Landgericht KölnElfmal mit Messer zugestochen - Leverkusener beruft sich auf Notwehr

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Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Leverkusen – Alkohol, Sex und ein Messer – das sind die Zutaten für den Prozess wegen versuchten Totschlags gegen Lukas A. (Name geändert), der seit Mittwoch auf der Anklagebank des Kölner Landgerichts sitzt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, am 7. November 2015 während eines Streits mit Patrick B. (Name geändert) mindestens elfmal mit einem Messer auf diesen eingestochen zu haben.

Bei dem Streit am Busbahnhof in Opladen ging es laut Anklage um ein Verhältnis des 33-jährigen Angeklagten aus Opladen mit der 32 Jahre alten Partnerin des Opfers, Doris A. (Name geändert). Der 1,86 Meter große, 120 Kilo schwere und für seine Gewalttaten polizeibekannte B. wollte demnach den Nebenbuhler zur Rede stellen, dabei kam es zum Schlagabtausch. B.  habe sich in der Folge bei der Schlägerei von dem mutmaßlichen Täter abgewandt, als er sah, dass dieser ein Messer in der Hand hielt. Der Angeklagte habe die Situation ausgenutzt, um mit dem Messer auf das Opfer einzustechen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Lukas A. erst aufhörte, als er dachte, die von ihm zugefügten Stichwunden seien tödlich. Patrick B. überlebte und lag in der Folge mehrere Tage im Koma.

Am Mittwoch räumte der Angeklagte die Tat ein, berief sich aber auf Notwehr. Ein Polizeibeamter, der beim Tatgeschehen vor Ort war, bestätigte, dass das 33-jährige Opfer aus Burscheid die ersten Schläge ausgeteilt habe. Am Donnerstag sagten Patrick B. und Doris A. als Zeugen aus und offenbarten Erinnerungslücken, die nicht nur den Wirrungen nach der Bluttat, sondern auch einem exzessiven Alkoholkonsum geschuldet sein dürften.

Vor allem Patrick B. ließ Informationen aus, antwortete kryptisch auf Fragen, wechselte bei einem Sachverhalt von „definitiv“ über „glaube ich“ und „auf jeden Fall“ zu „weiß ich nicht“. Auch mit der Aussage seiner Partnerin hatte die Vorsitzende Richterin Ulrike Grave-Herkenrath ihre Mühe. Sie musste sowohl mit Patrick B. als auch mit Doris A. ein ums andere Mal den Tatverlauf durchgehen, darauf hinweisen, dass nicht die Zeugen über die Relevanz der Fragen entscheiden, und schaffte es trotzdem, etwas Klarheit in die trüben Erinnerungen zu bringen.

Flaschenweise Wodka

Das Paar berichtete mal mehr, mal weniger übereinstimmend, Patrick B. habe an diesem Tag eine SMS des Angeklagten an Doris A. mit eindeutig sexuellem Inhalt gelesen und ihn zur Rede stellen wollen. Zusammen seien sie nach Opladen gefahren, hätten sich zwischenzeitlich getrennt und am Busbahnhof wiedergetroffen. Über den Tag verteilt, habe B. schon eine bis anderthalb Flaschen Wodka getrunken gehabt. B.: „Zu der Zeit habe ich gesoffen wie ein Loch.“ Als seine Partnerin dann zu einer anderen  Bushaltestelle ging, kam es zur Auseinandersetzung mit Lukas A. An dieser Stelle setzt die Erinnerung des Opfers aus. Seine Partnerin habe gesehen, wie der Angeklagte auf B. zulief, und sich vom Geschehen abgewandt. Später sah sie dann die Füße ihres Partners aus dem Krankenwagen ragen.

Von den anderen Zeugen erhofft sich das Gericht an den nächsten Verhandlungstagen einen größeren Beitrag zur Wahrheitsfindung.

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