Respect CoachesMit Rollenspielen üben Schüler in Waldbröl das Vorgehen gegen Mobbing

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Die beiden Schauspieler Salina Sarhage (v.r.) und Henrik Fockel leiten an der Roseggerschule in Waldbröl einen Kurs, der Schülerinnen und Schüler gegen Mobbing wappnen soll. Hier sitzen sie mit den Kindern in einer Runde und diskutieren über ein Rollenspiel.

Die Schauspieler Salina Sarhage (v.r.) und Henrik Fockel leiten an der Roseggerschule in Waldbröl einen Kurs, der Schülerinnen und Schüler selbst zu „Respect Coaches“ machen soll. Organisiert wird dieser Kurs vom Internationalen Bund.

Mehr als 40 Kinder der Roseggerschule in Waldbröl haben jetzt an einem Training gegen Mobbing unterschiedlichster Art teilgenommen.

Am Ende ist nur noch die Kuh richtig, zu diesem Tier gesellt hat sich eine Blume. Die aber hat Robert nicht gemalt. Wenige Minuten zuvor steht der Sechstklässler an der Tafel, malt mit Kreide die Kuh, eine Eidechse, einen Baum mit Baumhaus, drei Vögel, ein Schaf. Dann darf Sahit gucken kommen, er muss sich alles einprägen. Nun gilt das Prinzip „Stille Post“: Einer sagt dem anderen, was er im Gedächtnis hat – so geht manches verloren, die Blume kommt hinzu.

Zeigen soll diese Übung den Kindern, wie rasch sich Gesagtes verselbstständigt, wie Gerüchten, sogar Lügen entstehen und Worte zu etwas werden können, das verletzen kann: Um Mobbing geht es in dieser Woche, die „Respect Coaches“ (Respekt-Trainer) des Internationalen Bundes sind in die Waldbröler Roseggerschule gekommen. Dazu gehören auch die Schauspieler Salina Sahrhage und Henrik Fockel vom „Trotz-Alledem-Theater“ in Bielefeld.

Zwei Schauspieler arbeiten in Waldbröl mit zwei Jahrgangsstufen

Diesmal arbeiten sie mit mehr als 40 Schülerinnen und Schülern aus den Jahrgangsstufen fünf und sechs der Förderschule mit den Schwerpunkten Soziale und Emotionale Entwicklung und Lernen, nachdem die Neun- bis Elfjährige das Stück „Die Geschichte von Lena“ erlebt haben, in dem ein Mädchen schmerzhaft erfährt, wie es ist ausgegrenzt und diskriminiert zu werden, weil es andere mit der Wahrheit nicht allzu genau genommen haben.

Dass dieses Programm nachwirkt, weiß Konrektorin Kerstin Claus-Ising: Ihre eigene Klasse hat es im vergangenen Jahr absolviert. „Unsere Kinder wissen, dass sie anders sind, dass jedes von ihnen sein eigenes Päckchen mitbringt“, sagt Claus-Ising und ergänzt, dass manches davon selbst bereits Opfer von Mobbing geworden sei. „An der Schule selbst aber ist die Toleranz riesig, die Kinder sind sehr kreativ darin, Konflikte zu vermeiden und Lösungen zu finden, sich gegenseitig zu akzeptieren.“

Und genau das führe sie auf das Programm des Internationalen Bundes zurück, an dem die Roseggerschule bereits fünfmal teilgenommen hat. Ungewiss ist allerdings die Zukunft: Finanziert werden die „Respect Coaches“ seit 2018 aus Mitteln des Bundesfamilienministeriums, die schon ab dem kommenden Jahr jedoch nicht mehr fließen sollen.

Für den 13. September ist daher ein Protesttag geplant, stattfinden soll er wohl auch in der Marktstadt. Neben der Roseggerschule haben bisher die städtische Realschule und die Gesamtschule in Waldbröl ebenfalls die „Respect Coaches“ eingeladen. Zahlen des Internationalen Bundes zufolge wird in Deutschland heute jeder zehnte Jugendliche Opfer von Mobbing.

Dem Bühnenstück folgen in den Klassenzimmern Übungen und Rollenspiele, so eben auch in der Klasse 6b von Lehrerin Barbara Frings. Nachdem alle erlebt haben, wie schwer es ist, sich exakt an Roberts Bilder zu erinnern, spielen die Mädchen und Jungen Szenen aus dem Stück der dänischen Autoren Kira Elhauge und Michael Ramløse nach, in denen es um das Leid der Protagonistin Lena geht. Es heißt, sie stinke. Und das stimmt tatsächlich nur am Anfang, denn das Mädchen ist in einen Kuhfladen getreten.

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