Mini-Silicon-ValleyDer Kreis Euskirchen bringt Ort des Netzwerkens an den Start

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Auf dem alten Industriegelände stehen verschiedene Gebäude. Ein Großteil der Dächer ist mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet.

Ein zukunftsweisendes Wirtschaftsprojekt wird der Kreis Euskirchen in der Alten Tuchfabrik installieren.

In der Alten Tuchfabrik in Euskirchen entsteht ein Sustainable Innovation Hub – ein Ort des Netzwerkens, ein Ort für Start-ups, eine Art Mini-Silicon-Valley. Der Kreis Euskirchen will das Zukunftsprojekt bis zum Spätsommer 2023 an den Start bringen.

Es ist der weltweite Inbegriff für technischen Fortschritt, Innovation, Kreativität und einfach mal um die Ecke denken: das Silicon Valley in der Nähe von San Francisco. Auch der Kreis Euskirchen wird eine Art Eifel-Silicon-Valley erhalten. In der Alten Tuchfabrik zwischen Euskirchen und Euenheim soll im kommenden Spätsommer der Sustainable Innovation Hub bezogen werden.

Der Name klingt schon mal nach großer, weiter Welt: Apple, Google, Alte Tuchfabrik. „Wir sind noch in der Namensfindung, weil wir wissen, dass Sustainable Innovation Hub in der Eifel doch etwas sperrig ist“, sagt Iris Poth, Chefin der Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen.

Innovation Hub im Kreis Euskirchen kostet 1,9 Millionen Euro

Unabhängig vom Namen ist das, was in der Alten Tuchfabrik entstehen soll, ein „Um die Ecke denken für den Kreis Euskirchen“. Abseits der Weltmarken wie Apple oder Google. 1,9 Millionen Euro kostet das Projekt, das vor allem eines sein soll: eine Startrampe für innovative Projekte, Nachhaltigkeitsstrategien, Start-up-Unternehmen, Co-Working und Veranstaltungen.

Mit 1,5 Millionen Euro fördert der Bund das Projekt, den Rest trägt der Kreis. Im Gesamtinvestitionsvolumen ist nach Angaben des Kreises auch die Stelle eines Projektmanagers enthalten. Der wird, wenn alles wie geplant läuft, ab Spätsommer 2023 den nächsten Schritt in Richtung Zukunft mit dem Kreis Euskirchen gehen. Dafür reichen im Idealfall 630 Quadratmeter auf der ersten Etage der Alten Tuchfabrik.

Auf der entstehenden Arbeitsfläche sollen laut Poth der Austausch zwischen den Gründern, den ansässigen Unternehmen und der Region gefördert werden und Synergien gehoben werden. Deshalb habe die Ausgestaltung, das Design sowie die Innenarchitektur der Flächen eine hohe Signalwirkung und gehe über die Möblierung einer reinen Bürofläche hinaus. „Die Räume werden sich mit den Arbeitsweisen eines Start-ups decken, vielfältige Möglichkeiten zum analogen und digitalen Austausch schaffen“, so Poth: „Sie sollten eine agile und improvisierte Arbeit fördern und den Gründern und Unternehmen möglichst viele Freiheiten geben, ihre Geschäftsidee zu verwirklichen und sich mit der Region zu verbinden.“

Räume in der Alten Tuchfabrik in Euskirchen sind noch nicht fertig

Es solle vor allem vernetzt werden, Probleme und Herausforderungen innovativ angegangen und gelöst werden. Es werde eine offene Küche, eine Art Labor, etwa 30 Arbeitsplätze und einen Besprechungsraum geben, berichtet Poth. „Das Labor ist eher eine Werkstatt“, erklärt die Wirtschaftsexpertin, die täglich auf den Förderbescheid wartet. Das Leistungsverzeichnis sei genauso fertig wie die Stellenausschreibungen. Was aber noch nicht fertig ist: die 630 Quadratmeter des Sustainable Innovation Hub. „Der Vermieter muss die Fläche noch herrichten. Wir können da nicht morgen einziehen, aber ein bisschen Zeit haben wir auch noch“, berichtet die Wirtschaftsförderung.

So müsse der Boden hergerichtet und das eine oder andere Kabel verlegt werden. „Das Ambiente ist einfach toll. Die Unternehmen, die aktuell schon in der Alten Tuchfabrik ansässig sind, passen perfekt ins Bild“, so Poth. Ob dann am Ende überhaupt noch eine Vermarktung stattfinden muss, wird sich zeigen. Der Kreis Euskirchen überlässt aber nichts dem Zufall. Aktuell erstellt Poth zufolge eine kleine Gruppe von Studierenden ein Marketingkonzept. „Darauf sind wir alle schon ganz gespannt“, sagt die Eifelerin. Im Januar soll das Konzept vorliegen. Und vielleicht präsentieren die Studierenden auch einen Begriff, der für die Eifeler griffiger ist als „Sustainable Innovation Hub“.

Aktuell sei gefühlt die gesamte Wirtschaftsförderung des Kreises involviert. Der Grund: In dem Förderantrag stecken Schlüsselprojekte des wirtschaftlichen Entwicklungskonzepts des Kreises Euskirchen 2030. „Aus dem Hub heraus können wir die Schlüsselmaßnahmen Nachhaltigkeitscheck oder auch nachhaltige Unternehmensentwicklung angehen“, erklärt die Expertin.


Vorreiterrolle

Das Projekt „Sustainable Innovation Hub“ in der Alten Tuchfabrik sieht vor, einen voll aus dem Fördertopf des Bundes finanziertes Projektmanagement, befristet auf zunächst drei Jahre, zu etablieren – wobei auch unternehmensorientierte Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung (Veranstaltungen, Schulungen, Beratertage) mit wechselnden Ansprechpartnern der Stabsstelle dort vertreten sein könnten.

So könnte nach Angaben von Iris Poth, Wirtschaftsförderin des Kreises Euskirchen, ein noch engerer Dialog zu den Unternehmen systematisch aufgebaut und die Wirtschaftsförderung eine Navigatorfunktion für die Wirtschaft entwickeln. „Somit könnte der Sustainable Innovation Hub bereits in 2023 eine echte Vorläuferrolle des nach wie vor verfolgten Hybrid Campus einnehmen“, sagt Poth. (tom)

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