatte das Nest in Euskirchen wie viele ihrer Artgenossen nach Beginn der Bekämpfungsmaßnahme verlassen.

In Euskirchen haben Experten ein Volk von Asiatischen Hornissen eliminiert. Es war der zweite Nachweis der invasiven Art im Kreis Euskirchen.

Die Asiatische Hornisse hat den Kreis Euskirchen erreicht. Der erste behördlich registrierte Nachweis gelang nach Angaben der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) im September in Kronenburg, der zweite kam jetzt in Euskirchen hinzu, im Winkelpfad. Dort rückten am Montag Experten an, um ein Hornissenvolk zu eliminieren.

In Nordrhein-Westfalen breitet sich „Vespa velutina nigrithorax“, wie der wissenschaftliche Name lautet, rasant aus. So formuliert es das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv). Bei der Asiatischen Hornisse handele es sich um eine invasive Art, die bekämpft werden müsse. Deshalb sei es wichtig, jede Sichtung zu melden.

Hornissen-Fachberater war aus Much nach Euskirchen gekommen

Das Lanuv stuft die Hornissenart, die vermutlich 2004 nach Europa eingeschleppt wurde, als „potenzielle Bedrohung für heimische Bienenvölker“ ein. Auch andere Bestäuberinsekten wie Schwebfliegen und Wespen gehörten zum Nahrungsspektrum, sagte Thomas Beissel, Hornissen-Fachberater und Imker aus Much, der in Euskirchen mit seinem Billiger Kollegen Dirk Wacker auf dem Grundstück der Familie Flucht im Einsatz war.

Ein Hornissennest hängt in einem Ginkgobaun.

Das Hornissennest hing in Euskirchen in zehn Metern Höhe in einem Ginkgobaum.

Sie vernichteten ein Hornissenvolk, dessen Nest Armin Flucht in rund zehn Metern Höhe in einem Ginkgobaum entdeckt hatte. Vorher, am 16. September, war es Flucht gelungen, ein Foto von einer der Hornissen zu machen. Er schickte es an das Lanuv, das das Tier als Asiatische Hornisse identifizierte – eine Art, für die „eine sofortige Bekämpfung vorgeschrieben ist“, wie es im Antwortschreiben hieß.

Die Experten trockneten die Hornissen in Euskirchen mit Kieselgur aus

Beissel und Wacker wurden, wie Flucht berichtete, von der UNB mit der Bekämpfung beauftragt. Mit einer Teleskop-Lanze, die auf eine Länge von bis zu 15 Meter ausgefahren werden kann, und Druckluft injizierten die Fachleute Kieselgur in das Nest. Kieselgur, erklärte Beissel, sei ein Pulver, das aus fossilen Kieselalgen gewonnen werde und die Hornissen austrockne – ein Vorgang, den die Tiere nicht überleben.

Ein Hornissen-Experte, der eine Imkermontur trägt, bedient eine Pumpe, um Kieselgur in ein Hornissennest zu injizieren. Dadurch sollen die Tiere verenden.

Mit Druckluft injizierten die Fachleute, hier Dirk Wacker, die todbringende Kieselgur in das Nest der Hornissen.

Bis zum Tod würden einige Stunden vergehen, sagte Beissel, der die Größe des Volks mit Blick auf die Behausung auf rund 2500 Exemplare schätzte. „Die Nester haben bis zu 60 Zentimeter Durchmesser und sind bis zu 80 Zentimeter hoch. Sie werden meistens in Bäumen und an Fassaden gebaut und bestehen aus Zellulose – abgeschabtem Holz, das die Hornissen mit ihrem Speichel vermischen“, sagte er.

Eine Biologin des Kreises Euskirchen beobachtete die Aktion

Beissel wies auf das „sehr hohe Vermehrungspotenzial“ der Asiatischen Hornisse hin: Jedes Nest, das mit seinen Bewohnern nicht vernichtet werde, „bedeutet fünf neue Nester im nächsten Jahr“.

Der Hornissen-Fachberater Michael Beissel steht mit einer Teleskop-Lanze in der Hand unter einem Ginkgobaum, den Blick nach oben gerichtet.

Der Hornissen-Fachberater Michael Beissel bei der Arbeit mit der Teleskop-Lanze.

Friederike Koch, Biologin der Unteren Naturschutzbehörde, die die Aktion beobachtete, unterstrich, wie wichtig die effiziente Bekämpfung sei: „Unternehmen wir nichts, sind unsere Honigbienen und die Imkerei bedroht.“ Das Lanuv schließt auch einen negativen Einfluss auf die Bestäuberaktivitäten nicht aus.

Das Landesamt und die UNB seien daher dankbar für Hinweise. „Bei einem Verdachtsfall sollte man sich per E-Mail an uns wenden, idealerweise mit einem Foto“, sagte Koch. Das Lanuv bittet um Meldungen in seinem Neobiota-Portal.


Kleiner als heimische Hornissen

Von Südwest-Frankreich aus, wo sie 2004 nachgewiesen wurde, hat die Asiatische Hornisse über Belgien und die Niederlande mittlerweile das Rheinland erreicht. In NRW gab es nach Angaben von Thomas Beissel in diesem Jahr bereits 120 Meldungen.

Die Stiche der Asiatischen Hornisse, so das Lanuv, seien für Nicht-Allergiker ungefährlich und vergleichbar mit Wespen- oder Bienenstichen. Arbeiterinnen der Asiatischen Hornisse erreichen eine Körperlänge von bis zu 2,5 Zentimeter, Königinnen von bis zu 3 Zentimeter. Damit seien sie etwas kleiner als die heimische Hornissenart Vespa crabro. Und weiter: „Der Kopf von Vespa velutina nigrithorax ist größtenteils dunkel gefärbt, die Kopfvorderseite hingegen ist gelb, die Antennen sind dunkel. Der Thorax ist dunkel gefärbt.“ (ejb)

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