Diskussionsabend in BensbergDer Koran als Friedensbotschaft

Lesezeit 3 Minuten
Einer der Gäste der Veranstaltung: Gladbachs Stellvertretender Bürgermeister Josef Willnecker (Bildmitte).

Einer der Gäste der Veranstaltung: Gladbachs Stellvertretender Bürgermeister Josef Willnecker (Bildmitte).

Bergisch Gladbach – Im Bensberger Ratssaal war am Donnerstagabend alles anders. Zum Beispiel der Geruch. Gleich beim Eintritt zog dem Besucher ein süßlicher Parfümduft in die Nase. Ein wenig erinnerte das an Asien-Geschäfte mit diesem typischen Räucherstäbchenduft. Begleitet wurden die Gäste beim Eintritt in den Saal von freundlichen, in Weiß gekleideten jungen Männern. Die gehören zur Gladbacher islamischen Ahmadiyya-Gemeinde, die zur Veranstaltung „Stoppt den Terror“ eingeladen hatte. Mit der Ankündigung, über den wahren Islam zu berichten.

Mohamed habe Gewalt nur zur Verteidigung erlaubt

Und der ist nach der Auslegung der Ahmadiyya-Gemeinde pazifistisch – mit Hinweis auf den Koran. Der Religionsstifter Mohamed habe Gewalt nur zur Verteidigung erlaubt und so auch gelebt. Dabei sei er als echter Prophet direkt von Gott geleitet gewesen. Deshalb auch die unglaublichen Erfolge seiner Streitmacht, die fast immer gegen zahlenmäßig weit überlegene Gegner angetreten sei.

Cengiz Varli von der Ahmadiyya-Gemeinde aus dem sauerländischen Lüdenscheid referierte über den friedlichen Islam.

Cengiz Varli von der Ahmadiyya-Gemeinde aus dem sauerländischen Lüdenscheid referierte über den friedlichen Islam.

Cengiz Varli von der Ahmadiyya-Gemeinde im sauerländischen Lüdenscheid referierte über den Koran und betonte dessen ausschließlich friedfertige Botschaft. Wer Gewalt predige, der missachte die Botschaft des Propheten. Terror im Namen des Islam zu verbreiten sei ein Widerspruch in sich. Und ein Selbstmordattentat erst recht, denn der Koran verurteile den Selbstmord. Der Koran werde, so die Botschaft im Bensberger Ratssaal, von einigen Politikern und Machthabern missbraucht.

Vom Publikum wurde kritisch nachgefragt

Der Koran als Friedensbotschaft? Da wurde vom Publikum kritisch nachgefragt. Schließlich gebe es doch Stellen im Koran, die weniger friedfertig seien – oder zumindest interpretierbar. Nein, so die Botschaft vom Podium, der Koran sei nicht zu interpretieren, jedes Wort stamme ja direkt von Gott. Wie könne das denn interpretierbar sein? Andere islamische Religionsgemeinschaften interpretieren also den Koran nicht falsch, sie verstehen ihn falsch. Solche Aussagen lösten beim Publikum schon Kopfschütteln aus. Und bei Geschichten zum Christentum – Jesus’ Grab wurde in Indien verortet – hätte ein anderes Publikum wahrscheinlich lautstark protestiert.

Aber das Bensberger Publikum war vor allem dankbar und froh, dass es eine islamische Religionsgemeinschaft in der Stadt gibt, von der definitiv keine Gefahr ausgeht. Die rund 200 Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde in Bensberg leben nach ihrem Motto „Liebe für alle und Hass für keinen“. Sie lehnen nicht nur Gewalt ab, sondern bekennen sich auch zur bundesdeutschen Verfassung.

Eine islamische Rechtsprechung gibt es für sie nicht

Für sie ist der Glaube eine persönliche, spirituelle Erfahrung. Eine islamische Rechtsprechung gibt es für sie nicht. Die Ahmadiyyas verstehen sich als islamische Reformgemeinde. Diese wurde 1889 im damaligen Britisch-Indien von Mirza Ghulam Ahmad gegründet, der sich zum Mahdi erklärte, einer von Teilen der Muslime erwarteten Messiasgestalt. In Staaten wie Saudi-Arabien oder auch Pakistan werden die Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde verfolgt.

Nach den Vorträgen wurde bei einem Büfett weiter diskutiert. Shahab Khan, der Sprecher der Bensberger Gemeinde, zog nach der Veranstaltung eine rundum positive Bilanz. „Wir haben mit netten, offenen Menschen gesprochen und konnten zeigen, dass wir genauso Opfer des Terrors sind wie jeder andere Deutsche auch.“ Eine kritische, fundierte Auseinandersetzung mit der Lehre des Korans sei es sicher nicht gewesen – „aber das war für diesen Abend auch nicht geplant“.

KStA abonnieren