Nasse FelderWelche Folgen hat der Dauerregen für Landwirte und andere Oberberger?

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Nasses Getreide steht auf einem Feld und lässt die Ähren hängen. Das feuchte Wetter behindert Landwirte bei der Ernte.

Den Weizenfeldern tut der aktuelle Dauerregen nicht gut. Das Getreide eignet sich nach der Ernte vermutlich nur noch als Futtermittel.

Vor allem Ackerbauern bereitet der viele Regen Sorge. In Eisdielen und Freibädern bleiben Kunden weg. Grünlandbetriebe atmen dagegen auf.

So hatten sich die Schülerinnen und Schüler die letzten beiden Wochen ihrer Sommerferien wohl eher nicht vorgestellt. Seit zwei Wochen hat sich auch im Oberbergischen Kreis der Regen breit gemacht. Und auch in den kommenden Tagen scheinen die dunklen Regenwolken nicht abzuziehen. Was anfangs nur lästiges Nass war, sorgt nun für die ersten negativen Folgen.

„Vor allem für die wenigen Bauern im Oberbergischen, die auch Ackerflächen besitzen, ist der Dauerregen der vergangenen beiden Wochen schwierig. Der Weizen fängt durch den permanent nassen Boden an, neu auszutreiben. Dadurch verliert der Weizen an Qualität“, erklärt Franz Bellinghausen, selbst Landwirt in Engelskirchen und Vorsitzender der Kreisbauernschaft im Oberbergischen Kreis.

Dauerregen: Weizen eignet sich wegen Nässe nur noch als Futtermittel

An eine kurzfristige Ernte ist jedoch nicht zu denken. Der Boden ist zu nass für die schweren Dreschmaschinen. Ackerbauern bleibt somit nur abzuwarten, bis es aufhört zu regnen. „Wenn dann wieder geerntet werden kann, muss der nasse Weizen erstmal richtig getrocknet werden. Im besten Falle kann er dann noch als Futter verwendet werden“, so Bellinghausen weiter. Zum Backen scheidet der Weizen aus.

Für die Grünlandbetriebe, von denen es in Oberberg viele gibt, sei der Regen dagegen ein Segen, sagt Bellinghausen. „Der Regen war dringend notwendig, nur die Verteilung hätte etwas besser sein können. Es wäre gut gewesen, wenn es auch in der ersten Juli-Hälfte mal geregnet hätte. Da war es zu trocken“, so der Landwirt.

Kühen auf den Weiden macht regnerisches Wetter nichts aus

Nichts aus mache der Regen übrigens den Kühen auf den Weiden. „Die freuen sich, dass sie endlich wieder frisches und saftig grünes Gras fressen können statt vertrocknetes Gras“, sagt Bellinghausen und erklärt: „Kühe mögen es zwar nicht so gerne, wenn ihnen der Regen auf den Rücken tropft, aber schaden tut ihnen das nicht. Sie stellen sich dann meist von selbst einfach unter Bäumen unter.“

Regne es allerdings noch weitere zwei bis vier Wochen so extrem wie derzeit, könne die Nässe auch für die Grünlandbetriebe kritisch werden, ergänzt Bellinghausen. Denn: Das Gras wächst durch den vielen Regen schneller und muss gemäht werden. Ist es jedoch nass, wird es schnell faul und ist unbrauchbar. Viele der Landwirte in Oberberg hätten jedoch die trockene Periode Anfang Juli genutzt und genügend gemäht, sodass noch Vorräte vorhanden sind. „Unter Zugzwang sind wir noch nicht“, sagt der Landwirt und betont: „In der Landwirtschaft sind wir nun mal abhängig vom Wetter.“

Abhängig vom Wetter ist auch die Familie Martini, die mehrere Eiscafés in Gummersbach betreibt. Eis wolle bei diesem „Sauwetter“, wie Eisdieleninhaber Giuseppe Martini es bezeichnet, kaum jemand essen. „Zurzeit kommen deutlich weniger Kunden zu uns, das tut uns natürlich weh und ist auch finanziell nicht gut für uns“, sagt er.

Mit Waffeln, warmen Crêpes und heißem Kaffee lockt Familie Martini dann aber doch noch den ein oder anderen in ihr Eiscafé. Und auch einige Kinder lassen sich die Ferien offenbar nicht vom Regen vermiesen und gönnen sich auch bei kühlen Temperaturen die Kugel Eis, verrät Martini, der auf Sonnentage hofft.

Stammgäste kommen trotz Regen ins Bielsteiner Freibad

Nicht vom Regen vermiesen lassen sich auch die Stammgäste des Bielsteiner Freibads in Wiehl ihre morgendliche Schwimmroutine. An diesem Vormittag zählt das Freibadteam trotz kräftiger Regenschauer rund 20 tapfere Badegäste im Freibad. Bei sommerlichen Temperaturen wäre das Bad in den Ferien jedoch deutlich voller.

Ob sich der Dauerregen der vergangenen Wochen auch finanziell bemerkbar macht, das werde sich aber erst am Ende der Saison zeigen.


Auch vor 200 Jahren gab es Wetterextreme in Oberberg

Dass das Wetter im Oberbergischen Kreis auch im 19. Jahrhundert schon einige Extreme zeigte, daran erinnert unser Leser Reinhard Dick. Er weist auf einen Eintrag des damaligen Pfarrers Milchsack aus Nümbrecht-Marienberghausen hin, indem dieser 1832 über einen besonders trockenen Sommer berichtete. Der Pfarrer schrieb vor 200 Jahren in das Taufregister der Kirchengemeinde:

„1822 erfolgte auf einen nassen Herbst und Winter ein sehr trockener Sommer. Viele Brunnen versiegten ganz und die Flüsse wurden so klein, dass die darin liegenden Werke still stehen mussten und die Müller nur noch das Notdürftigste mahlen konnten. Durch die anhaltende Dürre wurde besonders das Wachstum des Hafers verhindert. Derselbe blieb sowohl am Stroh als auch am Korn klein. Ersteres verursachte zwar Teuerung des Viehfutters und letzteres hingegen wurde durch die sehr reiche Kartoffelernte überschüssig ersetzt.“ 

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